Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Deanna wieder zu ihr um. Im Gegensatz zu Fran lächelte sie nicht, ihre Augen jedoch leuchteten. »Ich habe es wirklich geschafft!«
Sie holte tief Luft und war dankbar darüber, daß von dem für Angela so typischen Duft nichts mehr in der Luft hing. »Mein Agent meinte, das Geld, das sie mir zahlen, sei ein Schlag ins Gesicht.« Jetzt grinste sie. »Ich sagte ihm, er solle auch die andere Wange hinhalten.«
»Ein Agent.« Fran schüttelte den Kopf, wodurch ihre kleinen, wie Kuhglocken geformten Ohrringe hin und her tanzten. »Du hast einen Agenten!«
Deanna wandte sich wieder dem Fenster zu und grinste auf Chicago hinab. Sie hatte eine kleine, vor Ort sitzende Firma genommen, die sich ganz auf ihre Bedürfnisse und ihre Ziele konzentrieren konnte.
»Ich habe einen Agenten«, stimmte sie ihr zu. »Und ein Syndikat – zumindest für die nächsten sechs Monate. Ich hoffe, ich werde auch jemanden für die Produktionsleitung bekommen.«
»Meine Liebe, du weißt doch …«
»Bevor du noch irgend etwas sagst, laß mich erst zu Ende reden.« Deanna drehte sich wieder zu ihrer Freundin um. Hinter ihr ragten die Spieße und Türme der Stadt in einen matten, grauen Himmel. »Das Ganze ist ein Risiko, Fran, ein großes Risiko. Wenn es schiefgeht, sitzen wir in wenigen Monaten auf der Straße. Du hast eine feste Stelle beim Frauengespräch und erwartest ein Baby. Ich will nicht, daß du das aus Freundschaft gefährdest.«
»Gut, dann werde ich es nicht tun.« Fran zuckte mit den Schultern und setzte sich mangels eines anderen Sitzplatzes auf den Boden. Sie war dankbar, daß der Gummizug über ihrer sich ausdehnenden Taille so dehnbar war. »Statt dessen mache ich es aus reiner Selbstgefälligkeit. Fran Myers, Produktionsleitung. Klingt doch toll.« Sie legte die Arme um die Knie. »Wann fangen wir an?«
»Gestern.« Mit einem Lachen setzte sich Deanna neben sie und legte ihr einen Arm über die Schulter. »Wir brauchen Personal, Fran. Vielleicht kann ich ja einige von Angelas Mitarbeitern, denen gekündigt wurde oder die nicht umziehen wollten, zu uns locken. Wir brauchen Ideen für Geschichten und Leute für die entsprechenden Recherchen. Das Budget,
mit dem ich arbeiten muß, ist bescheiden, daher müssen wir alles so einfach wie möglich halten.« Sie starrte auf die kahlen, pastellfarbenen Wände. »Beim nächsten Vertrag wird das Budget auf jeden Fall um einiges größer sein.«
»Zunächst brauchst du ein paar Sessel, einen Schreibtisch und ein Telefon. Als Produktionsleiterin werde ich sehen, was ich erbetteln, leihen oder stehlen kann.« Sie kam wieder hoch. »Doch als erstes muß ich noch offiziell kündigen.«
Deanna schnappte sich ihre Hand. »Du bist dir sicher?«
»Ganz sicher. Ich habe sogar bereits mit Richard über diese Möglichkeit gesprochen, und wir sehen das so: Sollte das Projekt in sechs Monaten scheitern, stünde ich ja ohnehin kurz vor dem Mutterschaftsurlaub.« Sie tätschelte ihren Bauch und grinste. »Ich rufe dich an.« An der Tür blieb sie noch einmal kurz stehen und fügte hinzu: »Oh, und noch eines. Laß diese verdammten Wände streichen, ja?«
Dann war Deanna allein. Sie zog die Knie an und senkte den Kopf. Alles geschah viel zu schnell. Die Treffen, die Verhandlungen, die Schreibarbeiten. Sie hatte nichts dagegen, lange Stunden auf ihre Arbeit zu verwenden, dadurch blühte sie nur auf. Und daß ihre ehrgeizigen Bestrebungen Wirklichkeit wurden, führte zu einem Kraftausbruch, der an Manie grenzte. Doch hinter dieser ganzen Aufregung lauerte ein kleines und sehr kaltes Ding aus schrecklicher Angst.
Alles entwickelte sich in die richtige Richtung, und sobald sie sich erst einmal an diese neue Geschwindigkeit angepaßt hatte, würde sie sich schon zurechtfinden. Und wenn sie scheiterte, würde sie einfach wieder ein paar Schritte zurückgehen und von neuem beginnen.
Aber sie würde es nicht bereuen.
»Miss Reynolds?«
Zerstreut schaute Deanna hoch und sah Angelas Sekretärin an der Tür. »Cassie.« Mit einem wehmütigen Lächeln sah sie sich um. »Hier hat sich einiges verändert, nicht wahr?«
»Ja.« Ein kurzes Lächeln flog über Cassies Gesicht. »Ich wollte noch ein paar Sachen aus dem Vorzimmer abholen, und dachte mir, ich sage Ihnen besser Bescheid.«
»In Ordnung. Offiziell ist das hier auch erst ab nächster
Woche mein Bereich.« Deanna stand auf und strich sich den Rock glatt. »Wie ich hörte, haben Sie beschlossen, nicht nach New York zu gehen.«
»Meine Familie
Weitere Kostenlose Bücher