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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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war alles still und verlassen.
    Thomas klopfte an die Tür. Im Haus rührte sich nichts. Die Außenbeleuchtung war ausgeschaltet. Er klopfte noch mal.
    »Signe«, rief er. »Signe, ich bin’s, Thomas. Bitte mach auf!«
    Drinnen rührte sich noch immer nichts.
    Ratlos betrachtete Thomas die dunklen Fenster. Dann lief er ums Haus herum. Manchmal stand die Verandatür zur Seeseite offen. Vielleicht konnte er auf die Art ins Haus gelangen.
    Aber die Tür war zu und die Veranda dunkel.
    Er spähte durch die Glasscheiben und bemerkte eine Silhouette. Es sah aus, als säße jemand im Korbsessel. Thomas klopfte wieder. KeineReaktion. Er meinte zu erkennen, dass Kajsa neben dem Korbsessel auf dem Boden lag, aber die Hündin rührte sich nicht.
    Thomas zögerte. Hausfriedensbruch gehörte nicht zu den bevorzugten Methoden der Polizei. Aber das hier war eine Notsituation.
    Er zog den Ärmel seines Pullover über die Faust und schlug eine Scheibe ein. Dann steckte er die Hand hindurch und öffnete die Tür.
    Signe saß zurückgelehnt im Korbsessel, tief bewusstlos. Sie war nicht ansprechbar, aber ihr Gesicht sah friedvoll aus, beinahe so, als sei sie von einer Last befreit. Über ihren Knien lag eine alte, abgenutzte Wolldecke.
    Thomas hatte Signe immer für unveränderlich gehalten, für zeitlos. Er fand eigentlich, dass sie immer noch genauso aussah wie damals, als er ein Junge war und sie durch Noras Familie kennenlernte. Aber jetzt wirkte sie klein und zerbrechlich.
    Eine alte Frau.
    Eine einsame Frau.
    Kajsa lag mit gekreuzten Vorderpfoten neben ihr auf dem Fußboden. Der Schwanz war in einem Halbkreis zur Ruhe gekommen. Sie atmete nicht. Der Körper unter dem schwarzen Fell war vollkommen reglos.
    Thomas beugte sich vor und berührte Signes Hals. Unter der faltigen Haut spürte er einen schwachen Puls, kaum wahrnehmbar. Sie atmete sehr flach.
    Er griff zu seinem Handy und wählte rasch Carinas Nummer.
    »Thomas hier. Ja, ich weiß selbst, wie spät es ist.« Er wischte Carinas schlaftrunkenen Einwand mit einer ungeduldigen Handbewegung weg. »Hör mir genau zu. Ich habe Signe Brand bewusstlos in ihrem Haus auf Sandhamn gefunden. Keine Ahnung, was passiert ist. Du musst einen Hubschrauber organisieren und sofort eine Streife herschicken. Außerdem ist Nora Linde verschwunden, wir fahren jetzt los und suchen sie. Gib eine Vermisstenmeldung an alle Dienststellen im Großraum Stockholm raus. Und ruf mich sofort an, wenn du was hörst, egal was es ist.«
    Er beendete das Gespräch und lief hinüber zu Noras Eltern. Sie standen zusammen mit Henrik in der Diele.
    »Henrik, du musst dir Signe ansehen. Sie sitzt auf der Veranda, bewusstlos. Ich habe schon veranlasst, dass der Rettungshubschrauber kommt.«
    Noras Mutter sah ihn besorgt an.
    »Was geht hier vor, Thomas?«, fragte sie ängstlich. »Was ist mit Nora?«
    »Ich weiß es nicht, Susanne«, erwiderte er. »Bleibt ihr bei den Kindern. Wir machen uns jetzt auf die Suche. Keine Sorge, wir finden sie bestimmt schnell.«
    Thomas wünschte, er wäre sich so sicher, wie er klang.

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Kapitel 76
    Der Mann auf der neu gekauften Arcona 36 pfiff vor sich hin, während er die Großschot justierte. Seit vielen Jahren hatte er von einer richtigen Segelyacht geträumt, und jetzt genoss er jede Sekunde, die er auf dem Wasser verbringen konnte. Er lehnte sich entspannt im Cockpit zurück und musste sich beherrschen, um nicht die Ruderpinne zu streicheln.
    Er hatte es immer vorgezogen, ein Boot mit Pinne statt mit Steuerrad zu segeln. Die Pinne gab einem ein viel besseres Gefühl für die Bewegungen des Bootes im Wasser. Mit festem Griff um die Ruderpinne konnte er Böen und Wellen parieren und gleichzeitig den Kurs halten.
    Segeln ist beinahe besser als Sex, dachte er euphorisch.
    Jedenfalls nicht weit davon entfernt.
    Als er seiner Frau vorgeschlagen hatte, einen Nachttörn von Horsten nach Runmarö zu segeln, hatte sie ihn angesehen, als habe er den Verstand verloren. Sie hatte für seine Idee nur ein Kopfschütteln übrig.
    »Ohne mich. Wieso muss man mitten in der Nacht aufs Meer raus? Stell dir vor, wenn wir mit einem anderen Boot zusammenstoßen.«
    Aber nach einer Weile hatte sie eingelenkt. Sie habe keine Kraft für weitere Proteste, hatte sie gesagt. Jetzt saß sie auf einem Kissen in einer Ecke des Cockpits und wärmte sich die Hände an einem Becher Tee, während das Boot an Schären und Klippen vorüberglitt.
    »War doch keine so schlechte Idee, oder?«, fragte der Mann

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