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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bleibt alles unter uns«, beeilte sich Philip zu versichern.
    »Glaubst du wirklich, ich würde es dir gestehen, wenn ich sie getötet hätte?«, fragte Hester.
    »Nein, und wahrscheinlich ist es auch besser so.«
    »Donald ist davon überzeugt, dass ich sie ermordet habe«, fuhr Hester fort, »er bat mich, ihm die Wahrheit zu sagen, dann würde alles gut sein, dann würde er mich heiraten und für mich sorgen, und es würde unsere Beziehung nicht beeinträchtigen.«
    Philip pfiff leise vor sich hin.
    »Welchen Sinn hat es, ihm zu sagen, dass ich sie nicht ermordet habe? Er würde es mir ja doch nicht glauben.«
    »Eigentlich müsste er dir glauben«, bemerkte Philip.
    »Ich habe sie nicht ermordet«, rief Hester. »Ich habe es nicht getan, verstehst du, ich habe es nicht getan!« Sie brach ab. »Das klingt nicht sehr überzeugend.«
    »Die Wahrheit hat oft einen unwahren Klang«, meinte Philip aufmunternd.
    »Niemand kennt die Wahrheit, wir sehen uns gegenseitig misstrauisch an… Mary sieht mich an… Und Kirsten… sie ist so lieb, so besorgt. Sie glaubt auch, dass ich es war. Was soll ich nur tun? Es wäre wirklich am besten, wenn ich vom Aussichtspunkt hinunterspringen würde.«
    »Bist du verrückt geworden, Hester? Es findet sich immer ein Ausweg.«
    »Ausweg? Ich wüsste keinen. Für mich ist alles verloren. Ich kann das Leben nicht mehr ertragen…«
    Sie sah Philip verzweifelt an.
    »Du hältst mich für wild, für unausgeglichen. Nun, vielleicht habe ich sie wirklich getötet! Vielleicht werde ich von Gewissensbissen gepeinigt und vielleicht quält es mich hier.« Sie legte mit einer theatralischen Geste die Hand auf ihr Herz.
    »Sei nicht dumm, Kleines«, sagte Philip. Er streckte den Arm aus, zog sie an sich und küsste sie.
    »Du solltest heiraten, mein Kind«, tröstete er, »aber möglichst nicht Donald Craig, dessen Kopf ist viel zu voll gestopft mit psychiatrischen Theorien. Arme kleine Hester, du liebes, dummes, bezauberndes Geschöpf.«
    Die Tür ging plötzlich auf, Mary Durrant stand im Türrahmen. Hester riss sich los, und Philip lächelte verlegen.
    »Ich versuche, Hester ein wenig aufzurichten, Polly«, sagte er.
    »Aha«, machte Mary und kam ins Zimmer. Sie stellte ihr Tablett auf den Teewagen und rollte ihn neben den Krankenstuhl. Hester würdigte sie keines Blickes.
    Hester schaute unsicher von einem zum anderen, dann sagte sie: »Ich glaube – ich sollte – vielleicht wäre es besser – «
    Sie verließ das Zimmer, ohne den Satz zu beenden.
    »Hester ist in einem schlimmen Zustand«, erklärte Philip. »Sie trägt sich mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen, und ich habe versucht, sie davon abzubringen.«
    Mary antwortete nicht.
    Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich einen Schritt zurück.
    »Bist du mir böse, Polly?«
    Mary schwieg.
    »Bist du böse, weil ich sie geküsst habe? Ich flehe dich an, Polly, gönn mir den dummen kleinen Kuss. Sie war so lieb und töricht, und für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, ein junger Draufgänger zu sein… Bitte sei mir wieder gut, Polly, komm her und gib mir einen Kuss.«
    »Deine Suppe wird kalt, wenn du sie nicht bald isst«, sagte Mary Durrant und verließ das Zimmer.

18
     
    » E ine junge Dame wünscht Sie zu sprechen, Sir.«
    »Eine junge Dame?« Calgary war erstaunt. Er wusste wirklich nicht, welche junge Dame ihn besuchen könnte. Er blickte stirnrunzelnd auf seinen Schreibtisch, der mit Briefen und Papieren bedeckt war.
    »Gut, bitte schicken Sie die junge Dame herauf«, sagte er seufzend.
    Kurz darauf klopfte es an der Tür und Hester Jackson trat ins Zimmer.
    »Sie sind es?«, rief er erstaunt.
    Merkwürdigerweise machte sie denselben Eindruck auf ihn wie bei ihrem ersten Zusammentreffen. Sie war nicht für einen Stadtbesuch gekleidet. Sie hatte keinen Hut auf, und die dunklen, etwas zerzausten Locken umrahmten das zarte Gesicht. Unter dem schweren Tweedmantel trug sie einen Pullover und einen dunkelgrünen Rock. Sie sah aus, als käme sie gerade von einem ausgedehnten Spaziergang über Moor und Heide.
    »Sie müssen mir helfen«, fiel sie gleich mit der Tür ins Haus, »bitte helfen Sie mir!«
    »Helfen?«, fragte er erstaunt. »Natürlich will ich das gerne tun, wenn es in meiner Macht steht.«
    »Ich weiß nicht mehr ein noch aus, ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Aber irgendjemand muss mir helfen, so geht es nicht weiter – und Sie müssen… Sie sind ja in gewisser Weise an allem schuld.«
    »Sind

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