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Tödlicher Champagner (German Edition)

Tödlicher Champagner (German Edition)

Titel: Tödlicher Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aber sie wusste, dass er darauf wartete, dass etwas geschah. Sie wusste auch, dass er wollte, dass etwas geschah. Die Untätigkeit bedrückte ihn.
    Sie begriffen beide, wie gut es war, dass das Grundstück überwacht wurde, aber sie empfanden es gleichzeitig als Einmischung in ihre Privatsphäre.
    Die Ermittlungen der Polizei hatten kein befriedigendes Ergebnis gebracht. Jeder ihrer Verwandten hatte ein Alibi für einen oder mehrere Zwischenfälle. Die Untersuchung hatte zwiespältige Auswirkungen. Seit die Polizei eingeschaltet worden war, hatte sich nichts mehr ereignet. Es hatte keine anonymen Anrufe, Schatten im Wald oder fingierte Telegramme gegeben. Andererseits waren, wie Pandora ebenfalls vorausgesagt hatte, die Dinge aufgerührt worden. Sie hatte einen wütenden Anruf von Carlson erhalten, der behauptete, sie wollten durch die Ermittlungen seine Anfechtungsklage unterminieren.
    Gleich darauf war ein ziemlich wirrer Brief von Ginger gekommen, in dem sie sich in die Idee verrannte, auf Folley spuke es. Michael hatte am Telefon ein zweiminütiges Gespräch mit Morgan, der etwas von Familienangelegenheiten, Überreaktion und Gewäsch von sich gab.
    Biff hatte in seinem üblichen Stil ein kurzes Telegramm geschickt:
    Räuber und Gendarm? Was spielt ihr zwei miteinander?
    Von Frank hörten sie nichts.
    Das Polizeilabor bestätigte die erste Untersuchung des Champagners. Lieutenant Randall führte die Ermittlung in seiner genauen, ruhigen Art weiter. Und Michael und Pandora waren genau dort, wo sie schon vor Wochen gewesen waren: Sie warteten.
    Michael wusste nicht, wie Pandora das alles aushielt. Während er den schmalen Weg, den sie ausgeschaufelt hatte, entlangging, fragte er sich, wie sie so ruhig bleiben konnte, während ihn das Ganze rasend machte. Bereits nach wenigen Tagen untätigen Abwartens hatte er erkannt, dass es schlimmer war, wenn gar nichts geschah. Darauf zu warten, dass ein anderer den nächsten Schritt tat, war die nervenzermürbendste Art der Folter. Bevor er Pandora nicht in Sicherheit wusste, konnte er sich nicht entspannen. Bevor er seine Hände nicht jemandem um den Hals legen konnte, würde er nicht zufrieden sein. Er war in Untätigkeit wie in einer Falle gefangen. Vor Pandoras Werkstatt blieb er stehen und blickte sich um.
    Das Haus wirkte groß und märchenhaft mit den tropfenden Eiszapfen, die von Dachrinnen, Abflussrohren und Fensterläden hingen. Es gehörte in ein stimmungsvolles, geheimnisvolles Gruselbuch. Ein Märchen von der grimmigen Art. Vielleicht würde er eines Tages selbst eine Geschichte um dieses Haus spinnen, aber im Moment war es einfach sein Heim.
    Die Hände in die Taschen geschoben, beobachtete er den aus den Kaminen aufsteigenden Rauch. Das Haus mochte albern sein, aber er hatte es stets geliebt. Je länger er darin lebte, desto sicherer wurde er, dass es so vorbestimmt war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie Pandora seine Entscheidung aufnehmen würde, nach Ablauf der Frist hier zu bleiben.
    Das letzte Skript für diese Saison war fertig. Nur noch diese Folge sollte gedreht werden, bevor die Show in die Sommerpause ging. Er könnte, wie er das schon öfter getan hatte, Anfang des Frühlings ein paar Wochen an einem heißen, lauten Strand verbringen. Er könnte angeln, sich entspannen und seine Freude daran haben, Frauen in winzigen Bikinis zu beobachten. Michael wusste, dass er in diesem Jahr nicht wegfahren würde.
    In den letzten Tagen hatte er mit dem Gedanken gespielt, das Drehbuch für einen Spielfilm zu schreiben. Er hatte schon früher daran gedacht,aber es war immer etwas dazwischengekommen. Er wusste, dass er das Drehbuch hier schreiben könnte. Er könnte es perfekt ausarbeiten, während Pandora in seiner Nähe ihre Kunst ausübte und seine Arbeit kritisierte, sodass es ihn nur bestärken würde, es noch besser zu machen. Aber er wartete noch, wartete darauf, dass etwas geschah, wartete darauf, dass er herausfand, wer sie beide durch Einschüchterung vertreiben wollte. Und am meisten wartete er auf Pandora. Solange sie ihm nicht freiwillig ihr volles Vertrauen und ihr Herz schenkte, musste er warten.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich wieder. Er wollte und musste jetzt endlich handeln.
    Michael versuchte, die Tür zu öffnen und war zufrieden, dass Pandora sie vereinbarungsgemäß verschlossen hielt. „Pandora?“ Sie öffnete, einen Bohrer in ihrer Hand. Nach einem Blick in ihr erhitztes Gesicht und auf ihr zerzaustes Haar

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