Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
bedrohen.« Im nächsten Augenblick riß ihn jemand von hinten um. Mit einem Grunzen ging Marshall zu Boden, schlug schmerzhaft mit der Hüfte auf, rutschte über den Asphalt. Der Verlust seiner Würde tat genauso weh.
»Nein, Tim, nicht!« Obwohl sie zitterte, griff sie nach dem Arm ihres Fahrers, bevor dieser Marshall wieder hochgezogen hatte und ihm einen weiteren Schlag versetzen konnte.
Tim sah, daß er Marshall bezwungen hatte, und rückte seinen weiten Mantel zurecht. »Sind Sie okay, Miss Reynolds?«
»Ja, mit mir ist alles in Ordnung.«
»Hey!« Die Baseballkappe über die Augen gezogen und eine Kamera über seiner Schulter, stürmte Joe über den Parkplatz. »Dee? Alles in Ordnung?«
»Ja.« Sie drückte mit der Hand an ihre Schläfe, als Marshall wieder hochkam. Ausgezeichnet, dachte sie. Der Fototermin ist um zehn. »Ja. Mir ist nichts passiert.«
»Ich fuhr gerade auf den Parkplatz, als ich sah, wie dieser Mann handgreiflich wurde.« Joes Augen verengten sich.
»Das ist der Psychologe, nicht wahr?« Er gab Marshall einen Stoß gegen die Brust, bevor dieser zu seinem Auto hinübergehen konnte. »Warte mal, Freundchen! Dee, willst du, daß ich die Polizei hole, oder sollen Tim und ich diesem Schnüffler mal zeigen, was mit Kerlen passiert, die Frauen herumschubsen?«
»Laß ihn einfach gehen.«
»Wirklich?«
Sie schaute Marshall in die Augen. Etwas Lebloses war dort, aber kein Mitgefühl. »Ja. Laß ihn gehen.«
»Die Lady gibt dir noch mal eine Chance«, murmelte Joe. »Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, sie zu belästigen, werde ich nicht so freundlich sein.«
Ohne ein Wort zu sagen, stieg Marshall in seinen Wagen. Er verschloß die Türen von innen, legte den Sicherheitsgurt an und fuhr davon.
»Sind Sie sicher, daß er Sie nicht verletzt hat, Miss Reynolds?« fragte Tim.
»Nein, er hat mich nicht verletzt. Danke, Tim.«
»Kein Problem.« Stolz schlenderte Tim zu seinem Wagen zurück.
»Ich wünschte, du hättest zugelassen, daß ich ihm einen verpasse.« Joe stieß einen bedauernden Seufzer aus, bevor er sich nach Deanna umschaute. »Der hat dir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, was?« Sein Blick fiel auf die Kamera an seiner Schulter, und er verzog das Gesicht. »Ich war so sauer, daß ich die Sache nicht einmal aufgenommen habe.«
Das war zumindest etwas. »Ich nehme an, es ist zwecklos, dich zu bitten, im Nachrichtenraum über den Vorfall Stillschweigen zu bewahren, oder?«
Joe begleitete sie zu ihrem Wagen und grinste. »Völlig zwecklos. Nachrichten sind nun mal Nachrichten.«
Sie wollte Finn nichts sagen, doch hatten sie eine Abmachung getroffen: keine Geheimnisse. Insgeheim hatte sie gehofft, Finn hätte heute noch länger zu tun, doch wie es das Schicksal so wollte, öffnete er die Tür und begrüßte sie mit einem langen feuchten Kuß.
»Hallo.«
»Selber hallo.« Sie schaukelte auf ihren Absätzen nach hinten und liebkoste Cronkrite, der sich bereits winselnd darauf gefreut hatte.
»Wir hatten eine Terminänderung, darum bin ich etwas früher zu Hause.« Die Terminänderung hatte darin bestanden, alle Termine abzusagen und den Nachmittag damit zu verbringen, mit Jenner Beekers Akten zu studieren. »Ich habe uns etwas zum Abendessen gemacht.«
Deanna ließ sich auf das Spiel ein und schnupperte. »Riecht lecker.«
»Ist ein neues Rezept.« Eine Braue hochgezogen, berührte er mit einem Finger ihr Kinn.
»Was ist?«
»Was soll sein?«
»Du bist ein wenig durcheinander.«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und schob seine Hand beiseite. »Verdammt, Finn, das ärgert mich ja auch. Weißt du nicht, daß eine Frau gerne glaubt, sie hätte ein Geheimnis?« Sie hoffte immer noch, Nachfragen zu entgehen, zog ihren Mantel aus und hing ihn an die Flurgarderobe.
»Was ist passiert, Kansas?«
»Wir sprechen später darüber. Ich sterbe vor Hunger.«
Er wechselte lediglich seine Position und stellt sich ihr in den Weg. »Spuck es aus.«
Sie hätte sich jetzt mit ihm anlegen können, aber da sie ja eigentlich einem Streit aus dem Weg zu gehen hoffte, machte das nicht viel Sinn.
»Versprichst du mir, bis zum Schluß zuzuhören und nicht überzureagieren?«
»Selbstverständlich.« Als er einen Arm um ihre Schultern legte und sie zur Treppe führte, lächelte er sie an. Sie setzten sich auf die Stufen, der Hund lag glücklich zu ihren Füßen. »Hat es mit Angela zu tun?«
»Nicht direkt.« Geräuschvoll stieß sie die Luft aus. »Es war Marshall. Er hat
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