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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Mund war mit Schokolade verschmiert, was die Sache verschlimmern musste. Sie zwinkerte ihm zu.
    »Ich bin noch eine Viertelstunde dort drüben in dem Café«, sagte Marten nun.
    Sie reagierte nicht darauf, sah nicht zu ihm hin, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er sich entfernte. Die Spannung in ihrem Rücken und das Herzklopfen ließen etwas nach. Pia führte die Flasche noch mal zum Mund, um zu trinken. Das Kind streckte seine winzigen Hände nach dem Getränk aus und fing laut an zu weinen. Der Vater tätschelte ihm den Rücken, was gar nichts bewirkte. Die Mutter, aus dem schönsten Streit mit ihrem Partner gerissen, sah irritiert zu Pia hinüber.
    »Ich glaube, Ihr Kind hat Durst«, bemerkte Pia und fing sich einen bösen Blick ein. Um dem Konfliktfeld vor ihrer Nase zu entgehen, sah sie sich in der Abfertigungshalle um. Marten oder Techow, wie immer er nun heißen mochte, war tatsächlich verschwunden. Gleich war sie an der Reihe, ihr Gepäck aufzugeben; ihr Flug wurde schon aufgerufen.
    »Weglaufen ist keine Lösung«, fauchte die Frau vor ihr ihren Partner an. Nein. Das war es nicht.

22. Kapitel
    P ia trat aus der Schlange heraus, was die hinter ihr Stehenden dazu veranlasste, eilig nachzurücken, als könnte sie es sich jeden Moment wieder anders überlegen und ihnen den eroberten Platz streitig machen. Es war sowieso ein ungünstiger Flug. Wenn niemand sie abholte, würde sie auch noch eine teure Taxifahrt nach Lübeck bezahlen müssen. Sicher, das waren Spesen, aber im Prinzip … Dagegen, einen Kaffee zu trinken, sprach prinzipiell erst einmal gar nichts. Meistens bereute man später die Dinge, die man unterlassen hatte. Pia umrundete die Menschen, die, Schafen gleich, durch die Absperrbänder in Richtung der gewünschten Schalter geleitet wurden, und wandte sich nach rechts in Richtung der Ristorazione. Obwohl sich in dem Stehcafé jede Menge Reisende an den Bistrotischen und vor dem Tresen drängten, sah sie ihn sofort: Er hatte ihr den Rücken zugewandt, stand einfach nur da, ein Glas Latte Macchiato neben sich.
    »Un caffe ristretto, per favore«, orderte Pia, als der Mann hinter dem Tresen ihr auffordernd zunickte. Vittoria Sponza hatte ihr erklärt, dass man in Italien Cappuccino eigentlich nur zum Frühstück trank. Pia wollte Koffein, aber nicht so viel Flüssigkeit. Ihr Magen war voller Sprudelwasser. Marten drehte sich zu ihr um und sah sie wortlos an. Sie hielt seinem Blick stand.
    »Du siehst gut aus«, stellte er fest, »gestern Nacht war es zu dunkel, da konnte ich nicht viel erkennen.«
    »Was machst du hier?«
    Er verzog das Gesicht. »Können wir nicht mit den einfachen Fragen anfangen und später zu den schwierigen kommen?«
    »Es gibt kein ›später‹. Mein Flug geht um achtzehn Uhr fünfunddreißig«, erwiderte sie, damit er die Angelegenheit gleich richtig einordnen konnte.
    »Ach so. Ich dachte, du hättest dein Flugzeug gerade verpasst. Ich wollte dich eigentlich zum Essen einladen. Ins Borgo Antico auf der Piazza di Santo Spirito. Kennst du dich in Florenz ein wenig aus?«
    »Nein. Und außerdem bin ich an Informationen interessiert, nicht an Essenseinladungen.«
    »Du willst doch noch gar nicht abfliegen. Ansonsten hättest du deinen Koffer schon aufgegeben.«
    »Der geht als Handgepäck durch.«
    »Hier können wir aber nicht reden.«
    Pia sah auf ihren Koffer hinunter. Er war nicht sehr groß, doch sie bezweifelte trotzdem, dass sie ihn mit an Bord nehmen konnte. Im Grunde hatte sie die Maschine nach Hamburg längst aufgegeben. »Okay, aber ich will Antworten«, erklärte sie.
    Sie aßen unter freiem Himmel in einem Restaurant auf einer belebten Piazza in Florenz. Der Abend war warm, das Essen hervorragend, und wenn noch ein paar Sterne am Himmel gestanden hätten, wäre es nahezu perfekt gewesen – oder kitschig. Stattdessen hatte sich der Himmel bewölkt, und die Hitze des Tages war im Laufe des Abends einer drückenden Schwüle gewichen.
    »Das war schon mal ganz gut«, sagte Pia und legte ihr Besteck beiseite. Sie war von Farfalline al salmone rucóla e zucchine, Bistecca alia florentina und dem Chianti classico, den sie dazu getrunken hatte, satt und milde gestimmt. Marten Unruh lächelte sie über den Tisch hinweg zufrieden an. »Perfekt wird es aber erst mit ein paar Antworten zum Dessert«, setzte sie hinzu und genoss es, einen Anflug von Unbehagen in seinem Gesicht zu sehen. Geschah ihm recht!
    »Möchtest du noch von dem Wein?«, fragte er, wohl um Zeit zu gewinnen.

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