Toedliche Intrige
versuchten, seinen Spuren zu folgen, aber es hatte den ganzen Tag so geschneit und geweht, dass seine Spuren verschwunden waren. Wir riefen und schrien, aber vergeblich. Dann kehrten wir in das Ferienhaus zurück. Dort war keine Netzverbindung, deswegen konnten wir die Handys nicht verwenden. Wir mussten zum nächsten Bauernhof fahren, von wo aus wir die Polizei und die Rettungsmannschaften verständigten.
Die Leute auf dem Hof behielten uns bei sich. Es war Mitternacht, und wir saßen im Wohnzimmer. Die Frau des Hauses kochte Kaffee. Das Ehepaar und dieschon erwachsenen Kinder kümmerten sich rührend um uns.
Obwohl Tómas mir das angetan hatte, weinte ich. Niemand verdiente es, so zu sterben.
Bettý saß nur stumm da, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen.
Polizei und Rettungsmannschaften trafen noch in der Nacht auf dem Hof ein. Wir fuhren mit ihnen zu dem Ferienhaus, das sehr abgelegen liegt, weil der Besitzer nicht belästigt werden möchte. Seit dem Morgen waren Unmengen von Schnee niedergegangen, und deswegen war es mit Schwierigkeiten verbunden, wieder zum Haus zu gelangen. Als sich herausstellte, dass kein Geringerer als Tómas Ottósson Zöega vermisst wurde, wurden nicht nur weitere Rettungsmannschaften auf den Plan gerufen, sondern auch der Hubschrauber der Küstenwache. Von der Firma wurden weitere Helikopter angemietet. Bei Tagesanbruch sah das Gelände rings um das Haus herum wie ein seltsames Schlachtfeld aus, mit Hubschraubern, Geländewagen, Motorschlitten, dutzenden von Menschen und bellenden Hunden, die sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuten.
Bettý und ich beteiligten uns ebenfalls an der Suche. Wir fuhren auf Motorschlitten, stapften mit den Rettungsmannschaften durch den tiefen Schnee. Bettý bestieg einen der Hubschrauber, und sie überflogen das Gelände mit ihr. Unsere Aussagen waren wichtig. Wir konnten ihnen Hinweise geben, denn wir hatten gesehen,in welche Richtung Tómas losgefahren war, und wir konnten ihnen sagen, dass wir ihn zuletzt in östlicher Richtung am Horizont gesehen hatten. Sie hörten uns zu und organisierten die Suche in Übereinstimmung mit unseren Aussagen. Nichts davon war wahr.
Sie sahen, dass ich unter Schock stand, und sagten mir, ich solle mich hinlegen. Im Hause herrschte ein totales Chaos, denn sie hatten es in ein Basislager umgewandelt. Ich fand ein unbenutztes Zimmer und legte mich völlig erschöpft ins Bett, nicht weil ich vierundzwanzig Stunden lang kein Auge zugetan hatte, sondern wegen dem, was Bettý und ich getan hatten. Ich sehnte mich danach, es dem Nächstbesten ins Gesicht zu schreien. Alles zu gestehen. Mich von allem zu befreien, was mich quälte.
Ich habe ihn nicht umgebracht. Falls das eine Entschuldigung ist. Ich wusste ja nicht einmal, dass Bettý es vorhatte. Ich hatte zwar immer eine gewisse Befriedigung verspürt, darüber zu reden, Pläne zu schmieden und mir vorzustellen, wie es werden würde, wenn alles vorüber wäre. Erst als Bettýs Hiebe auf ihn niedergingen, begriff ich, welch unbeugsamer und unerbittlicher Wille dahinter steckte.
Ich war nicht daran beteiligt, den Mord so zu planen. So weit waren wir in unseren Gesprächen nie gekommen. Als der Vorschlaghammer auf Tómas niederging, hatte ich das Gefühl, sie hätte gleichzeitig mich getroffen.
Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Ich bin mitschuldig, bis zu einem gewissen Grad mitschuldig. Aber ich bin keine Mörderin. Ich bin keine Mörderin.
21
D as Blut spritzte in alle Richtungen. Ich schrie Bettý an und sah, wie Tómas in die Knie ging und das Bewusstsein verlor. Ich musste würgen und mich übergeben. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Bettý den Vorschlaghammer sinken ließ. Tómas lag reglos im Schnee.
Ich war ihm aus dem Weg gegangen, seitdem er mich vergewaltigt hatte. Bettý wusste, dass ich nicht mehr bereit war, für ihn zu arbeiten. Nach diesem Grauen wollte ich ihn nie wieder sehen. Ich wollte nie wieder mit ihm reden. Ich wollte nie wieder etwas mit ihm zu tun haben. Am liebsten hätte ich ihn vor Gericht gezerrt, aber Bettý hatte so lange auf mich eingeredet, dass ich Abstand davon nahm. Sie hatte gesagt, es sei nicht ratsam, aber das war nur deswegen, weil sie ganz andere Dinge im Sinne hatte. Es war damals bereits beschlossene Sache. Sie hatte sich bestimmte Pläne zurechtgelegt und schärfte mir ein, ich müsse so tun, als sei nichts geschehen, wenn sie aufgehen sollten.
Ich weiß, dass sie Tómas vorschlug, uns zu versöhnen. Mir
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