Tödliche Geschäfte
verrückt.«
»Ist sie weg?« fragte Janet.
»Ich seh mal nach«, sagte Sean. Langsam robbte er sich aus ihrem Versteck und spähte über den Tisch. »Scheint gegangen zu sein«, sagte er. »Ich frage mich, warum sie den Kopierer nicht bemerkt hat.«
Janet folgte ihm und hob zögernd den Kopf. Auch sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen.
»Beim Reinkommen hat vermutlich der Computeralarm das Geräusch übertönt«, sagte Sean. »Aber beim Rausgehen müßte sie es gehört haben.«
»Vielleicht war sie zu beschäftigt«, vermutete Janet.
Der Monitor, auf dem zuvor zahllose neunstellige Zahlen aufgetaucht waren, wurde plötzlich wieder schwarz.
»Das Programm scheint durchgelaufen zu sein«, sagte Sean.
»Laß uns verschwinden«, sagte Janet mit zittriger Stimme.
Sie wagten sich in den Raum vor. Der Kopierer war mit der letzten Ladung Aktenblätter fertig und schwieg.
»Jetzt wissen wir auch, warum sie ihn nicht gehört hat«, sagte Sean und ging hinüber, um den Apparat zu kontrollieren. Dann lud er die letzten Akten nach.
»Ich will hier raus« sagte Janet.
»Nicht, solange ich nicht meine Akten habe«, sagte Sean. Er drückte auf den Startknopf, und der Kopierer ratterte los. Dann heftete er die bereits kopierten Originale in die Akten und tackerte die Kopien zusammen.
Zunächst sah Janet ihm nur zu, panisch vor Angst, die Frau könne jeden Moment zurückkommen. Doch dann wurde ihr klar, daß sie um so schneller hier wegkommen würden, je eher sie fertig waren, also half sie mit, und ohne weitere Störungen hatten sie wenig später sämtliche Akten kopiert.
Sie gingen zum Lastenaufzug zurück, und Sean entdeckte, daß man den Knopf bei angelehnter Fahrstuhltür auch von innen drücken konnte. Sobald man sie dann ganz schloß, setzte sich der Lift in Bewegung. »Jetzt muß ich mir zumindest keine Sorgen mehr machen, daß du mich hier oben vergißt«, neckte er Janet.
»Mir ist nicht zum Spaßen zumute«, meinte Janet und kletterte in den Fahrstuhl. Dann streckte sie die Arme aus, um so viele Akten wie möglich mitzunehmen.
Genauso wie sie sich und die Unterlagen in den siebten Stock transportiert hatten, kehrten sie wieder in den Lagerraum im Kellergeschoß zurück. Zu Janets Kummer bestand Sean darauf, daß sie die Akten wieder an ihren ursprünglichen Platz stellten. Nachdem das erledigt war, gingen sie in den Tierraum, wo Sean die Kopien unter seinen Mäusekäfigen versteckte.
»Ich sollte die Viecher wirklich spritzen«, sagte Sean, »aber ich habe, ehrlich gesagt, nicht die geringste Lust.«
Janet war froh, endlich wegzukommen, doch erst als sie im Wagen saßen und den Parkplatz verließen, begann sie, sich zu entspannen.
»Das war eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens«, sagte sie, als sie durch Little Havana fuhren. »Ich kann es gar nicht fassen, daß du so ruhig geblieben bist.«
»Mein Puls ging auch schneller«, gab Sean zu. »Aber es ist doch alles ganz glatt gelaufen, bis auf die kleine Episode im Computerraum. Aber jetzt, wo alles vorbei ist, fandest du es nicht auch irgendwie aufregend? Nur ein bißchen?«
»Nein!« erklärte Janet nachdrücklich.
Sie fuhren schweigend weiter, bis Sean erneut das Wort ergriff: »Ich weiß immer noch nicht, was dieser Computer gemacht haben könnte. Und was das alles mit Organspenden zu tun haben soll? Denn sie werden wohl keine Organe von verstorbenen Krebspatienten verwenden. Das Risiko, daß man nicht nur das Organ, sondern auch den Krebs verpflanzt, ist viel zu groß. Hast du eine Idee?«
»Im Moment kann ich über gar nichts nachdenken«, sagte Janet.
»Mensch, guck dir mal das Caddy-Cabriolet da an«, sagte Sean. »Was für ein Schiff. Barry Dunhegan hatte früher genauso einen, nur daß seiner rosa war. Er war Buchmacher bei uns im Viertel, und wir Kids fanden ihn alle obercool.«
Janet schenkte dem Ungetüm mit den Heckflossen, das im Schatten eines exotischen Baumes parkte, einen flüchtigen Blick. Sie bewunderte Seans Talent, nach einer derart traumatischen Erfahrung gleich wieder an Autos zu denken.
Sean stoppte den Wagen und zog die Handbremse an. Schweigend stiegen sie aus und betraten das Gebäude. Sean dachte, wie nett es wäre, die Nacht mit Janet zu verbringen. Er konnte die Stielaugen des Wachmanns gut verstehen. Als er jetzt hinter Janet die Treppe hochstieg, wurde er wieder daran erinnert, was für phantastische Beine sie hatte.
Als sie an seine Tür kamen, zog er sie an sich und umarmte sie. Einen Moment
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