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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Filme bald langweilig«, erklärte Maureen. »Ich… da ist ja Joe!«
    Joe Clegg schien überrascht und nicht allzu erfreut zu sein, Calgary zu sehen. Sie unterhielten sich einige Minuten, bevor Calgary auf den Zweck seines Besuches zu sprechen kam.
    »Hätten Sie etwas dagegen, mir einen Namen und eine Adresse zu geben?«, sagte er.
    Er erhielt die gewünschte Auskunft und schrieb sie in sein Notizbuch.
     
    Sie war eine behäbige, vierschrötige Frau in den Fünfzigern, die niemals hübsch gewesen sein konnte, aber freundliche, gute, braune Augen hatte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen noch erzählen könnte, Dr. Calgary«, sagte sie bestürzt.
    Er gab sich Mühe, sie zu beruhigen und ihr Misstrauen zu zerstreuen.
    »Es ist schon so lange her, und ich habe nur den einen Wunsch, es zu vergessen«, fuhr sie fort.
    »Das verstehe ich sehr gut«, beteuerte Calgary. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass alle diese Dinge unter uns bleiben und unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit dringen werden.«
    »Aber Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie ein Buch schreiben wollen?«
    »Dieses Buch wird nur eine Charakterstudie eines gewissen psychologischen Typs sein, ein Fachbuch. Ich werde selbstverständlich keine Namen nennen, sondern nur über Mrs A oder Mrs B berichten.«
    Zu seinem Erstaunen sagte sie plötzlich und ohne Übergang: »Sie sind am Südpol gewesen, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt.«
    Ihre Wangen röteten sich, sie wirkte plötzlich jünger und lebhafter.
    »Ich habe viel über Polarexpeditionen gelesen, ich kann mir kaum etwas Aufregenderes vorstellen… Wie hieß doch noch dieser Norweger, der als Erster den Südpol erreichte? Amundsen, nicht wahr? Mich interessiert das alles viel mehr als die Besteigung des Everest, oder eine Landung auf dem Mond.«
    Calgary ging sofort darauf ein und begann ihr von dem Unternehmen zu erzählen.
    Schließlich sagte sie mit einem Seufzer:
    »Es ist ganz wundervoll, das alles von jemandem zu hören, der wirklich dort gewesen ist.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Also… Sie wollten Verschiedenes über Clark erfahren, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Der arme Clark war – wie heißt es doch gleich? – ein patho – ein pathologischer Fall; aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch, er war reizend, er konnte ganz entzückend sein, er sagte einem die nettesten Sachen, und man glaubte ihm jedes Wort. Ich habe ihn oft daran erinnert, dass ich viel älter sei als er, dass ich seine Mutter sein könnte. Aber er behauptete immer, dass er sich nicht für junge Mädchen interessiere, sondern nur für reife, erfahrene Frauen.«
    »War er sehr verliebt in Sie?«, fragte Calgary.
    »Damals glaubte ich es«, sagte sie mit zitternden Lippen, »jetzt weiß ich leider, dass er nur auf mein Geld aus war.«
    »Nicht unbedingt, er mag sich außerdem sehr zu Ihnen hingezogen gefühlt haben«, bemerkte Calgary taktvoll. »Leider war er nun einmal ein kleiner Gauner.«
    Das rührende ältliche Gesicht hellte sich etwas auf. »Der arme Clark – was für schöne Pläne wir machten –, wir wollten zusammen nach Italien und Frankreich reisen, aber es ist nie etwas daraus geworden.«
    Die alte Tour, dachte Calgary, und immer wieder fallen die Frauen darauf herein.
    »Ich weiß wirklich nicht, was damals über mich kam, ich hätte alles für ihn getan«, erinnerte sie sich wehmütig.
    »Wahrscheinlich war ich nicht die Einzige«, fuhr sie bitter fort.
    Calgary stand auf.
    »Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
    »Der arme Clark ist tot, aber ich werde ihn nie vergessen. Er war so ein lieber, reizender Junge, er kann wirklich kein Mörder gewesen sein, ich bin ganz sicher, dass er nicht schlecht war…«
    Darauf wusste Calgary keine Antwort.

21
     
    A ls Philip Durrant erwachte, fühlte er sich besonders wohl. Er war in guter Stimmung. Die bleiche Herbstsonne schien durchs Fenster, und Kirsten überbrachte ihm eine Nachricht, die seine gute Laune noch verbesserte.
    »Tina hat angerufen, sie kommt heute Nachmittag zum Tee«, teilte er Mary mit, als sie ihm das Frühstück brachte.
    »Wirklich? Ach ja, heute ist ihr freier Nachmittag, wenn ich nicht irre«, meinte Mary zerstreut.
    »Was ist los, Polly?«
    »Gar nichts.«
    Sie begann, ihm ein Ei abzupellen, und er sagte ärgerlich: »Lass doch, Polly, das kann ich wirklich selbst machen.«
    Sie sah ihn leicht verletzt an, dann entgegnete sie: »Hester kommt heute nach Hause.«
    »Tatsächlich?« fragte er beiläufig, denn er

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