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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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geschickt hatte.
    Gott im Himmel, ich wollte nicht mehr.
    Ich wandte mich von Jake ab, die Hände vors Gesicht geschlagen. Er legte die Arme um mich und hielt mich, bis ich in einen Schlaf hinüberglitt, der voller Schatten und Nebel war.
    Ich wachte völlig fertig mitten in der Nacht auf. Ich wusste, dass ich traurig war, aber nicht wirklich, warum.
    Dann sah ich Mrs Cheadles liebes Gesicht vor mir.
    Das war nicht fair! Ich seufzte und strich mit der Hand über Jakes Haar, das vom Schlafen ganz wirr war. Es war lieb von ihm gewesen, herzukommen und es mir selbst zu sagen. Seine nette Art zählte mehr als so ziemlich alles andere.
    Ich tapste zum Bad, schloss die Tür und rief Lauria vom Wandtelefon aus an.
    Ich erzählte ihr von Mrs Cheadle. Sagte ihr, sie könne der Liste des Schnitters ein weiteres Opfer hinzufügen. Ich sagte ihr auch, sie müsse mich undercover bei der Zeitschrift einsetzen. »Tut mir leid, Tally. Nein.«
    Ich erwog das Für und Wider. »Ich bedaure, das sagen zu müssen, aber entweder komme ich bei der Zeitschrift unter oder ich gehe an die Öffentlichkeit.«
    »Das werden Sie nicht tun«, sagte Lauria.
    »Also gut, ich tue es nicht. Aber ich reiße mir diese verdammte Perücke vom Kopf und spiele selbst den Köder.«
    »Erpressung nützt doch nichts.«
    »Das ist mir scheißegal, Kathleen.« Ich hielt die Tränen zurück und schluckte heftig. »Ich bin die Richtige, um das durchzuziehen.«
    »Ich lasse Sie so schnell verhaften, dass Sie nicht mal Piep sagen können.«
    »Das sind doch leere Drohungen.«
    »Sie sind einfach nicht objektiv«, sagte sie, und ihre Stimme wurde sanfter. »Sie sind viel zu stark involviert in die Sache.«
    »Damit kann ich umgehen. Glauben Sie mir. Das ist ein Spaziergang im Vergleich zur Ermordung meines Vaters. Aber es ist Ihre Wahl. Entweder ich mach das als Emma oder ich werde wieder Tally, damit der Schnitter kommt und mich holt.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Verdammt und zugenäht, Kath, Sie geben mir überhaupt keine Chance. Lassen Sie mich da hin.«
    Stille, dann: »Nein.« Sie legte auf.

39
    Jake war wach, als ich aus dem Bad zurückkam, und wir liebten uns. Danach schlief er sofort ein. Ich wälzte mich hin und her und nahm schließlich eines der Bücher über Serienmörder mit ins Bad, um dort zu lesen, ohne Jake aufzuwecken. Und ich weinte. Um Mrs Cheadle. Um Chesa. Um Reen und Della und Elizabeth, um Moira, Inez und Patricia. Und um all die Frauen, die keine Aussicht auf eine Zukunft gehabt hatten, weil irgendein Verrückter dachte, er müsse alles Perfekte zusammentragen.
    Wir waren kurz davor, ihn zu schnappen.
    Ich sah mich in der Umarmung des Schnitters, und das machte mir Angst. Ich wollte fort, hin zu Palmen, Calypso-Musik und schneeweißen Stränden. Kathleen hatte recht. Ich sollte das hier nicht mitmachen.
    Aber wenn nicht ich, wer dann? Das Ego. Hier sprach mein Ego. Aber ich war verdammt noch mal anders als die Cops, das fbi , als Kathleen, Kranak oder sonst wer von denen. Weil ich Gefühle zuließ, genau wie ich es in meinen Lehrgängen für Polizisten unterrichtete.
    Dabei hatte ich nicht einmal gespürt, dass er es war an jenem Tag im Park, als er einen fbi -Agenten spielte.
    Egal.
    Ich putzte mir die Zähne, duschte und trug »Emmas« Make-up auf. Als ich ihre Perücke aufsetzte, betrachtete ich Emma im Spiegel. Fühlte der Schnitter sich jedes Mal, wenn er eine neue Verkleidung anlegte, auch so – so verwandelt?
    Ich berührte meine Brüste, die von Jakes Lippen und Händen noch angenehm wund waren, und umwickelte sie dann mit der elastischen Bandage.
    Fanden Männer mich als Emma hübsch? Verführerisch? Begehrenswert?
    Selbst mit den bandagierten Brüsten fand ich, dass Emma mehr Sex-Appeal hatte als Tally.
    Warum?
    Ich musste es tun, oder etwa nicht? Ich musste den Schnitter kriegen, nicht wahr? So gern ich mich auch verkrochen hätte, konnte ich doch die Toten nicht im Stich lassen.
    Ich ließ Jake schlafend auf dem Bett zurück, einen Zettel auf dem Kissen. Ich grüßte meinen fbi -Wachhund, als ich die Treppe zum Speisesaal hinuntertapste. Ich bestellte French Toast mit Bacon und trank Kaffee, während ich Jenny Case von dem Handy aus anrief, das mir das fbi zur Verfügung gestellt hatte.
    Ich deutete an, dass es sich um einen vom fbi eingefädelten Deal handelte. Sie stimmte zu, dass ich mich als Bürokraft bei Magazine Media Resources versuchte. Ich würde sie um halb neun dort treffen.
    Ich hing weiter am Frühstückstisch herum

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