Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Möglichkeiten nach. »Wir hatten doch letztes Jahr im Frauengespräch diese Sendung ›Machen Sie das Beste aus Ihrem Typ‹. Die kam doch sehr gut an.«
»Du meinst, so etwas mit vorher und nachher?«
»Ja. Make-up, Frisuren. Das macht Spaß und stellt die Leute
zufrieden. Aber weißt du, was ich am liebsten machen würde?« Sie schlug die Beine übereinander und beugte sich vor. »So eine Art Modenschau. Was gibt es Neues für den Sommer? Was ist gerade toll und aktuell? Du könntest beispielsweise Marshall Fields dafür gewinnen, ein paar Sachen aus der Sommerkollektion zu präsentieren: Berufsbekleidung, Abendkleider, Freizeitkleidung.«
Mit halb geschlossenen Augen versuchte Deanna, sich das vorzustellen. »Einschließlich Schuhe und Accessoires und mit jemandem, der alles aufeinander abstimmt. Dann wählen wir Frauen aus dem Publikum aus.«
»Genau. Reale Frauen aus dem Leben, keine perfekten Körper.«
Allmählich freundete sich Deanna immer weiter mit der Idee an, griff nach ihrer Handtasche und holte das Notizbuch hervor. »Die müssen wir allerdings schon vorher auswählen. Dann haben wir Zeit, herauszufinden, wie jemand aussehen und wie er ausgestattet werden soll.«
»Sie bekommen von einem Kaufhaus einen Geschenkgutschein über, sagen wir mal, einhundert Dollar.«
»Wie wirkt ein Kleid für einhundert Dollar oder weniger, als wäre es unbezahlbar?«
»Oh, das gefällt mir.« Fran schaukelte nach hinten. »Das gefällt mir wirklich.«
»Ich muß jetzt wieder nach Hause, ein paar Anrufe machen«, meinte Deanna und kam mühsam wieder hoch. »Wir müssen schnell sein.«
»Meine Liebe, ein anderes Tempo habe ich bei dir noch nie erlebt.«
Etliche Achtzehnstundentage, der größte Teil von Deannas Ersparnissen und ein nicht unerhebliches Maß an Frustration waren zur Verwirklichung ihres Vorhabens nötig. Weil Deanna sich nur eine einzige Woche von ihren Verpflichtungen bei der CBC freimachen konnte, verzichtete sie auf ihren Schlaf. Von Kaffee und ihrem Ehrgeiz angetrieben, brachte sie das Projekt energisch voran. Sie traf sich mit den Werbeleuten von Marshall Fields, telefonierte mit Vertretern der verschiedensten
Verbände, war stundenlang auf der Suche nach den richtigen Accessoires für die Sendung unterwegs.
Die erste Ausgabe von Deannas Stunde mußte ja vielleicht mit einem Minimalbudget produziert werden, aber sie wollte auf keinen Fall, daß man das sah. Deanna überwachte jeden Schritt und jede Phase des Projekts. Ganz gleich, ob es ein Fehlschlag oder ein Erfolg wurde, sie wollte, daß es ihre Handschrift trug.
Sie verhandelte und feilschte, bekam ein paar Sessel dafür, daß sie werbewirksam im Fernsehen präsentiert wurden. Sie machte Versprechungen – und bekam ein paar Stunden Arbeit für die Aussicht auf eine Vollzeitstelle, falls der Demonstrationsfilm Anklang fand. Sie erbettelte sich alle möglichen Dinge, lieh sich anderes zusammen. Auf diese Weise bekam sie Blumenarrangements, technische Ausrüstungsgegenstände, Helfer und von einer Frauengruppe fünfzig Klappstühle.
Am Morgen der Aufzeichnung herrschte in dem kleinen Studio, das sie gemietet hatte, ein fürchterliches Durcheinander. Die Beleuchtungstechniker riefen sich ihre Kommandos zu und führten die letzten Einstellungen durch. Die Mannequins drängten sich in einer winzigen Garderobe zusammen und versuchten, sich genug Platz zu verschaffen, um sich umziehen zu können. Deannas Mikrofon hatte einen Kurzschluß, und der Florist lieferte anstelle der Körbe mit den Sommerblumen einen Kranz für Beerdigungen.
»In liebevollem Andenken an Milo«, las Deanna auf der Karte und gab ein kurzes, hysterisches Lachen von sich. »Herrje, sonst noch etwas?«
»Wir bringen das schon in Ordnung.« Mit einer gewissen Verzweiflung um Beherrschung ringend, gab Fran ihrer Freundin einen energischen Stoß. »Ich habe bereits Richards Neffen Vinnie losgeschickt, um Körbe zu holen. Dann müssen wir nur noch die Blumen aus dem Kranz ziehen und in die Körbe befördern. Das wird toll aussehen und es wird auch keiner merken«, meinte sie.
»Aber in weniger als einer Stunde geht es doch los!« Das Krachen eines Klappstuhls ließ sie zusammenfahren. »Wenn
tatsächlich jemand von Publikum aufkreuzt, wirken wir wie die letzten Idioten.«
»Die werden schon noch kommen.« Fran fiel über die Gladiolen her. Ihre Haare standen ihr vom Kopf ab wie kleine, korkenzieherförmige Stacheln und wirkten wie ein elektrischer Heiligenschein. »Es
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