Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
strich er mit dem Daumen über das kleine Muttermal an ihrem Mund. »Soll ich morgen Abend etwas für dich kochen?«
Während Reena einen Behälter für die Suppe suchte, lächelte sie ihm zu. »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.«
Als sie schlafen ging, brannte in seinem Wohnzimmer noch Licht. Saß er vor seinem riesigen Fernseher?, fragte
sie sich. Hatte er seiner Freundin in der Stunde der Not sein Bett überlassen?
Hoffentlich hatten Minestrone und Fürsorge sie wieder ein wenig aufgemuntert.
Ihr wurde klar, dass sie noch nie einen gleichaltrigen männlichen Freund gehabt hatte, der so viel für sie getan hätte. Die Männer in ihrem Leben waren stets Verwandte, Lehrer wie John, Kollegen und Bekannte gewesen. Oder Liebhaber.
Es war eine ganz neue und interessante Erfahrung, sich mit einem Mann anzufreunden, bevor man mit ihm ins Bett ging oder sich von ihm abschleppen ließ.
Reena löschte das Licht, schloss die Augen und freute sich auf den Schlaf, um sich von diesem anstrengenden Tag zu erholen.
Es war kurz vor drei Uhr morgens, als ihr Telefon läutete. Reena fuhr hoch und knipste das Licht an, bevor sie nach dem Hörer griff. Obwohl sie es in ihrem Beruf eigentlich gewöhnt war, bekam sie bei Anrufen mitten in der Nacht immer noch Herzklopfen, da sie sofort befürchtete, einem Familienmitglied oder einem anderen geliebten Menschen könnte etwas Tragisches zugestoßen sein.
»Ja, hallo.«
»Ich habe eine Überraschung für dich.«
Reena stellte fest, dass ihr die von der Rufnummernerkennung angezeigte Nummer fremd war, und konzentrierte sich auf die Stimme. Sie war leise, ein wenig rau und eindeutig die eines Mannes. »Was? Haben Sie sich vielleicht verwählt?«
»Eine große Überraschung. Gleich kommt sie. Ich hole mir gerade einen runter und denke an dich.«
»Ach du meine Güte. Wenn Sie schon jemanden mit einem dämlichen obszönen Anruf wecken müssen, dann suchen Sie das nächste Mal keine Polizistin aus!«
Sie legte auf und notierte sich die Nummer und den Zeitpunkt des Anrufs.
Dann machte sie das Licht aus, schlief wieder ein und vergaß die Sache.
Kapitel 17
R eena hatte schon lange keinen Blick mehr in Joshua Boltons Fallakte geworfen, und sie wusste auch nicht, warum sie es ausgerechnet heute tat. Schließlich gab es keine neuen Erkenntnisse, und außerdem war die Akte schon seit Jahren geschlossen, denn Polizei und Gerichtsmedizin waren von einem Unfalltod ausgegangen.
Damals war man auf keinerlei Verdachtsmomente gestoßen. Es gab keine Einbruchsspuren, und die Kopfverletzungen konnten genauso gut von einem Sturz herrühren. Nichts war gestohlen oder beschädigt worden. Offenbar hatte der junge Mann im Bett geraucht und war dabei eingeschlafen.
Nur dass Josh, soweit Reena wusste, Nichtraucher gewesen war.
Dennoch hatte die Spurensicherung ein Zigarettenpäckchen und ein Streichholzbriefchen, beides mit seinen Fingerabdrücken, entdeckt, und dieser Fund hatte schwerer gewogen als die Aussage seiner Freundin, die beteuert hatte, das Opfer habe nie eine Zigarette angerührt.
Vermutlich hätte sie selbst genauso reagiert, sagte sich Reena, als sie die Berichte noch einmal las. Sie hätte sicherlich dieselben Schlüsse gezogen, wäre zu einem gleichlautenden Ergebnis gekommen und hätte die Akte geschlossen.
Allerdings hatte sie sich nie endgültig damit abgefunden, und sie konnte es bis heute nicht.
Reena studierte immer noch den Bericht und hatte die Tatortfotos auf dem Schreibtisch ausgebreitet, als das Telefon läutete.
»Branddezernat, Detective Hale.«
»Reena? Hier spricht Amanda Greenburg. Mandy. Wir sind uns … in einer ziemlich peinlichen Situation begegnet. Gestern Abend bei Bo.«
»Ja, ich erinnere mich.« Reena starrte auf das Foto, das zeigte, was das Feuer aus ihrem Freund gemacht hatte.
»Wie hättest du das auch vergessen können? Pass auf, ich wollte mich nur entschuldigen.«
»Das ist wirklich nicht nötig.« Sie berührte das Foto von Josh.
»Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht Zeit hättest, dich mit mir zu treffen. Ich würde gerne mit dir reden, wenn das geht.«
»Klar. Wann?«
»Was hältst du von jetzt gleich?«
Da das Wetter schön war, sicherte sich Reena einen Tisch auf der Terrasse eines kleinen Cafés, nur fünf Minuten vom Revier entfernt. Kaum hatte sie Platz genommen, als sie Mandy schon auf sich zueilen sah. Eine große quadratische Umhängetasche schlug gegen ihre Hüfte.
Ihr Haar war grellrot gefärbt, und ihr
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