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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Fremder. Der erzählte mir, daß er Euern Sohn vor langer Zeit einmal getroffen habe.«
    »Vielleicht war das zu der Zeit, als Michel tatsächlich noch lebte.« »Es ist fünf Jahre her.«
    »Fünf — fünf Jahre? Seid Ihr sicher, daß sich der Fremde nicht geirrt hat? Weshalb kommt er nicht selbst?«
    »Ihr müßt stark sein, Herr Baum. Euer Sohn kommt vielleicht in den nächsten Tagen in Kassel an.«
    Andreas ließ sich langsam auf einen Stuhl sinken. Seine Blicke wanderten an dem Gesicht Jehus
vorbei und blieben an dem an der Wand hängenden Degen haften. Dann wanderten sie zu dem
Gesicht des jungen Mannes zurück und verweilten dort.
»Er kommt also zurück?«
»Ja. Werdet Ihr den Schreck überstehen?«
»Ihr habt mich ja gut vorbereitet«, lächelte Andreas jetzt.
    »Ja — hm — ja, seht, das ist gar nicht so einfach. Fast ist mir vor Angst meine Kehle wie zugeschnürt; denn ich muß Euch jetzt noch mehr sagen.« Der alte Andreas fuhr auf.
    »So sprecht doch! Ich bin kein kleines Kind. Ist dem Jungen etwas zugestoßen?«
    »Nein. Aber seine Ankunft könnte vielleicht noch früher liegen. Vielleicht — vielleicht — ist —
er gar schon da.«
Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust des Alten.
»Vielleicht?« fragte er aufgeregt. »Sagt doch, junger Mann, was Ihr wißt. Er ist schon da, nicht
wahr? Weshalb kommt er nicht?«
Jehu atmete auf.
»Ihr habt recht, Herr Baum. Er ist da. Und er hat mich vorgeschickt, um Euch vorzubereiten. Er
wollte die plötzliche Überraschung nicht riskieren. Außerdem läßt er Euch bitten, jedermann
gegenüber Stillschweigen zu bewahren.«
»Er soll kommen! Er soll nur kommen, der Junge.«
    »Am besten wird es sein, Ihr schließt den Laden und geht in die Wohnung. Er wird nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Ja, ja«, antwortete Andreas hastig. »Geht zu ihm. junger Mann, geht zu ihm und sagt ihm, daß ich ihn mit großer Ungeduld erwarte. — So geht doch schon!« Jehu nickte und verließ eilig den Laden.

    42

    »Eskadron — links brecht ab, marsch! Wachtmeister, abrücken zum Stalldienst!« rief Richard Baum. Er selbst wandte sein Pferd und ritt dem Hügel zu, auf dem Major von Eberstein hielt. Mit einer Handbewegung entließ dieser die ihn umgebenden Offiziere. Dann ritten die beiden nebeneinander her.
    »Höre, Richard, du mußt mir heute nochmals einen Freundschaftsdienst erweisen«, meinte
Eberstein.
Richard Baum schüttelte den Kopf.
    »Nein, das kannst du nicht von mir verlangen. Der Schreck steckt mir noch in allen Gliedern. Es ist doch ein starkes Stück, was sich dein Alter da geleistet hat. Man kann vieles riskieren; aber man darf doch einen Menschen nicht in den Tod treiben.«
    »Mein Gott, Abraham Hirschfelder war alt und schwach. Was kann schließlich mein Vater dafür, wenn ihn der Schlag traf?«
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich weiß ja nicht, was vorgefallen ist; aber ich bin mir doch klar darüber, daß der alte Jude unseren Trick durchschaute. Wahrscheinlich war er so entsetzt, daß er — daß er —, ich wage es kaum auszusprechen.«
    »Herrgott, hör doch damit auf! Geschehen ist geschehen. Wir können es nicht ändern. Trotzdem mußt du mir noch einmal helfen. Deinem Geschick ist es zu verdanken, daß ich auf
    verhältnismäßig leichte Weise von der kleinen Jüdin loskam. Alles in mir drängt zu Charlotte
Eck. Das weißt du. Sie muß meine Frau werden.«
»Was kann ich dabei tun?«
    »Wir spielen dieselbe Rolle noch einmal; aber diesmal mit vertauschten Akteuren. Ich werde sie nachher abholen. Dann werde ich mit ihr ausreifen. Dort, wo der Reitweg in den Park einmündet, hältst du dich verborgen. Ich werde Charlotte auffordern abzusteigen, um ein Stück zu Fuß neben ihr herzugehen. Dann, wenn die Gelegenheit passend ist, nehme ich sie in meine Arme und küsse sie. Das ist der Moment deines Auftritts. Du erscheinst wie zufällig und gratulierst uns zur Verlobung. Sie wird eine Kompromittierung nicht in Kauf nehmen; denn sie wird sich sagen, daß du im Offizierskorps nicht den Mund halten wirst. So werde ich endlich ihr Jawort erhalten. Daß ich es nicht anders bekommen kann, ist ja nur ihrer Unentschlossenheit zuzuschreiben. In Wirklichkeit liebt sie mich ja.«
    »Methoden hast du«, sagte Richard Baum, und er konnte nicht verhindern, daß ein Ton der
Bewunderung in seiner Stimme mitschwang.
»Tust du mir den Gefallen nun?«
    »Meinetwegen. Aber verlaß dich drauf, es ist der letzte dieser Art.« »Bestimmt«, sagte Rudolf von

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