Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
dazu – das Geschirr sah wirklich schmutzig aus.
Mit breit gespreizten Beinen wie ein Revolverheld stellte er sich hin und wusch das Geschirr ab.
Nachdem er zuletzt auch noch die Arbeitsplatte abgewischt hatte, um Platz für das gespülte Geschirr zu schaffen, war endlich alles sauber, und er fühlte sich fast wieder normal.
Da er schon bei der Sache war, leerte er seinen Kühlschrank und wischte ihn aus. Er öffnete den Herd und fand eine Schachtel mit Resten, die wohl in dunkler Vergangenheit einmal eine Pizza Hawaii enthalten hatte.
»Meine Güte, du bist ein Schwein.«
Er fragte sich, ob er sich einen Schutzanzug besorgen sollte, bevor er sich im Bad an die Arbeit machte.
Fast vier Stunden, nachdem er aus dem Bett gekrochen war, hatte er zwei Bündel Wäsche in den Plastikkorb gesteckt, den er zum Transport benützte, zwei Tüten bis obenhin mit Müll vollgestopft, der jeder Beschreibung spottete, und besaß ein sauberes Apartment.
Als rechtschaffener Mann konnte er nun den Abfall hinunter zum Müllcontainer bringen.
Wieder oben angelangt, zog er seine Trainingshose aus, legte sie zur Schmutzwäsche und zog dann seine saubersten Jeans und ein einigermaßen ansehnliches T-Shirt an.
Er sammelte das Kleingeld ein, das er im und unter dem Bett, auf seinem einzigen Stuhl und in verschiedenen Taschen gefunden hatte. Dann setzte er die Sonnenbrille auf, von der gedacht hatte, er hätte sie vor Wochen verloren, und nahm seine Schlüssel.
Gerade als er den Korb mit der Wäsche hochheben wollte, klopfte es an der Tür.
Als er öffnete, kam Brad hereinmarschiert.
»Hi. Ich habe versucht, dich anzurufen …« Er brach ab und sah sich um. »Was zum Teufel…? Bin ich in einem anderen Universum gelandet?«
»Ich habe ein bisschen Hausarbeit gemacht.«
»Ein bisschen? Junge, hier könnte jetzt tatsächlich ein Mensch leben. Du hast ja sogar einen Stuhl.«
»Den hatte ich schon immer. Er war nur begraben. Ich bin auf dem Weg zum Waschsalon. Willst du mich begleiten? Manchmal waschen dort heiße Mädchen ihre Wäsche.«
»Vielleicht. Hör mal, ich habe dich vor Stunden versucht anzurufen. Die Leitung war immer besetzt.«
»Wahrscheinlich habe ich gestern Abend versehentlich den Hörer von der Gabel gestoßen. Was ist denn los?«
»Eine verdammt schlimme Sache.« Brad ging in die Küche, blieb verblüfft einen Moment lang stehen und holte sich dann eine Cola aus dem Kühlschrank. »Letzte Nacht hat es bei Mandy im Haus gebrannt.«
»Gebrannt? Wie das? Meine Güte, geht es ihr gut?«
»Ja, es geht ihr gut, aber sie ist total erschüttert. Sie ist bei Cammie. Von da komme ich gerade. Ich dachte, sie braucht ein wenig Zeit, um sich zu erholen. Es kam in den Nachrichten.«
»Ich habe den Fernseher heute noch nicht angestellt, weil ich wie ein Wilder geputzt habe. Das hat mich beschäftigt gehalten. Wie schlimm war das Feuer?«
»Sehr schlimm.« Brad ließ sich auf den Stuhl fallen. »Es brach in einem Apartment im oberen Stockwerk aus. Sie sagen, wahrscheinlich ist die Ursache Rauchen im Bett.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, schob dann die Finger unter den Rand seiner Brille und presste sie gegen seine Augen.
»Meine Güte, Bo, ein Junge ist dabei ums Leben gekommen. Er ist verbrannt, genau wie sein Apartment. Der
zweite Stock und ein Teil des dritten sind auch betroffen. Mandy konnte fliehen. Vorhin durfte sie kurz hinein, um ein paar von ihren Sachen zu holen. Sie ist ein Wrack. Es war der Junge mit der Krawatte. Josh. Erinnerst du dich an ihn?«
»Mein Gott, er ist tot?« Bo ließ sich auf das Sofa fallen.
»Ja, schrecklich. Mandy konnte kaum darüber sprechen. Der Junge starb, und ein paar Leute liegen mit Verbrennungen oder Rauchvergiftung im Krankenhaus. Sie meinte, es muss ausgebrochen sein, direkt nachdem du sie abgesetzt hast. Weil sie sich etwas im Fernsehen anschaute, war sie noch wach. Dann hörte sie Menschen schreien und Rauchmelder schrillen.«
»Er ging zu einer Hochzeit«, murmelte Bo. »Und er konnte seine Krawatte nicht richtig binden.«
»Und jetzt ist er tot.« Brad nahm einen großen Schluck aus der Coladose. »Da wird man nachdenklich. Das Leben kann verdammt kurz sein.«
»Ja.« Bo sah den toten Jungen vor sich, in seinem Anzug und mit einem verlegenen Lächeln. »Ja, da wird man nachdenklich.«
Sonntags war es am Nachmittag meist sehr ruhig im Lokal. Es gab einige, die immer nach dem Gottesdienst zum Essen kamen, aber die meisten gingen nach Hause, um dort das
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