Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
verstaute das Daemonum in ihrer Handtasche. Sie überprüfte genau, ob die Tasche auch wirklich zu war, erst dann ging sie heraus. Ihre Brust schmerzte zwar noch, aber inzwischen konnte sie wieder atmen. Als die Haustür wieder ins Schloss fiel, schauten sich Sally und Viola entschlossen an.
„Egal was kommt, egal was war, jetzt müssen wir zusammenhalten. Hinterher kannst du mich auch wieder hassen, Sally. Aber das müssen wir jetzt zusammen machen!“ Mit diesen Worten hielt Viola ihr die Hand hin. Sally starrte sie an. Dieses kleine, süße Mädchen. Ja, das konnte gar nicht ihre Schwester sein. Aber was tat das grade groß zur Sache? Genau, nichts. War sie denn wirklich so ein dummer und unnützer Mensch wie Abbadon gesagt hatte? Nein, bestimmt nicht. Also würde sie es jetzt sich, Abbadon und auch allen anderen beweisen, indem sie Dascha rettete. Zusammen mit Viola. Also ergriff sie deren Hand.
Kapitel 9: Der letzte Weg
Das Tor aus Licht führte Dascha in eine große Halle. Sie war einem Thronsaal nachempfunden mit einer sehr hohen Decke, an der ein großer Kronleuchter hing. An der Wand ihr gegenüber war ein mächtiger, rot gepolsterter Thron auf einer kleinen Anhöhe. Ansonsten zierten die Wände abwechselnd geschwungene Säulen und Wandteppiche. Auf allen Wandteppichen waren Motive von Maria abgebildet, über dem Thron hing ein großes Ölgemälde, ebenfalls eine Darstellung von Maria. Neben dem Thron stand auf einer kleinen Säule eine Glaskugel. Unter ihren Füßen lag ein dunkler Teppich, der bis zum Thron führte. Doch das Interessanteste waren Hunderte kleine Kugeln, die in allen Farben fahl leuchteten und langsam durch die Halle schwebten. Manche schwebten auf Augenhöhe vor sich dahin, andere lagen am Boden wie Steine. Sie waren unterschiedlich groß, aber keine war größer als eine Handvoll. Staunend ging Dascha weiter in die Halle herein und schaute sich um. Die kleinen Kugeln wichen ihr aus, als könnten sie sehen, wo sie hintreten würde. Sogar die am Boden liegenden kullerten kurz zur Seite, hinter ihr aber wieder in ihre Position zurück. Erst jetzt konnte sie ein Wispern wahrnehmen, ganz leise.
„Ich wünschte, ich könnte sie verstehen“, sagte Kim hinter ihr. Mit der hohlen Hand fing er vorsichtig eine der Kugeln ein, trat zu Dascha und hielt sie ihr entgegen.
„Wenn du sie nicht verstehst, woher weißt du dann, dass es Marias … Erinnerungen, Gefühle, ich weiß noch nicht, wie man es definieren soll, sind?“, fragte Dascha und nahm die Kugel entgegen. Kim schaute wehmütig zum Ölgemälde herüber.
„Ich spüre es. Ich habe sie aus Black Rose geholt … deshalb muss ich auch 900 Jahre länger schuften als ursprünglich vereinbart. Kommt davon, wenn man sich dort erwischen lässt, wo man nicht sein darf. Ich dachte, ich finde in diesen Kugeln eine Antwort. Aber naja, wenigstens Trost spenden sie mir“, erklärte er. Dann ging er zum Thron und setzte sich. Erwartungsvoll schaute er Dascha an. Sie gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie keine Ahnung hatte, was sie jetzt eigentlich tun sollte. Die kleine rosafarbene Kugel in ihrer Hand wisperte unverständliche Worte vor sich hin. Fieberhaft überlegte sie, was sie jetzt tun könnte. Im Kampf um Kira war sie in erster Linie systematisch vorgegangen. Vielleicht konnte ihr das ja jetzt auch helfen? Sie schaute sich die anderen Kugeln noch mal genauer an. Dann sah sie es. Sie waren nicht wahllos bunt, sondern es waren genau fünf Farben. Rosa, Rot, Blau, Grau und Gelb.
„Kim, das ist doch deine eigene, selbst erschaffene Traumwelt hier. Kannst du mir die Kugeln in ihre Farben sortieren?“, fragte sie. Er nickte, senkte den Kopf und konzentrierte sich. Daraufhin gingen Winde durch die Halle, welche die Kugeln um Dascha herum nach Farben sortierten.
„Die am Boden bitte auch“, sagte sie und musterte die Kugeln. Es musste einen Weg geben zu sehen, was sich in den Kugeln befand. Mit ihren Augen ging es nicht. Moment mal, Augen? Neulich war sie beim Durchforsten von diversen Esoterik - Foren auf etwas gestoßen, was sich das dritte Auge nannte. Es sitzt angeblich zwischen den Augenbrauen, auf der Stirn also. Aus ihrer Stirn hatte Kim vorhin auch ihre Energie abgesaugt. Vielleicht gab es sowas ja wirklich? Laut Forum war das dritte Auge eine Bewusstseinserweiterung, mit deren Hilfe man übernatürliche Dinge sehen konnte. Oder aber auch, ob Menschen lügen oder die Wahrheit sagen. Naja, einen Versuch war es
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