Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Zentimeter hinter der Tür. Sie spürte einen kurzen, merkwürdigen Schmerz im Bauch. Dann fühlte sie gar nichts mehr, ging zur Tür hinüber und bückte sich.
Als Finn hinter ihr herunterkam, öffnete sie gerade den Umschlag.
»Verdammt noch mal.« Er nahm den Brief aus ihren schlaffen Fingern und las.
Er wird dir nie wieder etwas tun.
Als sie das Haus verließen, beobachtete sie jemand, ein Herz, das vor Liebe und Sehnsucht und fürchterlichem Kummer zu zerplatzen drohte. Für sie einen Mord zu begehen war doch gar nichts. Das war vorher schon getan worden, und es würde auch noch einmal geschehen müssen.
Vielleicht würde sie es dann endlich einsehen.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
J eff stand in der kleinen Regiekabine, von der aus man das Studio überblicken konnte, und kaute nervös auf seiner Unterlippe. Die Aufzeichnung für Deannas erste Show nach Angelas Tod begann.
»Kamera Drei auf Dee.« Bellend gab Jeff seine Anweisungen. »Kamera Zwei, in die Totale. Kamera Eins, Totale, Schwenk. Kamera Drei, gib mir eine Nahaufnahme von Dee. Musik rein. Viel, viel Applaus. Playback abfahren.«
Wie die anderen in der Kabine applaudierte auch er. Von ihrem erhöhten Platz über der Bühne aus konnten sie sehen, wie die Zuschauer wie in einer großen Woge aufsprangen und jubelten.
»Laß laufen«, befahl Jeff. O ja, dachte er, teilte den Jubel und den Triumph. Sie ist wieder da. »Laß den Applaus laufen.«
Unter ihnen stand Deanna auf der neu gestalteten Bühne mit den an Edelsteine erinnernden Farben und den fröhlichen Stechpalmenbüschen und badete sich in den Wogen des Applauses. Sie wußte, diese Show diente ihrer Unterstützung, war Willkommensgruß und Heimkehr zugleich. Als ihre Augen feucht wurden, machte sie keine Anstalten, die Tränen zurückzuhalten. Sie dachte gar nicht weiter darüber nach.
»Danke.« Ihr entfuhr ein langer, unregelmäßiger Seufzer. »Es tut wirklich gut, wieder zurück zu sein. Ich …« Sie verlor sich, ließ ihre Blicke über die Menge schweifen. Hier und da entdeckte sie vertraute Gesichter unter den vielen Fremden, Gesichter aus der Nachrichtenredaktion, aus der Produktion. Sie strahlte vor Freude, ihr Gesicht glühte. »Es ist wirklich
schön, Sie alle zu sehen. Bevor es weitergeht, möchte ich Ihnen noch für die vielen Briefe und Anrufe in der letzten Woche danken. Ihre Unterstützung hat mir und allen anderen, die an dieser Show mitwirkten und immer noch mitwirken, in einer schwierigen Phase sehr geholfen.«
Mehr Raum konnte und würde sie der Vergangenheit nicht mehr geben, dachte sie.
»Jetzt möchte ich Ihnen eine Frau vorstellen, die uns allen schon viele, viele Stunden Unterhaltung geschenkt hat. Eine ungewöhnliche Frau mit strahlenden und leuchtenden Augen. Ein einzigartiges Talent. Laut Newsweek ist Kate Lowell in der Lage, ›die Mattscheibe mit einem einzigen Augenaufschlag und dem Aufblitzen ihres unverwechselbaren Lächelns zu entzünden.‹ Sie hat zwei Dinge unter Beweis gestellt: ihre Popularität und ihre überwältigende Anziehungskraft. Über zwei Jahre hinweg war sie die Nummer Eins im Film und hat Rekordsummen eingespielt. Für ihre Darstellung der heldenhaften unvergessenen Tess in Die Täuschung gewann sie einen Oscar. Meine Damen und Herren – Kate Lowell!«
Wieder brandete der Applaus auf. Kate stürmte hinein, sie wirkte selbstsicher und frisch und war durch und durch Star. Als Deanna sie jedoch an die Hand nahm, spürte sie, daß diese kalt war und zitterte. Bewußt schloß Deanna ihre alte Freundin in ihre Arme. »Tu nichts, wozu du nicht wirklich bereit bist«, murmelte sie in Kates Ohr. »Ich werde dich nicht zu irgendwelchen Enthüllungen drängen.«
Kate zögerte einen Moment. »O Gott, bin ich froh, daß du da bist, Dee. Setzen wir uns, ja? Mir schlottern die Knie.«
Es war in jeder Hinsicht keine einfache Show. Deanna war imstande gewesen, die ersten zehn Minuten mit pikantem Tratsch aus Hollywood zu füllen und das Publikum auf diese Weise bei Laune zu halten, bis sie das Gefühl hatte, daß Kate ihre Meinung bezüglich der Enthüllung geändert hatte.
»Ich spiele gerne kraftvolle Frauen mit Charakter.« Mit einer geschmeidigen Bewegung, bei der die Seide raschelte, schlug sie ihre langen und millionenschweren Beine übereinander. »Und inzwischen scheinen auch mehr Drehbücher geschrieben
zu werden, in denen starke Frauen vorkommen, die sich nicht nur mit einer Zuschauerrolle zufriedengeben, sondern Überzeugungen und
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