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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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widersetzte. Ich wusste, dass er in der Tinte saß, aber ich wusste nicht genau, um was es sich handelte. Als ich ihn fragte, brüllte er mich an, aber dann sagte er, es würde alles wieder in Ordnung kommen. Seine Mutter würde das Geld schon ausspucken, sagte er, es würde ihr gar nichts anderes übrig bleiben – na, und das hab ich ihm natürlich geglaubt.«
    »Seine Verhaftung muss ein großer Schock für Sie gewesen sein«, sagte Calgary nach einer kurzen Pause.
    »Na und ob. Ich konnte nicht begreifen, dass er das getan haben sollte, obwohl ich wusste, wie jähzornig er manchmal war.«
    Calgary beugte sich vor.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie im Grunde nicht überrascht gewesen wären, wenn Ihr Mann seine Mutter mit einem Feuerhaken erschlagen hätte?«
    »Entschuldigen Sie, Mr Calgary, aber das klingt ja furchtbar gemein. Nein, ich glaube nicht, dass er sie umbringen wollte; aber sie weigerte sich, ihm das Geld zu geben, und da nahm er den Feuerhaken in die Hand, um ihr zu drohen, und dann hat er aus Versehen zu fest zugeschlagen – das war sein Pech. Aber er musste das Geld unbedingt haben, sonst wäre er ins Gefängnis gekommen.«
    »Sie machten ihm also keinen Vorwurf?«
    »Doch… glauben Sie vielleicht, dass ich es für richtig halte, seine eigene Mutter zu erschlagen? Nein, ich fand es grauenhaft, und ich dachte, Joe hat ganz Recht, und ich sollte wirklich nichts mehr mit Clark zu tun haben, aber das war alles nicht so einfach.
    Sehen Sie, Joe war immer einer von der soliden Sorte. Rundum zuverlässig. Ich kenne ihn schon lange. Clark war da ganz anders. Er war auf ‘ner feinen Schule, sogar auf der Universität und all so was. Es schien ihm auch immer gut zu gehen, er schmiss oft mit dem Geld geradezu um sich. Und ich hab Ihnen ja erzählt, dass er sich immer zu helfen wusste. Er kriegte jeden rum. ›Du wirst es eines Tages noch bereuen, mein Mädchen‹, sagte Joe immer wieder zu mir. Ich dachte dann, das sei bei ihm wohl so wie mit dem Fuchs und den sauren Trauben – Sie verstehen, was ich meine? Aber zum Schluss hat sich ja herausgestellt, dass Joe doch Recht hatte.«
    »In welcher Hinsicht?« fragte Calgary und dachte still bei sich, ob die Frau überhaupt begriffen hatte, was seine Aussage im Hinblick auf Clark bedeutete.
    »Nun, dass er wohl doch eher der richtige Mann für mich ist. Ich meine, ich komme schließlich aus einer anständigen Familie. Mutter hatte immer ein Auge auf mich. Bei uns zu Hause gab es keinen Krach und Ärger. Und dann kommt plötzlich die Polizei und verhaftet meinen Mann! Und alle Nachbarn kriegen es mit! In allen Zeitungen schreiben sie darüber. Und ständig kommen irgendwelche Reporter und wollen was von einem wissen. Das alles hat mich in eine ganz dumme Situation gebracht.«
    Calgary betrachtete sie nachdenklich.
    »Sind Sie sich darüber klar, dass er die Tat nicht begangen haben kann, mein Kind?«
    Sie sah ihn einen Augenblick erstaunt an.
    »Natürlich, das hätte ich fast vergessen, aber immerhin war er bei ihr und hat Krach geschlagen und sie bedroht, nicht wahr? Sonst hätten sie ihn ja nicht verhaftet.«
    »Das ist richtig«, stimmte Calgary zu.
    Vielleicht war das dumme Geschöpf realistischer als er.
    »Zuerst wusste ich überhaupt nicht, was ich tun sollte, und dann sagte meine Mutter, ich müsste zu seinen Leuten gehen und sehen, dass die was für mich täten, wie sich’s gehört. Na, und da bin ich eben hingegangen.
    Die ausländische Dame machte mir auf, und zuerst schien sie mich gar nicht zu verstehen. Sie sagte immerfort: ›Das ist unmöglich, ganz unmöglich, mit Ihnen kann unser Clark doch nicht verheiratet sein.‹ Das hat mich sehr gekränkt. ›Wir sind aber richtiggehend verheiratet, mit Kirche und Pfarrer und allem Drum und Dran‹, sagte ich wütend. Aber sie wollte mir nicht glauben, und dann kam Mr Jackson, und der war ganz reizend. Er meinte, ich solle mir keine zu großen Sorgen machen und dass sie den besten Verteidiger für Clark hätten, und ob ich Geld brauchte. Dann hat er mir jeden Monat welches geschickt, und das tut er jetzt immer noch. Joe sagt, ich solle es nicht annehmen, aber das seh ich gar nicht ein – die schwimmen doch im Geld! Mr Jackson ist ein sehr netter Herr.«
    Die Tür wurde geöffnet, und sie wandte den Kopf.
    »Da ist Joe ja schon!«
    Joe war ein hellblonder junger Mann mit verkniffenem Mund. Er hörte sich Maureens Erklärungen stirnrunzelnd an.
    »Ich dachte, das wäre alles längst erledigt«, sagte

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