Toedlicher Irrtum
Blicke und gestatteten dem Labortechniker, seine dramatische Pause ein wenig auszukosten.
»Ich habe die Gewebeproben aus der Universitätsklinik untersucht«, sagte Greg, »und Spuren von Blausäure gefunden.«
»Zyankali«, grunzte Warrick.
»Wenn diese Organe gespendet wurden«, fragte Vega, »hätte man das dann nicht schon früher feststellen müssen?«
»Nein«, erklärte Greg. »Es sind nur Spuren. Medizinisch fällt das nicht auf. Und die Organe, die transplantiert wurden – also alle – werden davon nicht beeinträchtigt.«
Catherine legte die Stirn in Falten. »Können solche Spuren auch auf eine Art Unfall zurückzuführen sein? Irgendein versehentlicher Kontakt mit Blausäure?«
»Ja, wenn Fairmont eine Kuh gewesen wäre. Dann hätte ich auf einen Unfall getippt. Blausäurevergiftungen treten tatsächlich bei Weidetieren öfter auf, weil Blausäure in den Epidermalzellen von Süßgräsern enthalten ist, die diese Tiere gern verspeisen. Da Fairmont ein Mensch war, lasse ich diesen Punkt aber außen vor und sage: Er wurde vergiftet.«
»Vermutlich«, kommentierte Catherine trocken, »hat ihn niemand gezwungen, Süßgras zu essen.«
»Vermutlich nicht. Wollt ihr meine Expertenmeinung hören? Rattengift.«
Warrick zuckte in Gedanken zusammen. »Einfaches, altmodisches, handelsübliches Rattengift?«
»Ja – nicht schwer dranzukommen, mehrere große Hersteller benutzen als aktive Substanz immer noch Blausäure. Sie hemmt die Sauerstoffverwertung in den Körperzellen. Und darum ist Derek Fairmont im Grunde …«
Greg deutete auf den Schädel, nunmehr mit ernster Miene, denn daran war gar nichts komisch.
»… erstickt. Außerdem ist Gary Masters an dem gleichen Gift gestorben.«
»Gut!«, rief Catherine spontan, ehe ihr in den Sinn kam, dass diese Äußerung ein wenig seltsam klang und vielleicht einer Erklärung bedurfte. »Ich hatte gehofft, dass du auf eine Übereinstimmung stoßen würdest«, sagte sie daher zu Greg.
»Ich habe so etwas geahnt und herausgefunden, dass nicht nur die Weinflasche voller Gift war, sondern auch das Glas, aus dem er getrunken hat.« Er hielt den Autopsiebericht hoch. »Und mein Kollege, Dr. Albert Robbins, stimmt mir zu: Tod durch Vergiftung. Eigentlich ist diese Mordmethode heute nicht mehr so weit verbreitet.«
»Und wird darum leichter übersehen, als man denkt«, murmelte Warrick beinahe im Selbstgespräch.
»Also wissen wir jetzt, dass das gleiche Gift bei zwei Opfern verwendet wurde«, schloss Vega.
»Es ist noch zu früh, die Champagnerkorken knallen zu lassen«, mahnte Catherine. »Das reicht nicht für einen eindeutigen Modus Operandi. Der Ehemann wurde über einen langen Zeitraum mit kleinen Dosen umgebracht … das sagen jedenfalls die Giftspuren in seinen Überresten.«
»Richtig«, stimmte Greg zu.
Warrick brachte es auf den Punkt: »Wenigstens kennen wir jetzt Rene Fairmonts bevorzugtes Gift. Jetzt müssen wir nur noch beweisen, dass unsere böse Schwester diese Morde tatsächlich begangen hat.«
Greg kratzte sich am Kopf. »Habt ihr nicht erzählt, dass Derek in Mexiko gestorben ist?«
Warrick nickte.
»Ja«, sagte Catherine.
Greg legte den Kopf schief. »Habt ihr einen Totenschein aus Mexiko angefordert?«
Catherine fragte sich, worauf Greg hinauswollte. »Ja, haben wir. Er wurde hergefaxt – Todesursache: Herzanfall.«
Gregs Lächeln war beinahe so entzückt wie Grissoms. »Gibt es auch einen Totenschein des Konsulats?«
Catherine verzog das Gesicht. »Einen was?«
»Wenn auf einem Totenschein aus Mexiko ein Herzanfall attestiert wird, denke ich an Bestechung«, erklärte Greg. »Ich meine, das Gift war da, unübersehbar, und wenn das Konsulat keinen Totenschein ausgestellt hat und Derek wirklich in Mexiko gestorben ist, dann hat seine Frau ihn widerrechtlich hierher überführt. Sie hat gegen das Gesetz verstoßen. Ich meine, sie hat sogar ein Bundesgesetz gebrochen.«
Catherine musterte Greg mit neu erwachtem Respekt. »Woher weißt du das alles?«
»22 U.S.C. 4196, 22 CFR 72.2.«
»Häh?«
»Das ist ein Teil des Bundesgesetzes, das sich mit Todesfällen von US-Bürgern im Ausland befasst.« Greg lächelte und wedelte mit dem Spickzettel in seiner Hand. »Tja, wo wäre die Wissenschaft ohne Google?«
In Vegas Zügen spiegelte sich grimmige Zufriedenheit. »Wir müssen die Bundesbehörde benachrichtigen.«
»Das erledige ich«, sagte Catherine.
»Und in der Zwischenzeit«, fuhr der Detective fort, »werde ich zum Sunny Day
Weitere Kostenlose Bücher