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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kennengelernt.«
    Der Löffel fiel klappernd in den Topf, als sie herumfuhr. »Du kanntest Josh?«
    »Nicht wirklich, ich habe ihn nur einmal getroffen, und zwar an dem Tag, an dem er starb. Es war auch der Tag, an dem ich Mandy kennengelernt habe. Ein Blind Date, eine Verabredung zu viert mit Brad und dem Mädchen, mit dem er damals ging. Als wir Mandy abholten, kam Josh gerade die Treppe hinunter. Er wollte zu einer Hochzeit.«
    »Mein Gott, Bellas Hochzeit.« Offenbar waren doch noch ein paar Tränen übrig, die ihr nun in den Augen brannten. »Die Hochzeit meiner Schwester.«
    »Ja. Er konnte seine Krawatte nicht richtig binden. Mandy hat ihm geholfen.«
    Eine Träne kullerte ihr über die Wange und landete in der Suppe. »Er war ein lieber Junge.«
    »Er hat mein Leben verändert.«
    Reena wischte sich die Tränen weg und sah Bo wieder an. Seine grünen Augen blickten nun nicht mehr träumerisch. »Was meinst du damit?«
    »Ich habe es damals ziemlich wild getrieben. Tja, wer hat das nicht getan? Aber ich hatte keine Ziele, schob alles auf die lange Bank und kriegte mein Leben einfach nicht in den Griff. Als ich an diesem Morgen nach der Verabredung mit Mandy aufgewacht bin – ich hatte sie abgesetzt und war anschließend noch auf einer Party gewesen –, hatte ich einen Kater, der sich gewaschen hat. Ich schlug
die Augen auf, sah den Saustall, in dem ich wohnte, und beschloss, sauber zu machen, Das tat ich etwa alle sechs Monate, wenn ich mich selbst nicht mehr ertragen konnte. Dann nahm ich mir auch jedes Mal fest vor, mich endlich um meine Zukunft zu kümmern – aber das wiederholte sich ebenfalls alle sechs Monate. Dann erschien Brad und erzählte mir, was dem Jungen zugestoßen war, der im selben Haus wohnte wie Mandy.«
    »Doch du kanntest ihn nicht.«
    »Nein, nicht persönlich. Aber …« Seine Stimme erstarb, und er schüttelte, offenbar in dem Versuch, sich für Reena verständlich auszudrücken, den Kopf. »Er war so alt wie ich und schon tot. Erst vor ein paar Stunden hatte ich gesehen, wie Mandy ihm die Krawatte gebunden hatte, und nun lebte er nicht mehr. Er würde nie mehr die Chance bekommen, sein Leben in den Griff zu kriegen, falls er das überhaupt nötig hatte. Er zieht seinen besten Anzug an, geht auf eine Hochzeit, und plötzlich, einfach so …«
    »Gibt es ihn nicht mehr«, flüsterte Reena.
    »Sein Leben war vorbei. Aus heiterem Himmel. Und was machte ich aus meinem? Ich warf es ebenso weg, wie mein Vater es mit seinem getan hatte.«
    Bo hielt inne und holte Luft. »Für mich war es wie eine Art Erleuchtung. Anstatt alles weiter vor mir herzuschieben, habe ich eine Firma gegründet und Brad dazu überredet, zusammen mit mir das erste Haus zu kaufen. Es war eine Bruchbude, und meine Großmutter hat uns ein wenig Geld geliehen. Noch nie im Leben habe ich so hart gearbeitet wie bei der Renovierung dieses Hauses. Als ich… verdammt, ich rede die ganze Zeit nur von mir.«
    »Das macht nichts. Erzähl weiter.«
    »Tja, und immer wenn ich an einen Punkt kam, an dem mich alles nur noch angekotzt hat, und ich mich fragte, warum ich mich bloß zehn bis zwölf Stunden pro Tag abschuftete,
habe ich an Josh gedacht und daran, dass er nie eine Chance hatte. Und ich habe die Erfahrung gemacht, was ich alles schaffen kann, wenn ich bei der Sache bleibe. Vielleicht hätte ich es so oder so hingekriegt, keine Ahnung. Jedenfalls habe ich ihn nie vergessen und auch nicht, dass sein Tod mein Leben verändert hat.«
    Reena stellte das Weinglas weg und rührte in der Suppe. »Das Schicksal kann einem manchmal ganz schön in den Hintern treten.«
    »Und ich möchte mir meine Chancen bei dir nicht verderben, Reena.«
    »Da besteht keine Gefahr.« Nachdem sie die Herdplatte abgeschaltet hatte, drehte sie sich zu ihm um. »Allerdings muss ich dich warnen, dass du es hier nicht mit einer Traumfrau zu tun hast. Ich habe, angefangen bei Josh bis hin zu dir, eine lange Reihe gescheiterter Kurzbeziehungen hinter mir. Schlechtes Urteilsvermögen, der falsche Zeitpunkt oder einfach nur Pech.«
    »Ich werde es riskieren.« Er kam näher und senkte den Kopf, um sie zu küssen. »Ich kann Mandy heute Nacht nicht allein lassen.«
    »Nein, das geht nicht. Genau das ist ja einer der Gründe, warum ich dir noch eine Chance gebe. Hier, nimm etwas von der Suppe mit. Wenn sie aufwacht, gibt es nichts Besseres als die Minestrone meiner Mutter, um die Sorgen zu vertreiben.«
    »Danke. Ich meine es ernst.« Nachdenklich

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