Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
sich, wie ihr gerade noch so lockeres Geplänkel eine so ernsthafte Wendung hatte nehmen können. »Es waren nicht viele, und es hat mir auch nichts bedeutet. Ich wollte nicht, dass mir jemand wichtig wird. Mich interessierten nur meine Arbeit und das dazu nötige Wissen. Studium, Ausbildung. Praktika, Forschung im Labor. Denn das Feuer brannte auch in mir und ließ nicht zu, dass mir jemand zu nahe kam.«
Sie seufzte auf. »Doch irgendwann kam da doch ein Typ,
für den ich etwas empfinden konnte. Wir waren noch nicht sicher, was daraus werden könnte. Und dann wurde er getötet.«
»Das muss ein schwerer Schlag gewesen sein. Du hattest wirklich eine Menge Pech.«
»Stimmt. Und wenn ich darüber nachdenke, bin ich vermutlich deshalb so verbittert geworden. Sobald jemand anfing, mir etwas zu bedeuten, habe ich ihn verloren.«
Er setzte sich zu ihr, nahm ihre Hand und liebkoste ihre Finger. Ein Spiel mit dem Feuer, dachte er. »Und was hat sich geändert?«
»Ich fürchte, es liegt an dir.«
»Du fürchtest?«
»Ja, ein bisschen schon. Ich möchte ehrlich zu dir sein. Zwischen uns entwickelt sich etwas, und das bedeutet für mich eine klare Entscheidung. Ich könnte nicht damit umgehen, wenn du dich mit anderen Frauen triffst.«
Er blickte von ihrer Hand auf und sah ihr in die Augen. »Du bist die einzige Frau, für die ich mich interessiere.«
»Ich erwarte, dass du den Mund aufmachst, falls das eines Tages nicht mehr so sein sollte.«
»Einverstanden, aber …«
»Einverstanden genügt mir.« Sie setzte sich rittlings auf seinen Schoß. »Belassen wir es für den Moment dabei.«
Alles wies auf einen typischen Küchenbrand hin: ein schreckliches Durcheinander, Qualm, Schäden, leichte Verletzungen.
»Die Ehefrau macht gerade Abendessen, brät Hühnchen auf dem Herd, geht einen Moment raus, das Fett entzündet sich und greift auf die Vorhänge über.« Steve wies mit dem Kopf auf die verkohlte Anrichte, die geschwärzten Wände und verbrannten Vorhangfetzen am Fenster.
»Ihrer Aussage nach hat sie geglaubt, die Herdplatte heruntergeschaltet zu haben, aber offenbar hat sie genau
das Gegenteil getan. Sie ist auf die Toilette gegangen, anschließend hat das Telefon geklingelt, und sie hat das Essen ganz vergessen, bis der Feuermelder Alarm gab. Als sie versuchte, den Brand selbst zu löschen, hat sie sich die Hände verbrannt. Sie hat Panik gekriegt, ist hinausgerannt und hat von den Nachbarn aus die Feuerwehr angerufen.«
»Hmmm.« Reena überquerte den verrußten Fußboden, um das Brandmuster an den Kacheln und den Unterschränken zu studieren. »Und der Notruf ging um halb fünf ein?«
»Um sechzehn Uhr sechsunddreißig.«
»Ein bisschen früh zum Essenkochen.« Sie betrachtete die Anrichte und die hässliche Spur, die das brennende Fett auf der Arbeitsfläche hinterlassen hatte. »Was genau ist hier passiert? Sie sagt also, sie hätte nach der Pfanne gegriffen, dabei das Fett auf der Anrichte verschüttet und das Ganze schließlich fallen lassen.« Sie beugte sich über die Pfanne, die nach fettigem Hühnchen roch.
»So ähnlich. Sie ist noch ziemlich durcheinander. Die Sanitäter versorgen gerade ihre Hände. Verbrennungen zweiten Grades.«
»Wahrscheinlich hat sie in ihrer Panik den hier vergessen.« O’Donnell klopfte auf den Haushaltsfeuerlöscher, der in der Besenkammer an der Wand hing.
»Die Flammen müssen ziemlich hoch geschlagen haben, um diese Vorhänge zu erreichen«, stellte Reena fest. »Das Huhn brät hier.« Sie stellte sich an den Herd. »Das muss ja ein tolles Feuer sein, wenn es einen halben Meter weit aus der Pfanne bis zu den Vorhängen springen kann. Offenbar haben wir es mit einer besonders schlampigen Köchin zu tun.« Reena wies auf die Kochfläche des Herdes. »Das Fett läuft erst in diese Richtung, macht dann plötzlich kehrt und spritzt an die Wand. Als ob es Augen hätte. Und dann – ach du meine Güte, wie konnte denn das passieren? – nehme ich die Pfanne, schleppe sie noch einen halben
Meter weiter in die entgegengesetzte Richtung und verteile noch ein bisschen Fett, bevor ich sie fallen lasse und davonlaufe.«
O’Donnell sah Reena schmunzelnd an. »Der Mensch verhält sich eben nicht immer vernünftig.«
»Ja, mag sein. Die Küchenschränke sind Schrott«, stellte Reena fest. »Die Arbeitsfläche ist abgenutzt und verkratzt. Billige, alte Geräte. Und der PVC-Boden hat schon vor dem Unglück bessere Tage gesehen.«
Sie blickte sich im Raum um. »Die
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