Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
anschaue, könnte ich … Warte hier, bleib so stehen, dann können wir an der gleichen Stelle weitermachen,
nachdem ich den Menschen, der da an der Tür ist, umgelegt habe. Ich brauche nur eine Minute, um ihn zu ermorden.«
»Ich habe eine Pistole dabei«, meinte sie.
Ein wenig gequält lachte er auf. »Danke, aber das schaffe ich auch mit bloßen Händen. Verschwinde nicht, überleg es dir nicht anders. Tu am besten gar nichts.«
Sie grinste ihn an und legte die Hand aufs Herz. Er war wirklich gut, dachte sie. Genau genommen sogar außergewöhnlich. Ein Mann, der so küssen konnte … Reena war überzeugt, dass er mit den Händen ähnlich geschickt und ein wunderbarer Liebhaber war. Doch wenn sie sich ein wenig beruhigte und es sich genauer überlegte, war es vielleicht doch eine gute Idee, das Ganze nach oben zu verlegen.
Sie warf ihr Haar zurück und ging los, um nachzusehen, ob er den Störenfried bereits verscheucht hatte.
Bo stand in der Tür und hielt einen hübschen zierlichen Rotschopf in den Armen. Es war die Frau, die Reena bereits bei der Beerdigung gesehen hatte. Nun ruhte ihr Kopf an Bos Schulter, und ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern erschüttert.
»Ich fühle mich so elend, Bo. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch so darunter leiden würde. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
»Schon gut. Komm rein, damit ich die Tür zumachen kann.«
»Es ist albern, und ich führe mich lächerlich auf, aber ich bin einfach ratlos.«
»Es ist nicht albern. Komm schon, Mandy …« Seine Stimme erstarb, als er Reena bemerkte. Sie stellte fest, dass sich nacheinander eine Reihe von Gefühlen in seinem Gesicht malte: Erstaunen, Verlegenheit, schlechtes Gewissen, Leugnen. »Äh … äh … tja …«
Mandy strömten weiter die Tränen übers Gesicht. Sie
starrte Reena an, machte sich dann von Bo los und errötete so heftig, dass sich ihre Gesichtsfarbe der ihres Haars anglich. »Tut mir leid, tut mir wirklich leid. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Wie konnte ich nur so dumm sein. Entschuldigt. Ich verschwinde.«
»Schon gut. Ich wollte gerade gehen.« Nichts wie raus hier, das war ja mehr als peinlich!
»Nein, ich gehe.« Mandy wischte sich mit beiden Händen die tränennassen Wangen ab. »Tut einfach so, als wäre ich nie hier gewesen. Normalerweise benehme ich mich nämlich nicht so.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Wirklich nicht. Ich habe mir nur das Haus angesehen. Ich wohne nebenan. Reena Hale.«
»Mandy … Reena?«, wiederholte sie. »Ich kenne dich.« Sie zog die Nase hoch und wischte noch ein paar Tränen weg. »Das heißt, eigentlich nicht wirklich. Ich habe zur gleichen Zeit wie du in Maryland studiert und eine Etage unter Josh Bolton gewohnt. Wir sind uns einmal kurz begegnet, bevor er …« Ihre Stimme erstarb, und sie verzog das Gesicht. »O Gott, ich bin total durch den Wind.«
»Du kanntest Josh?«
»Ja.« Sie schlug die Hand vor den Mund und wiegte sich hin und her. »Die Welt ist klein und ziemlich grausam, findest du nicht?«
»Manchmal. Ich muss jetzt aber wirklich los.«
»Könntest du einen Moment warten, Mandy?«, begann Bo, aber Reena schüttelte bereits den Kopf und ging zur Tür.
»Nein, schon in Ordnung. Wir unterhalten uns später.« Sie hastete durch den immer noch andauernden Nieselregen.
»Es tut mir so leid. Ich hätte vorher anrufen oder mich sinnlos betrinken sollen. Lauf ihr nach.«
Aber er wusste, dass die Stimmung verdorben war.
Außerdem hatte er Reenas Gesicht gesehen, als Josh Boltons Name fiel. Es hatte sich nicht nur Erstaunen darin abgezeichnet, sondern auch Trauer. »Schon gut. Komm, wir setzen uns.«
Vielleicht war heute einfach nicht ihr Tag. Es konnte auch am Wein oder am Regen liegen. Doch nachdem Reena sich ein Bad eingelassen hatte, schenkte sie sich noch ein Glas Wein ein und setzte sich in die Wanne. Und weinte. Ihr Herz, ihr Kopf und ihr Bauch schmerzten vor Trauer, und als sie alle Tränen vergossen hatte, fühlte sie sich wie betäubt und schwindelig.
Sie trocknete sich ab und zog eine dünne Flanellhose und ein T-Shirt an, bevor sie nach unten ging, um sich ein einsames Abendessen zuzubereiten.
Ihre Küche wirkte düster und leblos auf sie. Einsam, dachte sie, so einsam, dass es schon beklemmend war.
Vom Wein, vom Regen und vermutlich auch von den vielen Tränen hatte sie leichte Kopfschmerzen. Anstatt sich etwas zu kochen, holte sie eines der Lebensmittelpakete ihrer Mutter aus dem Kühlschrank und
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