Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
Vom Netzwerk:
Freund, und dann werden Sie für meine Schuld büßen. Erkennen Sie nicht, wie eng wir miteinander verbunden sind?«
    »Ich habe nichts mit alledem zu tun. Sie haben mich in eine Falle gelockt.«
    »Und Sie haben Ihre Sache ausgezeichnet gemacht. Ich hatte Sie für eine Null gehalten, aber Sie haben Talent! Ich glaube an Sie, und darum biete ich Ihnen eine Heldenrolle an. Sie werden der Mann sein, der Victor Kamarov zu Fall bringt.« Rudi Maiers Augen funkelten vor Begeisterung.
    »Was sagen Sie da?« Die Angst griff nach Toms Eingeweiden. Zwischen Rudis Wirklichkeit und dem Rest der Welt stand eine hohe Mauer. Das Erschreckendste aber war, dass Rudi seine Wirklichkeit für die Realität hielt. Was führte der Mann im Schilde?
    »Victor Kamarov hat sehr viel mehr Menschenleben auf dem Gewissen als Sie und ich zusammen.« Rudi musterte Tom.
    »Sagen Sie nicht ›Sie und ich‹. Ich habe nichts damit zu tun. Wenn Sie das glauben, haben Sie etwas missverstanden.«
    »Kamarovs Opernagentur ist nichts anderes als eine solide Maschinerie zur Geldwäsche. Das Geld stammt aus dem Drogenhandel, Menschenhandel, Waffenhandel. Jeder, der Geld legalisieren will, findet bei Kamarov einen offenen Hafen.«
    »Sie lügen.«
    »Nein. Sie lügen sich selbst in die Tasche, wenn Sie sich an die Illusion des großen, kulturliebenden Kamarov klammern. Glauben Sie, er hat derartige Reichtümer ehrlich zusammengetragen? Als Manager einer Bande größenwahnsinniger Sänger? Die Antwort lautet: nein. Aber seine Organisation eignet sich ideal zur Geldwäsche, denn die Honorare gehen aus allen Ecken der Welt ein. Unablässig finden Transaktionen statt. Immer noch werden die meisten Gagen bar ausgezahlt, in der jeweiligen Währung des betreffenden Landes, in dem gesungen wird.
    Doch in dem Augenblick, in dem seine Opernsänger in Streik getreten sind, war die Katastrophe da. Jetzt besteht die Gefahr, dass seine Machenschaften ans Tageslicht kommen. Darum ist er so verzweifelt. Er befürchtet aufzufliegen. Ich war ganz unten und ganz oben in Kamarovs Imperium. Ich weiß, was da läuft.
    Sie werden ihm den Gnadenstoß versetzen, Tom. Das ist Ihre große Chance, Ihr Privileg. Kamarov soll seine Sünden gestehen, in aller Öffentlichkeit beichten, vor laufender Kamera, live. Er, der großartige, fantastische Kamarov, soll vor der ganzen Welt in seinem eigenen Dreck kriechen. Und Sie werden ihn dazu bringen.«
    Tom schnürte es die Luft ab. Was wollte Rudi Maier von ihm? Nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen hatte er eine solche Angst verspürt wie in diesem Augenblick. Das war vollkommen irrsinnig.
    »Das ist … Das ist vollkommen … Sie glauben doch nicht … dass ich …«
    Tom hörte, dass sich ein Fahrzeug näherte. Rudi Maier richtete sich auf und lauschte. Dann nickte er und lächelte.
    »Vertrauen Sie mir. Sie werden es tun!« Rudi warf den Zementmischer an. Dann verließ er den Keller, um dem Fahrzeug entgegenzugehen, das angekommen war.
     

Pest oder Cholera
    Rudi und Hans trugen eine bewusstlose Gestalt, in eine Decke eingewickelt, die Kellertreppe herunter.
    »Wir haben einen Gast!« Rudis Stimme klang aufgeräumt. »Die Wiedersehensfreude wird Sie überwältigen.«
    Sie legten das Bündel vorsichtig neben dem Zementmischer ab. Tom schickte ein verzweifeltes Stoßgebet zum Himmel, dass es nicht so war, wie er vermutete.
    »Das ist fast wie Weihnachten, Tom.« Rudi zog die Decke von dem Bündel. »Familienzusammenführung. Freuen Sie sich?«
    Cathrine lag regungslos da und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Im ersten Augenblick war Tom überzeugt, dass sie tot war. Dann sah er das kaum sichtbare Zucken ihrer Lider. Für den Bruchteil einer Sekunde funkelten ihre Augen wiedererkennend. Dann bewegte sich ihr Mund wie in Zeitlupe, aber es kam kein Laut über ihre Lippen. Sie war außer Stande, sich zu rühren.
    »Was habt ihr mit ihr gemacht, ihr Schweine!« Tom spuckte die Worte mit einem Blutklumpen aus, der über seine Brust hinabrutschte.
    »Ihr zentrales Nervensystem ist außer Gefecht gesetzt. Aber wir kriegen sie wieder auf die Beine. Sobald wir die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.« Hans Maier holte einen Schlagbohrer und bohrte zwei Löcher in die Außenseite der frisch gemauerten Wand, füllte sie mit Zement und schlug zwei Bolzen mit Ösenkopf ein. Dann zog er Cathrine zu den Bolzen, legte ihr Handschellen an und kettete sie an die Wand.
    »Sie ist Mutter eines kleinen Mädchens.« Tom kämpfte,

Weitere Kostenlose Bücher