Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Händen, »hat sie etwa einer dieser … nein, nein …«
Julia reichte Frau Weber ein Taschentuch und wartete, bis diese sich etwas beruhigt hatte.
»Haben Sie von diesen besagten Personen jemanden gesehen?«, fragte sie dann.
»Nein. Lara ist nur immer weggefahren, mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Taxi. Aber eben meistens nachmittags oder abends, also dann, wenn man normalerweise nicht zur Arbeit geht. Zuerst hieß es im Haus, sie arbeite Schicht im Krankenhaus, denn tagsüber war sie ja oft zu Hause. Die Leute machen sich eben Gedanken«, sie zuckte mit den Schultern, »und einen Freund oder so hat man nie bei ihr gesehen. Aber das mit dem Krankenhaus hielt sich nicht lange, ich meine, wer geht schon so zurechtgemacht zum Dienst in eine Klinik? Die Frisur, die kurzen Röckchen, ach … das arme Ding.«
Hellmer notierte etwas, dann wandte er sich wieder an Frau Weber. »Und wegen ihrer Mutter? Hat Lara für sie gesorgt, haben die beiden zusammengewohnt? Es gibt ja kein Klingelschild oder so, wie müssen wir uns das denn vorstellen?«
»Wenn man das so genau sagen könnte«, seufzte Frau Weber schulterzuckend. »Lara wohnt seit drei Jahren hier, was vorher war, weiß niemand. Ihre Mutter kam damals mit, zuerst dachten wir, es sei ihre Wohnung, aber die Wohnung gehört der Kleinen. Über Helene weiß ich auch nicht viel, außer, dass sie eine sehr kranke Frau ist, angeblich Depressionen, aber auch da gibt es unschöne Gerüchte. Alkoholikerin, Nervenzusammenbruch, Drogen, sie ist ja momentan wieder in irgendeiner Klinik, da sprechen die Leute eben drüber, und Lara hat sich stets sehr diskret verhalten. Für sie ist das sicher auch hart, ich meine, es war hart … Ach je, wie schrecklich.«
Sie schluckte.
Ein plötzliches Vibrieren in ihrer Hosentasche ließ Julia erschreckt zusammenzucken. »Entschuldigen Sie«, murmelte sie und erhob sich, während Hellmer das Gespräch mit Frau Weber fortsetzte.
Berger! Hoffentlich der Beschluss, dachte sie und nahm das Gespräch an.
»Frau Durant, wo sind Sie gerade?«
»Sachsenhausen Süd, wir befragen die Nachbarn von Lara Emmels. Haben Sie die Anordnung?«
»Nein, darum geht es nicht«, wehrte Berger ab und klang dabei sehr angespannt. »Stellen Sie die Befragung bitte hintan, ich habe einen weiteren Tatort für Sie.«
»In diesem Zusammenhang etwa?«, wollte Julia wissen.
»Nein, nicht offensichtlich jedenfalls, aber das werden Sie hoffentlich genau ermitteln. Ich will Sie und Hellmer als erfahrenste Ermittler dort vor Ort haben. Über die gewisse Sensibilität brauche ich Ihnen ja nicht noch einmal etwas zu erzählen, denn es ist wieder in den gehobenen Kreisen.«
»Inwiefern?«
»Kronberg, Villenviertel.«
In Kronberg gibt es doch nur Villen, dachte Julia, doch dann präzisierte Berger seine Angabe, und sie notierte die Adresse.
»Was ist geschehen?«
»Weibliche Tote, aufgefunden von der Putzfrau in der Badewanne, offenbar mit aufgeschlitzten Pulsadern. Ihr Name war Nathalie Löbler, wohnte dort mit ihrem Mann, keine Kinder. Die beiden sind nicht ganz unbedeutend auf dem Finanzmarkt. Wenn ich mich recht entsinne, steht der Mann von Frau Löbler außerdem recht weit oben in seiner Partei und spekuliert auf einen großen Erfolg bei der Kommunalwahl.«
»Hier in Frankfurt?«
»Ja. Wenn es derselbe Löbler ist, aber ich glaube schon. Er stammt ursprünglich hier aus Frankfurt, sein Elternhaus steht irgendwo in Nieder-Eschbach. Ob politisches Kalkül oder nicht, er ist immer noch dort gemeldet, und sein Name wird in der Politik hoch gehandelt. Die bevorstehenden Wahlen könnten sein Ticket ins Stadtparlament sein. Ein Skandal wiederum … Na, erst mal müssen wir wissen, worum genau es geht. Laut Leitstelle gab es in den vergangenen Tagen zwei Meldungen über lautstarke Streitigkeiten, daher auch der Verdacht, dass die Sache sich zu einer delikaten Angelegenheit ausweiten könnte. Vor Ort konnte zwar nie etwas festgestellt werden, aber ich möchte, dass Sie das genau prüfen.«
»Wo ist dieser Löbler jetzt?«
»Unterwegs, aber das Haus ist mittlerweile abgesperrt. Bitte beeilen Sie sich, Frau Durant.«
»Wir brechen sofort auf«, sicherte sie Berger zu.
»Ach, noch etwas«, ergänzte dieser. »Die Streife hat uns noch die Info gegeben, dass das Gesicht des Opfers deutliche Spuren von Schlägen aufweist.«
Montag, 15.25 Uhr
U nglaubliche Kälte schon wieder«, murmelte Frank Hellmer, als die Kommissare den mit großen, dunklen Natursteinplatten
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