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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wir das Ganze aus der Vogelperspektive«, begann er.
    »Sie sind ja ein richtiger Künstler!«, rief Grace aus und wies auf die Kohlezeichnung, die Venedig darstellte und neben ihr an der Wand hing. »Wie Bianca.«
    »So gut bin ich längst nicht. Aber vielen Dank.«
    »Und dann die Säulen an den Ecken.« Sal spähte über den Rand seiner Lesebrille hinweg. »Elegant.«
    »Italienischer.«
    »Und teurer.«
    Mit einem Achselzucken widmete Bo sich seinem Salat. »Er kann auch gewöhnliche Holzpfeiler nehmen. Ich würde sie dann bemalen. In kräftigen Farben, damit es fröhlich wirkt.«
    »Zeichnen ist eine Sache, bauen eine andere. Haben Sie auch Arbeitsproben?«
    »Ich habe eine Mappe.«
    »In Ihrem Aktenkoffer?«
    Bo nickte und aß weiter, während Sal wieder eine auffordernde Geste machte.
    »Gib ist beschäftigt, aber er kommt gleich.« Bianca nahm neben ihrem Bruder Platz. »Oh, die Zeichnungen. Das ist ja wunderschön, Bo. Sie haben wirklich Talent.«
    »Ein Künstler«, sagte Grace mit einem bestätigenden Nicken. »Und Sal versucht gerade, ihn einzuschüchtern.«
    »Wieder mal typisch«, erwiderte Bianca. Es gelang ihr, nach einer Zeichnung zu greifen und ihrem Bruder gleichzeitig einen Rippenstoß zu versetzen. »Es ist größer, als ich mir vorgestellt und geplant hatte.«
    »Wir können es immer noch ändern …«
    »Nein, nein.« Sie unterbrach Bo mit einer Handbewegung. »So ist es viel besser. Siehst du, Sal? Du und Grace, ihr könntet an einem Abend wie diesem draußen sitzen. Hübsche kleine Lämpchen, Kletterpflanzen, warme Luft.«
    »Brütend heiß im August.«
    »Dann verkaufen wir mehr Mineralwasser.«
    »Eine zweite Küche bedeutet zusätzliche Angestellte, zusätzliche Kosten und zusätzlichen Ärger.«
    »Und mehr Umsatz.« Mit herausfordernder Miene sah Bianca ihren Bruder an. »Wer leitet dieses Lokal nun schon seit fünfunddreißig Jahren, du oder ich?«
    Er zog gleichmütig die Augenbrauen hoch.
    Während die Geschwister stritten – das nahm Bo wenigstens an, denn das Gespräch wurde zum Großteil auf Italienisch geführt und von dramatischen Gesten begleitet
 –, ging Bo auf Nummer sicher und widmete sich seinem Salat.
    Doch schon wenige Minuten später wurde ihm der Teller weggezogen und durch einen neuen mit überbackenen Spagetti ersetzt. Gib holte einen Stuhl und setzte sich zu ihnen. »Wo ist meine Tochter?«, fragte er Bo.
    »Äh … keine Ahnung. Ich war noch nicht zu Hause, aber sie meinte, sie müsse heute vermutlich länger arbeiten.«
    »Schau, Gib, was Bo für uns bauen will.«
    Gib nahm die Zeichnungen und zog eine Lesebrille aus der Hemdtasche. Dann musterte er die Entwürfe mit geschürzten Lippen. »Säulen?«
    »Sie können auch Pfeiler nehmen.«
    »Ich finde die Säulen besser«, verkündete Bianca entschlossen und drohte ihrem Bruder mit dem Finger, als dieser den Mund aufmachen wollte. »Basta!«
    »Das ist aufwändiger, als ich gedacht hatte.«
    »Und besser«, entgegnete Bianca mit einem drohenden Blick auf Gib. »Brauchst du eine neue Brille? Siehst du nicht, was du vor dir hast?«
    »Was ich nicht sehe, ist ein Preis.«
    Schweigend klappte Bo wieder den Aktenkoffer auf, förderte einen Kostenvoranschlag zutage und sah vergnügt zu, wie Gibs Augen sich entsetzt weiteten.
    »Das ist ziemlich viel Geld«, meinte Gib und drückte Sal das Blatt Papier in die ausgestreckte Hand.
    »Die Arbeitskosten sind ziemlich hoch.«
    »Das bin ich auch wert«, erwiderte Bo leichthin. »Allerdings bin ich bereit zu handeln. Die Spagetti sind köstlich, Bianca.«
    »Danke.«
    »Worum handeln?«, hakte Gib nach.
    »Warme Mahlzeiten. Wein.« Er grinste Bianca zu. »Ich arbeite auch für Cannoli. Und Mundpropaganda. Ich muss mich in dieser Gegend noch bekannt machen. Das Material
kann ich Ihnen zum Einkaufspreis überlassen. Außerdem könnten Sie die Kosten senken, indem Sie mir zur Hand gehen und beim Transport und Lackieren helfen.«
    Gib holte tief Luft durch die Nase. »Und wie viel würde ich dadurch sparen?«
    Bo nahm einen zweiten Kostenvoranschlag aus dem Koffer und reichte ihn Gib.
    Gib studierte die Aufstellung gründlich. »Offenbar haben Sie eine Schwäche für Cannoli.« Als er die Seite an Sal weitergeben wollte, kam Bianca ihm zuvor. »Dummkopf«, sagte sie auf Italienisch. »Er hat eine Schwäche für deine Tochter.«
    Gib lehnte sich zurück und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wann kannst du anfangen?«, fragte er. Und hielt Bo die Hand hin.

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