Toedliche Intrige
war, das konnte ich ihm ansehen. Ich sah es an seinen Augen. Er begriff überhaupt nichts. Er war so bemitleidenswert. Dann schlossen sich die Augen ganz langsam, die Hand sank herab und fiel in den Schnee, und er rührte sich nicht mehr. Es fing an zu schneien, und große, weiche Flocken legten sich auf ihn ...
Ich starre auf den Tod, und über ihm ist diese eigenartige schneeweiße Helligkeit.
Ich hoffe immer noch, dass es nur ein Albtraum ist, aus dem ich erwache, um wieder in mein altes, klappriges Auto zu steigen, das nicht immer anspringt, und in mein kleines Büro zu fahren und nie von Bettý gehört oder Tómas getroffen zu haben. Ich hoffe immer noch, dass ich wieder zu dem Leben erwache, das ich lebte, bevor ich Bettý begegnete. Mein Wunsch geht nicht in Erfüllung. Es ist, als hätte ich nie ein anderes Lebengehabt als das mit Bettý. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Manchmal hasse ich sie. Manchmal sehne ich mich so verzweifelt nach ihr, dass ich körperliche Schmerzen empfinde.
Der Schnee war ein glücklicher Umstand für uns. Große, schwere Flocken, die vom Himmel rieselten und das Verbrechen verhüllten. Unsere Spuren verhüllten. Tómas war tot, und wir waren sehr überlegt vorgegangen. Wir waren auf zwei Motorschlitten unterwegs gewesen. Tómas' Schlitten musste in die Spalte gesetzt werden. Bettý übernahm das. Sie fuhr zweihundert Meter vom Spaltenrand zurück, gab Gas und warf sich, kurz bevor sie den Rand der Spalte erreichte, vom Schlitten, der in die Spalte stürzte, gegen die Lavawand krachte und in der Tiefe verschwand. Rauch schlängelte sich vom Grund der Spalte hoch. Bettý stand auf und klopfte sich den Schnee ab. Ich würgte. Bittere Galle stieg in mir hoch, und immer wieder musste ich in den Schnee spucken.
Bettý umsorgte mich.
Ich fühle mich besser, wenn ich an das Vorgefallene wie an einen Traum zurückdenke. Wie an etwas Irreales, das nie stattgefunden hat. So möchte ich es am liebsten haben, wie etwas, das ich vor mir sehe, das aber nie geschehen ist. Und ich weiß, dass ich bald aufwachen werde, und dann bin ich nicht in dieser dreckigen Gefängniszelle, sondern zu Hause in meinem Zimmer und schaue auf das Foto von Papa auf dem Nachttisch, und er lächelt mich wie immer an.
Ich muss bloß aufwachen.
Könnte ich doch bloß aufwachen.
Bettý und ich schauten in die Spalte hinunter. Der Motorschlitten lag so bei Tómas, dass es ganz den Anschein hatte, als habe er einen schrecklichen Unfall gehabt. Wir hatten zu dritt diese Fahrt mit den Motorschlitten unternommen, und dann passierte es tragischerweise, dass er auf seinem Schlitten in die Spalte stürzte. Er hatte sich von uns getrennt und gesagt, dass er seinen neuen Motorschlitten testen müsse. Tómas hatte ihn gerade erst eine Woche vorher gekauft, und dieser Wochenendausflug drehte sich vor allem darum, ihn auszuprobieren. Ein Freund aus Reykjavik besaß das Wochenendhaus, das uns zur Verfügung stand. Es befand sich nicht in einer Ferienhauskolonie, sondern stand ganz allein für sich in der winterlichen Einöde. Genau der richtige Ort für Schlittentouren im Winter, hatte der Freund gesagt, aber auch erwähnt, dass Tómas, Bettý und ich uns vor den vielen Spalten in Acht nehmen müssten, die sich in einem bestimmten Gebiet in nordöstlicher Richtung vom Haus befanden.
Tómas war bekannt für seine draufgängerische Art. Bekannt dafür, bei welchem Fahrzeug auch immer, das Gaspedal voll durchzutreten und niemals einen Helm oder einen Sicherheitsgurt zu benutzen.
Ich trat zurück von der Kante und sank in den Schnee. Bettý kam zu mir und kniete sich neben mich. Sie griff mir unter das Kinn und hob mein Gesicht an, bis wir uns in die Augen sahen.
»Wir haben lange genug darüber gesprochen, dass wir es tun würden«, sagte sie.
»Du hast mir nicht gesagt, dass es jetzt sein würde. Ich ...«
»Was?«
»Es ist eine Sache, darüber zu reden«, sagte ich.
»Es wird keine Probleme geben.«
»Ich kann es nicht glauben. Weißt du, was du getan hast? Du hast ihn umgebracht! Du hast Tómas umgebracht!«
»Wir«, sagte Bettý und stand auf. »Vergiss das nicht. Wir haben das für uns getan. Für unsere Zukunft.« »Zukunft?«, stöhnte ich.
Es schneite unentwegt. Bettý briefte mich mit den Lügen, die sie sich zurechtgelegt hatte.
Als er nicht von der Schlittenfahrt zurückkehrte und es anfing, dunkel zu werden, brachen wir auf, um nach ihm zu suchen. Wir fuhren auf dem anderen Schlitten und
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