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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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zu tun haben?«
    Noras Vater sah erschrocken aus.
    »Wir haben gestern einen Ausflug dorthin gemacht. Nora, die Jungs, Signe und wir beide. Mit dem Inselverein.«
    Susanne erschien in der Tür. Sie hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt. Ihr Gesicht war ganz blass.
    »Aber was sollte sie dort wollen, mitten in der Nacht?«
    »Verdammt.«
    Thomas ging auf, dass er in Signes Haus einen möglichen Hinweis übersehen hatte. Als er die Veranda betreten hatte, hatte eine Schwimmweste auf dem Fußboden gelegen, nachlässig hingeworfen. Das sah Signe Brand, die immer so penibel Ordnung hielt, gar nicht ähnlich. Aber falls sie kurz zuvor auf dem Meer gewesen war, konnte das die Sache erklären.
    Ebenso, dass Noras Boot am Steg lag.
    »Ich wette, sie ist auf Grönskär«, sagte er. »Wir fahren mit meinem Buster raus. Ich glaube nicht an seltsame Zufälle.«

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Kapitel 78
    Sekunden später waren Henrik und Thomas unten am Steg. Henrik hatte kaum die Leine gelöst, als Thomas auch schon Vollgas gab. Er dankte dem Himmel für die Jahre bei der Wasserschutzpolizei, die ihn gelehrt hatten, Boote in hoher Geschwindigkeit durch die Dunkelheit zu steuern.
    Trotzdem sah er das RIB – Boot erst, als es schon viel zu nah war.
    Pfeilschnell schoss es durch den Sund, ohne Lichter und ohne Rücksicht auf das Tempolimit von fünf Knoten. Bei der ruhigen See musste es vierzig Knoten draufhaben, wenn nicht mehr.
    Das Sportschlauchboot flog geradezu über die Wasseroberfläche. Ein Rennflitzer, den der betrunkene junge Mann am Steuer überhaupt nicht im Griff hatte.
    Rockmusik dröhnte aus den Lautsprechern, aber Thomas kam kaum dazu, den Lärm zu registrieren, als sie auch schon zu kollidieren drohten. Was er dagegen bemerkte, war das entsetzte Gesicht des Bootsführers und das Gelächter der jungen Mädchen, das in hysterisches Kreischen umschlug. Die beiden Fahrzeuge kamen einander so nahe, dass Thomas der Gummigeruch des anderen Bootes in die Nase stieg.
    Thomas umklammerte das Steuer so fest, dass seine Finger schmerzten. Instinktiv versuchte er auszuweichen und riss das Steuer bis zum Anschlag nach links. Der Buster legte sich bei dem plötzlichen Manöver auf die Seite, und Wasser schlug backbords herein. Trotzdem schien das RIB – Boot immer noch auf ihn zuzurasen. Verzweifelt begriff Thomas, dass die Zeit für ein Ausweichen zu knapp war.
    Um Haaresbreite konnte er einen Frontalzusammenstoß verhindern, aber das andere Boot war so nah, dass es gegen den Rumpf des Busters prallte.
    Der entsetzte Skipper, der noch versucht hatte, nach rechts abzudrehen, verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Bedingt durch die hohe Geschwindigkeit bäumte es sich auf und schoss aus demWasser. Der Motor röhrte durchdringend, dann klatschte das Boot mit der Steuerbordseite zurück auf die Wellen.
    Für einen Moment balancierte das RIB – Boot auf der rechten Reling, während die Jugendlichen verzweifelt versuchten, sich festzuklammern. Dann siegte die Schwerkraft, das Boot schlug mit einem dumpfen Laut um und schleuderte die Insassen ins Meer. Gischt sprühte auf, als die Gummiwülste des Rumpfes aufs Wasser trafen.
    »Verdammte Scheiße«, hörte Thomas Henrik neben sich schreien. »Wo kommt der denn auf einmal her?«
    Das scharfe Ausweichmanöver hatte Henrik mit der Schulter voran auf den Boden geworfen. Er hatte sich gerade noch an einer Klampe festklammern können.
    Thomas hatte alle Hände voll zu tun, den Buster gegenzusteuern, der ein weiteres Mal heftig krängte. Als er sein Boot wieder unter Kontrolle hatte, machte er eine Kehrtwendung und fuhr zu dem RIB zurück, das auf und ab schaukelte, umringt von den schreienden Jugendlichen.
    »Bist du okay?«, rief er Henrik zu, der sich gerade mühsam vom Boden aufrappelte.
    »Mir tun alle Knochen weh«, bekam er zur Antwort. »Aber ich kann noch stehen.«
    Thomas spähte durch die Dunkelheit, während er auf das gekenterte Boot zusteuerte.
    »Siehst du was?«, fragte er Henrik.
    Henrik beugte sich über die Reling.
    »Ich kann sieben, nein, acht oder neun Personen erkennen, glaube ich«, rief er zurück. »Können auch mehr sein.«
    »Wir brauchen Hilfe«, sagte Thomas verbissen, sich quälend bewusst, wie sehr die Zeit drängte. Sie mussten Nora finden, aber sie konnten die Jugendlichen unmöglich ihrem Schicksal überlassen.
    Er griff zu seinem Handy und wählte die Nummer von Peter Lagerlöf, einem seiner besten Freunde bei der Wasserschutzpolizei. Thomas betete inständig, dass

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