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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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vor einem Haufen Altlasten. Vielleicht könnten wir zwei uns heute Nachmittag kurz zusammensetzen? Ich möchte einiges vom Tisch haben und du wärst mir eine große Hilfe.«
    Vorhin in der Sitzung hatte sie sich lediglich über ihn geärgert. Jetzt fand sie seine zynische und herablassende Art nur noch abstoßend. Sie lächelte ihn unterkühlt an. »Erstens: Nein danke, ich bleibe gerne beim Sie. Zweitens: Wenn Sie einen Termin brauchen, dann bitte auf dem offiziellen Weg.«
    Richter sah sie verwirrt an.
    »Über Outlook«, fügte sie hinzu. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und trabte in ihr Büro. Wenn Hartmann ihr wirklich Berge von Akten aufs Auge drücken wollte, wurde es höchste Zeit, den Schreibtisch frei zu räumen.
    Richter sah ihr nach. »Ein bisschen schwierig, die Dame, oder?«, versuchte er, Hartmann auf seine Seite zu ziehen.
    Der schüttelte den Kopf. »Verscherzen Sie es sich lieber nicht mit ihr, Richter. Sie ist noch nicht lange hier, aber eine der Besten, die wir haben.«
     
    Gisbert Grauvogel klopfte an Noras Tür und trat erst über die Schwelle, nachdem sie ihn hereingebeten hatte. Er hielt etwas mit spitzen Fingern, erst als er direkt vor ihrem Schreibtisch stand, erkannte sie, was es war.
    »Ich soll mit unserem Mitarbeiter des Monats das leere Büro am Anfang des Flurs beziehen.« Gisbert rollte mit den Augen. »Natürlich ist sich der Herr Revisor zu fein, mit anzupacken. Das hier lag auf dem Besprechungstisch. Ich dachte mir, du willst es vielleicht zurückhaben?«
    Nora nahm ihre Visitenkarte und das Informationsblatt des Frankfurt Vereins entgegen.  
    Das Mädchen mit der Anzeige – sie hatte die junge Frau aus der Ukraine völlig vergessen. Die Razzia in der Elbestraße hatte die gesamte Abteilung auf Trab gehalten: elf Mädchen aus Estland, Lettland und der Ukraine. Schon beim Überfliegen der Namensliste nach der Sitzung hatte sie ein eigentümliches Gefühl beschlichen. Und jetzt wurde ihr auch klar warum.
    »Du bist ein Goldschatz, Gisi!«
    Nora sprang auf und schlug – am verdatterten Gisbert vorbei – den direkten Weg zu Hartmanns Büro ein.
     
    Der Blick ihres Chefs haftete auf der Liste, die Nora ausgedruckt hatte und auf den zwölf Namen, die sich darauf befanden: elf Frauen und der rumänische Schlepper, der die Freier auf der Straße angeworben hatte. Einen Namen hatte Nora unterstrichen: den des Mädchens, das den Strafantrag zurückgezogen hatte.
    »Tut mir leid, dass ich erst jetzt damit komme«, entschuldigte sie sich.  
    Hartmann zuckte mit den Schultern. »Wir haben alle viel um die Ohren.« Nach einer Denkpause fuhr er fort: »Sprich mal mit dem Leiter vom K61. Vielleicht ist Woronin ihr Zuhälter. Oder dieser Kurylenko. Die von der Sitte sind dankbar für jeden Tipp.«
    Nora seufzte.
    »Dir geht’s immer noch um das tote Mädchen, stimmt’s?«
    »Vielleicht weiß die Ukrainerin was«, sagte Nora. »Sie waren immerhin so etwas wie Kolleginnen.«
    Hartmann verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. »Es gibt keine offizielle Ermittlung, Nora. Von mir aus fahr hin und befrag sie, aber betrachte es als dein Privatvergnügen.«
    »Wahrscheinlich nach Feierabend«, brummte Nora.
    »Habe ich dir je vorgeschrieben, wie du deinen Tag organisieren sollst?«
    Nora verneinte und bereute sogleich, ihren Chef so falsch eingeschätzt zu haben.
    Hartmann faltete die Liste zusammen und reichte sie ihr über den Tisch. »Und jetzt musst du dich ranhalten«, sagte er.
    Nora blickte ihn verdutzt an.
    »Wenn sie nämlich überhaupt noch da ist, sitzt sie in Offenbach in Abschiebehaft. Und steht praktisch schon mit einem Bein im Flugzeug nach Kiew.«
    »Verdammt!« Hastig sprang Nora auf und stürmte ohne Gruß zur Tür hinaus.
    *
    Erst nahm er nur eine graue Fläche wahr, durchbrochen von weißen Flecken, die sich in Lichtreflexe verwandelten. Irgendetwas hatte ihn am Kopf getroffen und war in seinen Schoß gefallen. Kanther war davon aufgewacht, dass die Nachbarin ein Bündel Zeitungen durch den Briefschlitz in seiner Wohnungstür geschoben hatte, unter dem er kauerte. Jeder Muskel schmerzte. Kein Wunder, er hatte im Sitzen geschlafen – in voller Montur. Auf seiner Hose machte er dunkle Flecken aus. Es roch nach Erbrochenem und auf seiner Zunge schmeckte er säuerlich abgestandenen Alkohol. Er rieb sich die verquollenen Augen, dabei merkte er, dass seine Brille verschwunden war. Dann rappelte er sich hoch, ungeachtet seiner steifen Gliedmaßen.  
    Wo zum Teufel hatte

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