Tödliche Nähe
die Ablenkung, wollte die Zeit genießen. Also ließ sie die Fragen ungestellt und beschloss, dass es keine Rolle spielte. Nur das Hier und Jetzt zählte – ein paar Bier, frische Chickenwings und lockere Gespräche mit einem Typen, der ihre Anwesenheit offenbar genoss.
Im Laufe des Abends kamen und gingen die Gäste.
Zwischendurch zogen Nia und Law vom Tresen in eine der Sitznischen um.
Irgendwann stellte sie fest, dass sie allein waren – nur noch Law, der Barmann und sie selbst. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Das hatte sie schon seit … Monaten nicht mehr erlebt.
»Wo warst du?«
Sie schaute auf, blickte in Laws ausdrucksstarke, braune Augen, versank darin. Dann schaute sie weg. »Was meinst du?«
»Du warst weg«, antwortete er.
Stirnrunzelnd zählte sie die Flaschen auf dem Tisch. Acht Bier. Sie hatten acht Bier geleert, höchstwahrscheinlich ging die Hälfte davon auf ihr Konto.
Als sie sich in der Absicht, aufzustehen, zur Seite drehte, geriet der Raum um sie herum ins Schwanken. »Ich bin nirgendwo hingegangen«, erklärte sie und gab sich die größte Mühe, nicht zu lallen. »Ich war die ganze Zeit hier.«
»Klar. Du bist voll da«, meinte Law lächelnd.
Sie war der Meinung, einen belustigten Unterton in seiner Stimme wahrgenommen zu haben, und sah ihn finster an. »Ich bin nicht betrunken!«, fauchte sie.
Er hob abwehrend die Hände. »Habe ich auch nicht behauptet.«
»Soll ich sie nach Hause bringen, Reilly?«
Sie warf dem Barmann einen vernichtenden Blick zu. »Als ob ich dich lassen würde.«
Seine dicken, buschigen Augenbrauen schossen in die Höhe.
Law hob beschwichtigend eine Hand. »Ich kümmere mich schon um sie, Leon.«
Nia schnaubte. »Von wegen.« Sie wühlte in ihrer Tasche nach den Schlüsseln. In ihrem Hinterkopf begann eine Alarmglocke zu schrillen – verschwommene Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf, doch sie waren zu unscharf, schienen keinen Sinn zu ergeben. Ungeschickte, geschwollene Finger schlossen sich um Metall, und sie riss triumphierend den Schlüsselbund in die Höhe. »Ich fahre zu meinem Hotel«, verkündete sie und ließ ihn vor Laws Augen baumeln.
»Aber sicher.«
Einen Moment später stand sie mit leeren Händen da.
Sie wackelte mit den Fingern, suchte nach den Schlüsseln.
Doch sie waren weg. Stirnrunzelnd sah sie noch einmal in der Tasche nach, dann auf dem Fußboden. Wo konnten sie nur sein?
Es klimperte, und sie schaute auf. Als sie begriff, dass Law die Schlüssel in der Hand hielt, setzte sie eine finstere Miene auf.
»Komm schon, schöne Frau. Ich bring dich ins Hotel. Morgen früh darfst du dich bei mir dafür bedanken, dass deine Maschine die Nacht heil überstanden hat … und du auch.« Law legte ihr einen Arm um die Taille.
Sie versuchte, sich loszumachen. »Niemand fasst mein Motorrad an.« Doch im selben Augenblick ließ sie sich wieder gegen ihn sinken und fragte sich, warum sie sich von ihm losreißen sollte. Er duftete … wunderbar. Nach … nun ja, nach Mann – warm, sexy, nach Seife, Gras und Bier. Und da war noch etwas … hmm, Bücher. Irgendwie roch er nach Büchern. Sie mochte es. Und wie.
Nia schmiegte das Gesicht an seinen Hals und atmete seinen Duft ein. »Hmm. Mein Motorrad darfst du nicht anrühren. Aber mich vielleicht.«
Law zog eine Grimasse, als ihre Hand unter sein Hemd glitt. Ihre Finger fühlten sich verführerisch kühl und weich auf seiner Haut an, während sie sie ohne zu zögern und wild entschlossen über seinen Körper wandern ließ.
Wenn er diese Nacht überlebte, verdiente er einen Heiligenschein.
Vielleicht hätte er Leon bitten sollen, den Laden zu schließen, bevor Nia die vierte Runde bestellte. Aber bevor sie von ihrem Platz aufgestanden war, hatte sie völlig trinkfest gewirkt. Dass sie nicht nüchtern war, hätte man nicht mal an einem glasigen Blick erkennen können.
Doch dann war sie aufgestanden, und obwohl sie nicht lallte oder über ihre eigenen Füße stolperte, bestand kein Zweifel daran, dass sie ordentlich einen sitzen hatte. Obendrein steckte ihre Hand unter seinem Hemd. Die Frau fuhr über seinen Bauch, als streichele sie eine Katze.
Verdammt – für sie würde er sich in jedes beliebige Tier verwandeln.
Großer Gott … Jetzt fingerte sie auch noch an seiner Gürtelschnalle herum. Nun geriet er ein wenig ins Stolpern, während er sie zur Tür führte. Tja, er war auch nicht ganz nüchtern, und wie’s aussah, würde er dafür büßen müssen.
»Ich mag, wie du
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