Toedlicher Hinterhalt
offen gesagt, möchte ich das auch gar nicht so genau wissen. Aber das ist auch nicht der Punkt. Ich will … Sie nur vorwarnen und bitten, ihn heute Abend zu schonen. Wenn das möglich ist.«
»Was ist denn passiert?«, fragte sie.
Doch der SEAL schüttelte nur den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
Na, toll! Als ob Tom mit ihr darüber sprechen würde. »Wo ist er jetzt?« Kelly war nicht sicher, ob sie danach fragte, damit sie zu ihm gehen oder sich von ihm fernhalten konnte.
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, stand er unten bei der alten Schaukel.«
Die Schaukel. Ihre Schaukel … Nun wusste sie es. Sie würde zu ihm gehen. Denn wenn er wirklich dort war, wollte er mit Sicherheit, dass sie sich zu ihm gesellte.
»Danke«, gab sie zurück.
»He, gibt es hier eine gute Pizzeria, die Essen liefert?«
»Ja, Marios, die Nummer hängt am Kühlschrank. Würden Sie genug für Joe und mich mitbestellen? Und auch für Tom?«
»Na klar.« Jazz schenkte ihr ein für ihn seltenes Lächeln, während er ins Haus ging.
Kelly lief zurück in den Garten, um das Cottage herum zu ihrem alten Baumhaus.
Als sie Tom vor der Schaukel sitzen sah, wurde sie langsamer. Der Wind nahm zu, sodass die Blätter ihre silbrige Seite zeigten und heftig rauschend im Wind tanzten. Trotzdem hörte er sie kommen.
Eilig wandte er sich von ihr ab, und sie bemerkte schockiert, dass er sich Tränen aus den Augen wischte.
Kelly stutzte, erneut unsicher, ob sie gehen oder bleiben sollte.
Gerade hatte sie sich dazu durchgerungen, umzukehren, da wandte er sich zu ihr. »Na, sieh mal einer an, wer da nach mir schaut. Was ist los, Babe, kannst du nicht bis heute Nacht warten?«
Sie wäre gegangen, doch sein Tonfall war so rau und hart, dass sie es nicht über sich brachte. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, mir geht’s prima, danke.«
»Was war los?«
»Ist eine lange Geschichte«, antwortete er. »Zu lang, um sie zu erzählen. Denn du weißt ja, was nach fünf Minuten in meiner Gegenwart passiert. Wir werden uns die Klamotten vom Leib reißen.«
Vermutlich hatte sie eine solche Ablehnung verdient. Sie starrte ihn an und wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich bereits mehrfach entschuldigt. Aber offensichtlich reichte das nicht.
Doch sie hatte keine Ahnung, was genau er von ihr verlangte.
»Ich glaube, hier draußen ist es sicher«, erklärte sie ihm. »Hier kommen zu viele Leute vorbei. Selbst für meinen Geschmack.«
Möglich, dass er darüber schmunzeln musste, sie war sich nicht ganz sicher, denn es wurde mit jeder Minute dunkler.
Kelly setzte sich auf ihre Schaukel, stieß sich ab, streckte die Arme aus und lehnte sich zurück, um die Blätter zu beobachten, wie sie erst in die eine, dann in die andere Richtung stoben. »Erinnerst du dich noch an den Sommer, als wir uns immer hier draußen getroffen haben? Ich weiß, wir hatten uns niemals offiziell verabredet, aber ich bin immer in der Hoffnung hierhergekommen, dass du auch da sein würdest. Und eine Zeit lang warst du es auch.«
Tom schwieg. Sie schaute zu ihm herüber, um sicherzugehen, dass er noch da war.
»Ich dachte immer, wir hätten die stille Vereinbarung, dass alles, was hier unten gesagt wird, unter uns bleibt.« Kelly sah ihn so eindringlich wie möglich an, zumindest soweit das von der schwingenden Schaukel aus möglich war. »Also, was war heute los?«
»Was war nicht los?« Vor lauter Frust hätte er fast gegen den Stamm getreten. »Es ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen.«
Wie wäre es, wenn er an dem Punkt anfinge, wo er letzte Nacht aus ihrem Bett geflüchtet war? Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Wie hatte er sich gefühlt? Blieb jetzt, da seine Leidenschaft abgeflaut war, nur noch Wut übrig? Und warum war er immer noch so sauer auf sie?
Er atmete scharf ein und stieß frustriert die Luft aus, wobei er heftig fluchte. »Ich schätze, es hat heute Morgen damit angefangen, dass Angela mich anrief, weil Mallory die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen war.«
»Oh Gott!«, sagte Kelly. »Geht es ihr gut?«
»Ja, ihr geht’s prima. Sie hat jetzt einen Freund und war bei ihm. Ich weiß nicht, was Ang für ein Problem hat. Mallory ist achtzehn. Und sie hatte ihrer Mutter einen Zettel dagelassen.«
»Achtzehn ist ein bisschen jung.«
»Rein vom Alter her mag Mal vielleicht jung sein, aber nicht vom Kopf her. Seit sie sieben ist, übernimmt sie die Erwachsenenrolle in der
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