Toedlicher Irrtum
abzuholen. Es sei denn, Sie wollen mit dem Leichenwagen nach Hause fahren.«
»Was?«
Brass zog sein Mobiltelefon hervor. »Sehen Sie, ich bin gerade dabei, den Abschleppwagen zu rufen, weil ich Ihren Caddy beschlagnahmen werde.«
Nachdem der Detective das erledigt hatte, wandte er sich erneut dem zutiefst gedemütigten Bestatter zu. »Jetzt können Sie sich eine Geschichte ausdenken, was mit dem Auto passiert ist. Aber, Mr Black, und das sage ich Ihnen, ob Sie unschuldig sind oder nicht …«
»Ich bin unschuldig!«
»… es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Sie können Ihre Affäre mit Ihrem Babysitter nicht länger geheim halten. Und jeder Versuch, es doch zu tun, wird nur den Eindruck erwecken, Sie würden versuchen, die Ermordung des Mädchens zu vertuschen.«
Black erbleichte noch mehr. »Aber ich habe gar nichts getan!«
»Tatsächlich?«, grunzte Brass. »Sie hatten eine Affäre mit einem jungen Mädchen, das möglicherweise sogar ein Kind von Ihnen erwartet hat, als es ermordet wurde. Ich würde keine Energie darauf vergeuden, Ihrer Frau die Information vorzuenthalten, obwohl Sie sich eigentlich um andere Kleinigkeiten sorgen sollten … beispielsweise um die Todesspritze.«
»Oh mein Gott …«
»Mr Black, können Sie nachweisen, exakt nachweisen, was Sie in der Zeit getan haben, in der Kathy Dean verschwunden ist?«
Der Bestatter saß wie erstarrt da, so steif wie eine der Leichen, die in diesem Gebäude aufgebahrt wurden.
»Ich denke, das können Sie nicht«, sagte Brass.
»Was soll ich denn machen?«, fragte der Bestatter und beugte sich mit einer überraschenden Lebhaftigkeit vor. Sein hilfloser Gesichtsausdruck war in höchstem Maße untypisch für einen so erfolgreichen Geschäftsmann, der daran gewöhnt war, stets beherrscht aufzutreten und anderen Trost zu spenden.
Der Detective entwickelte ein Gefühl gegenüber dem Verdächtigen, das überraschend deutlich an Mitleid erinnerte. Vielleicht lag es an diesem Raum, in dem so viele Hinterbliebene Trost erfahren hatten, während sie ein Geschäft abschlossen, mit dem Dustin Black reich geworden war.
»Mr Black«, hörte Brass sich sagen, »Sie sollten wirklich Ihren Anwalt anrufen.«
Während sie auf die Ergebnisse der Untersuchung von Dustin Blacks DNS warteten, machte sich Nick in der Garage des CSI-Hauptquartiers an die Arbeit und nahm den Escalade unter die Lupe. Zwischendurch warf er einen Blick zur Uhr, in der Hoffnung, dass Sara bald zurückkäme. Einer von ihnen könnte dann die Proben von dem Teppich des Wagens mit Gaschromatograph und Spektrometer untersuchen, während der andere weiter im Fahrzeug nach Beweisen suchte.
Er fing im Fond an, dem Ort, an dem wahrscheinlich das Stelldichein zwischen Kathy und Black stattgefunden hatte. Der Teppich war marineblau, was die Suche nach Haaren und anderen Fasern erschweren würde. Trotzdem ging Nick gewissenhaft vor, eine Arbeitsweise, die sich gerade in Fällen wie diesem auszuzahlen pflegte. Bei einem Verdächtigen wie Dustin Black, der sich als notorischer Lügner erwiesen hatte, schien Grissoms Ermahnung, dem zu vertrauen, was nicht lügen kann – den Beweisen nämlich – ganz besonders angebracht.
Nick fing an der hinteren Stoßstange an und arbeitete sich langsam voran. Die Ladefläche hinter den beiden Sitzreihen war leer. Die meisten Familien benutzten diese Ladefläche als Stauraum, Black hingegen hatte sie als persönlichen Spielplatz für sich und die junge Kathy Dean genutzt. Hier fand Nick mehrere rötliche Haare, deren Farbe und Länge zu Kathy Deans Haar passten. In einem abgeteilten Fach fand Nick eine Decke, von der er annahm, dass Black sie vielleicht für das ein oder andere Picknick im Auto benutzt haben könnte. Das Licht einer UV-Lampe offenbarte auf der Decke diverse Flecken von Körperflüssigkeiten, aber Blut war nicht darunter. Also legte Nick die Decke wieder weg und verschob die Probenentnahme auf einen späteren Zeitpunkt.
Er war gerade mit dem Vordersitz fertig, als Brass, Grissom und Sara hereinkamen.
»Fortschritte?«, fragte Grissom.
»Unser wichtigstes Ergebnis«, kommentierte Nick lächelnd, ehe er seinem Boss erzählte, was er bisher entdeckt hatte: Haare auf dem Beifahrersitz und der Kopfstütze, von denen einige bestimmt auch dem Besitzer des Fahrzeugs, seiner Frau und seinen Kindern gehörten.
»Wir werden die Laborergebnisse abwarten müssen, um sicher zu sein«, sagte Nick, »aber es sieht so aus, als hätte Kathy Dean eine Menge
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