Tödliche Mitgift
bereitwillig dargebotene Hand. Dass diese schwarz vor Schmieröl war, sah sie erst, als es zu spät war.
»Oh, Entschuldigung«, bat Fanelli, nachdem nun auch Pias Rechte schmutzig war. »Möchten Sie sich erst waschen?«
»Nein, später«, antwortete Pia, denn sie wollte Rosa Fanelli und ihren Mann nicht allein lassen, damit sie sich womöglich absprechen konnten, weis sie ihr sagen wollten. Sie bezweifelte, dass es Francesco Fanellis Absicht gewesen war, Zeit zu gewinnen, war sich aber nicht ganz sicher.
»Gian, mach einen Moment allein weiter«, sagte Fanelli zu einem Paar Beinen in Arbeitshosen und Schuhen, die unter dem Wagen auf der Bühne herausguckten.
»Haben Sie viele Angestellte?«, erkundigte sich Pia und schaute sich um.
»Zwei Gesellen und einen Lehrling«, antwortete Rosa Fanelli. Sie warf ihrem Mann einen warnenden Blick zu, so weit das trübe Licht, das durch die schmutzigen Oberlichter fiel, diese Einschätzung möglich machte. Pia erklärte noch einmal, weshalb sie gekommen war.
Francesco Fanelli schüttelte beim Zuhören ungläubig den Kopf. Eine völlig normale Reaktion auf die schlechte Nachricht, weitaus natürlicher als Regina Dreylings eisige Beherrschung oder Bianca Nowaks Lethargie.
»Ich wusste gar nicht, dass Matthias’ Schwester auch nach Italien gefahren ist«, sagte Francesco Fanelli schließlich. »Haben Caterina und Matthias dir davon erzählt, Rosa?«
»Nein. Ich hatte keine Ahnung. Wo ist Annegrets Dreylings Ehemann? War der auch in dem Hotel?«
Pia überlegte, wie viel sie preisgeben musste, um ihrerseits an die gewünschten Informationen zu kommen. »Die Frau, von der wir denken, dass es Annegret Dreyling war, ist ohne ihren Ehemann nach Italien gereist. Wie es bisher aussieht, ist sie mit einem anderen Mann zusammen im Guarini eingetroffen. Er wohnte im Zimmer neben ihr, ein Deutscher namens Bernhard Löwgen.«
»Maledizione!«
Pia zog fragend die Augenbrauen hoch, doch Rosa Fanelli versicherte eilig, dass ihr Mann nichts von Belang von sich gegeben hätte. »Wir sind nur erstaunt. Ein Mann namens Bernhard Löwgen hat mal bei uns gearbeitet. Es ist schon länger her. Er hat seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei uns gemacht und dann hier gearbeitet …«
»Warum wurde das Beschäftigungsverhältnis beendet?«
Wieder wechselten die Fanellis einen bedeutungsvollen Blick. »Das war auf seinen eigenen Wunsch hin. Er hatte gesundheitliche Probleme. Genaueres wissen wir nicht.«
»Haben Sie eine Idee, warum er nach Italien gereist ist und im selben Hotel gewohnt hat wie Annegret Dreyling?«
»Überhaupt keine. Wir wussten nicht mal, dass er etwas mit Annegret Nowak … oder Dreyling zu tun hat. Aber es scheint typisch für Annegret, gleich einen anderen Mann mitzuschleppen …«
»Ist Bernhard Löwgen ein Mann, der sich ›mitschleppen‹ lässt?«
»Unsinn! Er ist ein sehr anständiger Kerl«, erklärte Francesco erregt. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass …«
»Francesco … Wir kennen Löwgen nur als unseren Angestellten. Er war sehr gut in seinem Beruf, hatte Talent und war angenehm im. Umgang, aber sein Privatleben …«
Fanelli setzte zum Protest an, doch ein Blick seiner Frau brachte ihn zum Schweigen.
»Wenn man den ganzen Tag zusammen in der Werkstatt arbeitet, erfährt man bestimmt das eine oder andere. Wie gut kannte Herr Löwgen Ihren Schwiegersohn Matthias?«
»Bernhard Löwgen ist ein sehr verschlossener Mensch. Ich nehme an, dass er unseren Schwiegersohn vom Sehen her kannte, da er auch mit unserer Tochter Caterina Kontakt hatte. Aber dass er was mit dieser Annegret zu schaffen gehabt haben soll … nein, das kann ich mir nicht vorstellen«, erklärte Rosa Fanelli.
Pia bereute, nicht auf getrennten Befragungen bestanden zu haben. Nun war die Chance vertan, von Francesco Fanelli etwas mehr über Löwgen zu erfahren, denn die resolute Rosa hatte ihrem Mann gerade die Richtung vorgegeben. »Wo kann ich Ihre Tochter finden?«, fragte Pia.
»Sie ist auch in Perugia. Caterina hatte mir erzählt, dass sie wahrscheinlich in einem Appartement wohnen würden, das Leuten gehört, die zurzeit im Ausland arbeiten. Wissen Sie, Matthias will sich mit dem Handel von Wein und Olivenöl aus Umbrien selbstständig machen. Ich nehme an, Sie wissen sowieso Bescheid über ihn; ich kann also offen reden. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis musste er sich schließlich nach etwas Neuem umsehen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen …«
»Was hat er
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