Toedliche Verfolgung
die Maschine. »Hoffen wir, dass das passiert, bevor uns das Benzin ausgeht.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wenn du nicht langsam aufhörst, mich anzustarren und endlich aufsteigst, werden wir sie nie einholen.«
Das ließ sich Jack nicht zweimal sagen, schnell schwang er sich auf das Motorrad. Keine Sekunde zu früh, denn Lissa legte einen Start hin, als wollte sie ein Rennen gewinnen. Im Grunde war es genau das, und der Hauptpreis war sein Truck. Jack presste sein Gesicht in ihren Nacken und hoffte, dass die ganze Jagd bald ein Ende hätte und er Lissa für den Rest ihres Urlaubs zeigen könnte, wie sehr er ihre Hilfe zu schätzen wusste. Doch erst musste es ihm gelingen, die drei bewaffneten Männer entweder auszutricksen oder zu überwältigen. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedachte, dass sie alle motorisiert unterwegs waren. Aber er hatte früh gelernt, dass nichts unmöglich war. Mit guter Planung und ein wenig Glück war alles machbar.
17
Sie folgten Truck und Geländewagen in sicherer Entfernung. Die sanften Felder und grasbewachsenen Hügel um Gunnison wurden abgelöst von schroffen Felsen, mehreren Stauseen und schließlich dem tiefen Black Canyon, dessen dunkle Felswände durch die Enge der Schlucht bedrohlich wirkten. Lissa wagte nur hin und wieder einen schnellen Seitenblick, denn die meiste Zeit musste sie sich darauf konzentrieren, den Truck und die Verbrecher nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig die steile Straße von der Vernal Mesa hinunterzunavigieren. Sie konnten nur hoffen, dass der Dieb genug Erfahrung mit Lastwagen hatte und nicht irgendwann die Gewalt über das Fahrzeug verlor und von der Straße abkam.
Genauso plötzlich wie die Schlucht aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Laubwälder und Wiesen bildeten erneut ein Tal, während im Hintergrund majestätische, schneebedeckte Gipfel emporragten. Lissa atmete erleichtert auf, als sie die kleine Stadt Montrose erreichten, wo sie die Geschwindigkeit drosseln und sich etwas erholen konnte. Während sie den quirligen Ort durchquerten, der größtenteils aus Motels, Souvenirläden und Fastfood-Restaurants bestand, lockerte Lissa ihre verkrampften Arme und Beine. Hoffentlich dauerte die Verfolgung nicht zu lange, denn sie wusste nicht, wie lange sie die kurvenreichen Gebirgsstraßen ohne Pausen würde fahren können. Alleine wäre das alles kein Problem, aber mit Jacks zusätzlichem Gewicht schwanden ihre Kräfte viel schneller. Sie bremste ab, als sie erkannte, dass Truck und Jeep an einer roten Ampel hielten. Es sah nicht so aus, als würden die Männer die Gelegenheit nutzen, den Dieb zu überwältigen, um den Lastwagen selbst zu beanspruchen. Wahrscheinlich gab es einfach zu viele potenzielle Zeugen in der Gegend.
Doch hinter der Stadt wurde der Touristenstrom schon deutlich geringer, sie hatten die Straße fast für sich. Durch das offene Tal des Uncompahgre River folgten sie dem Truck in die hochalpinen Ableger der Rocky Mountains. Umringt von gewaltigen Bergen, in einem Talkessel der San Juan Mountains kamen sie schließlich in den Gebirgsort Ouray. Lissa sah sich aufmerksam um, während sie die Main Street der kleinen Stadt entlangfuhren. Zu beiden Seiten der Straße standen gepflegte Backstein- und Holzhäuser, umgeben von Laubbäumen und saftigen Rasenflächen. Kein Wunder, dass die Gegend »Die Schweiz Amerikas« genannt wurde, der Ort hatte eindeutig ein europäisches Flair, genauso wie die sanften Hügel und schroffen Steilwände des Gebirges. Nach einem letzten bedauernden Seitenblick auf die Thermalquellen und den tosenden Wasserfall, der durch eine enge Felsspalte brach, passte sie die Geschwindigkeit erneut den Verbrechern an.
Lissa achtete darauf, immer mehrere Hundert Meter hinter ihnen zu bleiben, damit sie nicht bemerkt wurden. Allerdings sah es nicht so aus, als wären sich die Männer im Geländewagen überhaupt bewusst, was hinter ihnen geschah. Ihre Geduld war wohl bereits erschöpft, denn sie fuhren immer dichter an den Truck heran. Der Mexikaner versuchte, mit gewaltigen Schlenkern zu verhindern, dass sie sich neben ihn setzten. Lissa stockte der Atem, als sie sah, wie nah der Fahrer dem ungesicherten Straßenrand kam. Wenn er nicht aufpasste, würde er auf dem steinigen Seitenstreifen die Kontrolle über den Lastwagen verlieren und die Böschung herunterstürzen. Oder auf der Gegenfahrbahn unbeteiligte Autofahrer gefährden.
Vorbei an durch Eisenerz rötlich getönten Berghängen und
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