Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
ihrer Verachtung drückte sie auf den Abspielknopf.
»Deanna, Cassie am Apparat. Tut mir leid, Sie zu Hause stören zu müssen – auch wenn Sie nicht da sind, aber für Montag haben sich einige Änderungen im Terminplan ergeben. Ich faxe sie Ihnen zu. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, wissen Sie ja, wo Sie mich erreichen können. Es kamen übrigens jede Menge Anrufe wegen des Artikels in diesem Revolverblatt. Viele Anrufer habe ich abgewimmelt, aber falls Sie sich irgendwie zu diesem Artikel äußern wollen, habe ich eine Liste von Reportern, denen Sie vielleicht ein Interview zu geben bereit sein könnten. Ich bin den überwiegenden Teil des Wochenendes zu Hause. Rufen Sie mich an, wenn Sie wollen, daß ich einen Termin einrichte.«
»Sie hat nie Fragen gestellt«, murmelte Deanna. »Auch im Büro hat das keiner getan.«
»Sie kennen dich eben.«
Deanna nickte und schaltete den Anrufbeantworter für einen Augenblick aus. »Weißt du, Finn, so hart diese Arbeit manchmal sein kann und soviel Kraft sie mir abverlangt, manchmal wache ich morgens auf und habe das Gefühl, ein richtiges Glückskind zu sein.«
»Wenn du mich fragst, scheint es mir ziemlich leicht verdientes Geld zu sein, wenn du deinen Lebensunterhalt damit bestreiten kannst, dich eine Stunde am Tag mit Leuten zu unterhalten.«
Das rief bei ihr ein schwaches Lächeln hervor. »Du kümmerst dich um Erdbeben, ich um Herzenskummer.«
Er zog sich die Jacke aus. »Es ist eine Schande, diese ganze Intelligenz zu verschwenden.«
»Ich verschwende meine Intelligenz nicht«, begann sie leidenschaftlich. »Ich …« In diesem Augenblick nahm sie jedoch das Glitzern in seinen Augen wahr und unterbrach sich. Er probierte nur aus, ob sie ihm wieder auf den Leim ging. »Nein danke, mein Lieber. Ich werde nicht länger mit dir darüber debattieren.« Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Anrufbeantworter um, hielt jedoch erneut inne. »Hast du eigentlich nie Angst davor, daß jemand dir das alles wegnimmt, dir eines Tages erzählt, es ist vorbei und es gibt keine Arbeit vor der Kamera mehr?«
»Nein.« Sein Selbstvertrauen und diese unbekümmerte Arroganz darin ließen ihr Lächeln noch breiter werden. »Und diese Angst solltest du auch nicht haben«, meinte er, neigte ihr Kinn nach oben und gab ihr einen Kuß. »Was leichte Kost anbelangt, bist du großartig.«
»Halt jetzt mal die Klappe, Finn.« Erneut drückte sie auf den Abspielknopf, kritzelte die kurze Nachricht von Simon über ein mögliches Problem bei der morgigen Sendung auf ihren Zettel, ferner Frans Nachricht, daß sie das Problem in den Griff bekommen hatten. Sie hörte sich das leere Band an, bis ein Anrufer nach einer Weile wortlos auflegte, und knirschte mit den Zähnen, als drei Anrufe von Reportern folgten, die es irgendwie geschafft hatten, ihre Geheimnummer herauszubekommen.
»Alles in Ordnung?« Finn stellte sich hinter sie, um ihr die Spannung aus den Schultern herauszumassieren.
»Ja, mir geht es gut. Ich muß mich nur entscheiden, ob ich zu dem Ganzen jeglichen Kommentar verweigere oder eine Stellungnahme verfasse. Allerdings glaube ich, im Augenblick will ich noch gar nicht darüber nachdenken.«
»Dann laß es doch auch bleiben.«
»Durch Vogel-Strauß-Politik wird sich diese Frage nicht in Luft auflösen.« Sie richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zur Seite, um wieder aufrecht zu stehen. »Ich will einfach die richtige Entscheidung treffen, und ich hasse es, Fehler zu machen.«
»Dann hast du zwei Möglichkeiten. Entweder reagierst du emotional oder wie eine Reporterin.«
Ihre Stirn legte sich in Falten, als sie das genauer durchdachte. »Oder ich kombiniere beides«, meinte sie leise. »Ich dachte schon daran, eine Sendung mit dem Thema Vergewaltigung durch den Partner zu machen. Das einzige, was mich davon zurückhielt, war der Gedanke, selbst zu sehr davon betroffen zu sein. Doch vielleicht bin ich ja gerade im richtigen Maß davon betroffen.«
»Warum willst du dir das auferlegen, Deanna?«
»Weil ich das bereits durchmachen mußte, und weil Männer wie Jamie mit so etwas ungestraft davonkommen. Und weil …« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, der ihr die Kehle zuzuschnüren drohte. »… ich es leid bin, mich dauernd dafür zu schämen, daß ich deswegen nichts unternommen habe. Jetzt habe ich eine Chance, das nachzuholen.«
»Das wird aber eine schmerzhafte Sache werden.«
»Nicht mehr so schmerzhaft, wie es schon gewesen ist.« Jetzt streckte sie
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