Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
ihren Augen gewesen wären, hätte er das Deanna vielleicht sogar abgenommen. »Mit Zucker, viel Zucker.«
Er grinste entschuldigend und rührte den Zucker in den Tee, den ihm Deanna eingeschenkt hatte. »Ich mag es gerne süß. Miss Reynolds, ich will nicht noch einmal Ihre ganze Aussage mit Ihnen durchgehen …«
»Das weiß ich zu würdigen.« Deanna ertappte sich dabei, in einen ziemlich barschen Ton zu verfallen, und seufzte. »Ich will mit Ihnen zusammenarbeiten, Lieutenant. Ich kann mir nur nicht vorstellen, was ich Ihnen noch erzählen könnte. Ich hatte eine Verabredung mit Angela, und ich bin zum verabredeten Zeitpunkt erschienen. Irgend jemand hat sie umgebracht.«
»Fanden Sie es nicht ein wenig merkwürdig, daß Angela Sie so spät treffen wollte?«
Deanna betrachtete Jenner über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Angela liebte es, merkwürdige Forderungen zu stellen.«
»Und haben Sie sich gerne darauf eingelassen?«
»Nein, überhaupt nicht. Eigentlich wollte ich sie gar nicht sehen. Es ist kein Geheimnis, daß wir nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß miteinander standen, und ich wußte, daß wir uns streiten würden. Und diese Tatsache machte mich ziemlich nervös.« Deanna stellte ihre Tasse ab und schlug die Beine übereinander. »Konfrontationen sind mir
ein Greuel, Lieutenant. In der Regel laufe ich vor ihnen weg. Aber ich kann mir denken, unsere Vorgeschichte ist Ihnen bekannt.«
»Sie waren Konkurrentinnen.« Jenner neigte ein wenig seinen Kopf. »Sie mochten sich nicht besonders.«
»Das stimmt, wir mochten uns nicht besonders, und das war auf beiden Seiten eine sehr persönliche Sache. Ich war bereit, es mit ihr auszufechten, und ein Teil von mir hoffte, wir könnten unsere Streitereien gütlich beilegen. Ein anderer Teil hätte ihr am liebsten die Haare büschelweise ausgerissen. Ich will gar nicht abstreiten, daß ich mir wünschte, sie möge mir nicht mehr in die Quere kommen, aber ihren Tod habe ich nie gewollt.« Ruhiger und mit festerem Blick drehte sie sich zu Jenner um. »Sind Sie deswegen hergekommen? Gehöre ich zu den Verdächtigen?«
Jenner rieb mit der Hand über sein Kinn. »Der Mann des Opfers, Dan Gardner, scheint zu denken, Sie hätten genug Haß auf Angela gehabt, um sie zu töten oder töten zu lassen.«
»Angela töten lassen?« Deanna wirkte ziemlich verwundert über diesen Gedanken und hätte beinahe lachen müssen. »Ich habe also einen Killer angeheuert und ihm Geld dafür gegeben, daß er Angela umbrachte, mich niederschlug und das Ganze auch noch filmte. Wie einfallsreich von mir!« Mit geröteten Wangen sprang sie hoch. »Diesen Dan Gardner kenne ich nicht einmal. Es schmeichelt mir, daß er mich für so klug hält. Und was war mein Motiv? Eine Verbesserung der Einschaltquoten zu erzielen? Ich habe den Eindruck, dann wäre es aber schlauer gewesen, alles so zu arrangieren, daß die Zeit der Marktanalysen im November dafür nicht verpaßt wird.«
Deanna wirkte jetzt alles andere als gekränkt und hilflos, stellte Jenner fest. Sie war mächtig in Fahrt geraten, voller Entrüstung und Abscheu. »Miss Reynolds, ich habe mit keinem Wort gesagt, daß wir Mr. Gardners Auffassung teilen.«
Einen Augenblick lang starrte sie ihn mit flammenden Augen an. »Wollten Sie nur sehen, wie ich reagiere? Dann hoffe ich, Sie zufriedengestellt zu haben.«
Jenner hob eine Braue. »Miss Reynolds, haben Sie Miss Perkins an dem Abend vor dem Mord in ihrem Hotel besucht?«
»Nein.« Frustriert fuhr Deanna sich mit der Hand durch die Haare. »Warum sollte ich das getan haben? Wir trafen uns doch im Studio.«
»Sie hätten ja ungeduldig werden können.« Jenner wußte, daß das jetzt an den Haaren herbeigezogen war. Deannas Fingerabdrücke waren in der Suite nicht gefunden worden, und mit Sicherheit befanden sie sich auch nicht auf dem zweiten Champagnerglas.
»Auch wenn ich das geworden wäre: Angela hatte mir zu verstehen gegeben, daß sie bis Mitternacht sehr beschäftigt sei und alle möglichen Termine habe.«
»Hat sie erwähnt, mit wem?«
»Wir haben nicht miteinander geplaudert, Detective, und weder ihre persönlichen noch ihre beruflichen Pläne interessierten mich.«
»Wußten Sie, daß sie Feinde hatte?«
»Ich wußte, daß sie nicht besonders beliebt war. Das mag zum Teil an ihrer Persönlichkeit gelegen haben, zum Teil lag es aber bestimmt auch daran, daß sie eine Frau war, die viel Macht besaß. Sie konnte hart und nachtragend sein, aber auch charmant und
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