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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Boden zerstört.«
    »Die anderen sehen auch nicht so gut aus.«
    »Sie fühlen sich schuldig.«
    Den gedämpften Gesprächen und unglücklichen Mienen nach zu urteilen, fühlte sich keiner besonders wohl in seiner Haut.
    Sie flüchteten sich ins Putzen, verzweifeltes Putzen. Nachdem Woggle — Überträger und wichtigste Flohbrutstätte — entfloht war, konnte man damit beginnen, den Rest des Hauses zu reinigen, was alle mit gewaltigem Einsatz taten. Jede Matratze, jedes Laken wurde nach draußen ins Freie gebracht, gewaschen, getrocknet, eingepulvert und noch einmal gewaschen. Jedes Kleidungsstück, jedes Kissen, jedes Tuch. Alle duschten und trugen noch mehr Pulver auf. Zehn Packungen hatten sie verbraucht, die ihr wöchentliches Budget belasteten. Woggles Flöhe hatten sie nicht nur bei lebendigem Leib so gut wie aufgefressen, sondern kosteten sie darüber hinaus dasselbe wie acht gute Flaschen Wein oder dreißig Dosen Bier.
    Während des ganzen Tages, den die Putzaktion in Anspruch nahm, hockte Woggle in der Ecke unter seiner Decke, nickte und sang vor sich hin — ein >traumatisierter Troll<, wie ihn eine Tageszeitung nennen sollte.
    Am Ende dieses Tages musste der erste Kandidat das Haus verlassen.
    »An solchen Abenden senden sie zwei Folgen«, erklärte Hooper Coleridge, »was wohl durchdacht ist, denn damit haben die Zuschauer gerade so viel Zeit, zwischen den Sendungen kurz auf ein Bier und was zu futtern vor die Tür zu gehen.«
    »Red nicht vom Essen«, sagte Trisha. »Ich hab den ganzen Tag noch nichts bekommen.«
    »Sie können die Hälfte von meinem Mars-Riegel haben, wenn Sie wollen«, bot Coleridge an, wenn auch mit wenig Begeisterung.
    »Nein, danke, Sir«, sagte Trisha. »Ich steh im Moment nicht so auf Schokolade.«
    Coleridge gab sich alle Mühe, seine Erleichterung zu verbergen.
    »Jedenfalls«, fuhr Hooper beharrlich fort, »in der ersten Sendung am Sonntag wird live verkündet, wer das Haus verlassen muss, und in der zweiten ist man live beim Rausschmiss dabei.«
    »Großartig«, sagte Coleridge. »Die Gelegenheit, sich einen ganzen Abend anzusehen, wie jemand, den man nicht kennt, gebeten wird, ein Haus zu verlassen, in dem man nie gewesen ist, und zwar von Leuten, die man nicht kennt und von denen man auch nie im Leben wieder hören wird. Ein fesselnderes Szenario ist kaum vorstellbar.«
    »Man muss nur darauf stehen, Sir. Wenn man darauf steht, ist es grandios.«
    »Das ist es sicherlich, Hooper. Ich frage mich, ob wohl die alten Griechen je von solcher Grandiosität zu träumen wagten, als sie den Grundstein der westlichen Zivilisation legten.«
    »Wie gesagt, wenn Sie nicht darauf stehen, werden Sie es nicht begreifen.«
    »Von Homer zu Hausarrest in nur zweitausendfünfhundert Jahren... darauf kann man wohl stolz sein, meinen Sie nicht?«
    »Sir!«, sagte Hooper. »Wir arbeiten hier vierzehn Stunden Minimum täglich, um diese Sache hinter uns zu bringen! Sie haben absolut kein Recht, diese Zeit noch auszuwalzen, indem Sie auf allem herumhacken!«
    Es folgte betretenes Schweigen, das genau so lange anhielt, wie Coleridge brauchte, um seinen Mars-Riegel auszupacken. Hooper war hochrot im Gesicht. Er war müde, sauer und genervt. Coleridge, der nicht geahnt hatte, wie nervtötend er war, spürte einen Anflug von Trauer in seinem Inneren aufkeimen.
    »Na gut«, sagte er schließlich. »Machen wir weiter.«

14. Tag 19:30 Uhr

    »Liebe Leute unter Hausarrest, hier spricht Chloe. Könnt ihr mich hören? Der Erste, der das Haus verlassen wird, ist...«, Chloe machte eine angemessen dramatische Pause, »...Layla.«
    Layla sah aus, als hätte man ihr einen Kricketschläger ins Gesicht gedroschen, dennoch brachte sie das altehrwürdige Ritual zu Stande, das von Menschen in solchen Situationen erwartet wurde.
    »Yeah!«, quiekte sie und reckte die Faust, als freute sie sich. »Endlich kann ich zu meiner Katze zurück!«
    »Layla, dir bleiben zwei Stunden, um zu packen und dich zu verabschieden«, rief Chloe. »Dann sind wir wieder zurück zum ersten Rausschmiss bei Hausarrest ! Bis gleich!«
    Layla war sprachlos.
    Alle waren sprachlos.
    Selbst Woggle unter seiner Decke. Wie alle anderen im Haus (von Dervla abgesehen) war er davon ausgegangen, dass man seinen Aufenthalt wahrheitsgemäß dargestellt hatte, und auch wenn er sein Verhalten für mustergültig hielt, hatte er nicht erwartet, dass ihm die Zuschauer Sympathie entgegenbrachten. Jahrelange Verachtung und höhnisches Grinsen von fast allen

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