Tödlicher Ruhm
wenn jeder seinen Abwasch selbst erledigt, David?«, sagte Kelly.
»Und wieso, Kelly?« David schlug die Augen auf und fixierte Kelly mit einem weichen, sanften, toleranten Lächeln, das etwa so weich, sanft und tolerant wie eine Klapperschlange war.
»Na ja, weil... weil...«
»Versteh mich bitte nicht falsch. Ich empfinde es als ausgesprochen wichtig, dass du dich dazu in der Lage fühlst, mir zu sagen, dass ich dumm bin, aber wieso?«
»Ich meinte nicht... ich meine, ich dachte nicht...«, stammelte Kelly, ehe sie in Schweigen verfiel.
David schloss die Augen und kehrte in die schöne Welt seiner Gedanken zurück.
Hamish, der Assistenzarzt — der Mann, der nicht bemerkt werden wollte — , leistete einen seiner seltenen Beiträge zum Gespräch.
»Ich mag keine Putzpläne«, stellte er fest. »Als Student habe ich fünf Jahre in einer Wohngemeinschaft gelebt. Ich weiß, wie du drauf bist, Layla. Als Nächstes krieg ich eine reingewürgt, weil ich kein neues Klopapier hinstelle, wenn ich es aufgebraucht habe.«
»Ach, dann bist du das also immer, ja?«, meinte Dervla.
»Es war nur ein Beispiel«, fügte Hamish eilig hinzu.
»Ich sage euch, was noch schlimmer als ein Klopapieraufbraucher ist«, rief Jazz und stürzte sich mit Begeisterung in das Gespräch. »Ein Drapierer! So ein Scheißer, der die Rolle aufbraucht, bis auf ein einziges Blatt, das er dann über die leere Rolle drapiert!«
Jazz mochte zwar eine Kochlehre absolvieren, doch das war nur ein Job, keine Berufung. Jazz wollte gern Komiker sein. Deshalb war er in dieses Haus gekommen. Für ihn war es das Sprungbrett für eine Komikerkarriere. Er wusste, dass er seine Freunde zum Lachen bringen konnte, und träumte davon, eines Tages mit seinem Talent reich und berühmt zu werden. Aber nicht als Stand-up-Comedian. Er wollte geistreich sein, ein Anekdotenerzähler, ein schlauer Fuchs. Er wollte im Rateteam einer hippen Gameshow sitzen und mit den anderen Jungs inspirierte Beleidigungen austauschen. Er wollte Moderator supercooler Fernseh-Themennächte sein und gewisse Seitenhiebe gegen Ex-Prominente austeilen. Er wollte Conférencier einer Preisverleihung sein. Das war es, was Jazz mit seinem Leben anstellen wollte. Er wollte zu einer elitären Clique alter Recken gehören, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, dass sie brillante Bemerkungen aus dem Ärmel schüttelten. Er wollte hip und komisch sein und schicke Anzüge tragen, zum Zeitgeist gehören und sich einfach über alles nur bepissen.
Allerdings musste Jazz erst mal wahrgenommen werden. Die Leute sollten sehen, was für ein wirklich lustiger Typ und todkomischer Vogel er war. Seit er im Haus war, hatte er pausenlos nach Gelegenheiten gesucht, seine Ideen ins Gespräch einzubringen. Die Erwähnung der leeren Toilettenpapierrolle war ihm ein Geschenk.
»Der Drapierer ist ein Toilettennazi!«, schrie Jazz. »Er muss die Rolle nicht ersetzen, nein, denn sie ist ja noch nicht alle, oder? Er hat gerade so viel drangelassen, dass der Nächste sie mit den Fingern glatt durchbohrt und sie sich in den Arsch schiebt!«
Jazz’ Gefühlsausbruch wurde mit überraschtem Schweigen quittiert, nicht zuletzt, weil er es vorgezogen hatte, das meiste davon direkt in eine der ferngesteuerten Kameras zu sprechen, die von der Decke hingen.
»Du weißt nicht mal, ob sie es senden, Jazz«, bemerkte Dervla.
»Man kann es nur immer wieder versuchen, Mädels«, erwiderte Jazz. »Billy Connolly hat für die Möwen gespielt, als er Hafenarbeiter in Glasgow war.«
»Hört doch zu! Bitte!«, protestierte Layla. »Können wir nicht cool bleiben? Wir versuchen hier, einen Putzplan aufzustellen.«
»Wieso lassen wir es nicht einfach ruhig angehen und sehen mal, was passiert?«, schlug Hamish vor. »Es wird schon irgendwie gemacht werden. Wird es doch immer.«
»Ja, Hamish, es wird gemacht... von Leuten wie Layla und mir«, sagte Dervla, wobei die sanfte Poesie in ihrer Stimme inzwischen nicht mehr ganz so sanft und poetisch war, »woraufhin Leute wie du sagen: »Siehst du, hab ich doch gesagt, dass es gemacht wird<, aber der Punkt ist, dass du es nicht gemacht hast.«
»Wenn du meinst«, erwiderte Hamish und widmete sich wieder seinem Buch. »Stell einen Putzplan auf, wenn du willst. Ich bin dabei.«
31. Tag 15:10 Uhr
»Sehen Sie, Sir«, sagte Hooper und drückte die Pausentaste, »Hamish weicht aus, er will nicht auffallen. Nur wer auffällt, wird nominiert.«
Coleridge war verwirrt. »War Hamish nicht im
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