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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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    Es war zwei Tage nach Woggles Auszug, und das Abenteuer Hausarrest war wieder zum üblichen Jammern und Lästern und der Frage zurückgekehrt, wer wen leiden mochte.
    »Es ist der siebzehnte Tag im Haus«, sagte Andy, der Erzähler. »Nach dem Mittagessen, einer Mahlzeit aus Pasta und Gemüsesoße, die Sally zubereitet hat, spricht die Gruppe über erste Liebe.«
    »Das kann ja wohl nur der Chelsea FC sein, oder?«, sagte Gazzer. »Man vergisst doch nie das erste Mal, als man das blaue Trikot gesehen hat.«
    »Weil sie so scheiße sind«, meinte Jazz.
    »Selbst wenn sie scheiße sind, sind sie schön.«
    »Wir sprechen hier von wahrer Liebe, Gazzer«, sagte Moon. »Nicht von Fußball.«
    »Ich auch, Mädchen. Sieh es ein: Die Liebe, die ein Mann für seinen Fußballverein empfindet, übersteigt alles andere. Überleg mal. Ich steh auf haufenweise Bräute, alle Männer stehen auf haufenweise Bräute, außer Schwuchteln, und die stehen auf haufenweise Typen. Schwul oder hetero, Männer treiben sich gern ein bisschen rum, Punkt. Aber wenn es um Fußball geht, steht man nur für ein Team ein, oder? Man ist treu, Moon. Das ist wahre Liebe.«

    Als sie in den Tiefen ihres Monitorbunkers saß, stellte Geraldine Hennessy fest, dass das Leben ohne Woggle im Haus etwas eintönig wirkte. Sie musste etwas unternehmen, um das Ganze aufzupeppen. Die Lösung war, den Bewohnern mehr Alkohol zu geben.
    »Worin besteht das größte Interesse der Zuschauer, sich diese Sendung anzusehen?«, fragte sie ihr Produktionsteam am nächsten Tag beim morgendlichen Meeting. Alles schwieg. Geraldines Handlanger lernten schnell, dass die meisten ihrer Fragen rhetorischer Natur waren.
    »Um zu sehen, ob irgendwelche Kandidaten ficken, hab ich Recht? Natürlich hab ich Recht. Wenn man es auf den Punkt bringen soll, dann geht es einzig und allein darum. Aber, scheiße, es passiert fast nie, oder? Keiner tut es wirklich! Wir alle tun so, als würde es passieren. Wir, die Zeitungen und die verfluchte Programmkontrollkommission, wir alle tun, als wäre es so schrecklich aufregend, was es aber gar nicht ist. Niemand kommt jemals ernstlich zur Sache. Und weshalb ist das so, frage ich mich?«
    Sie stellte diese Frage tatsächlich nur sich selbst, denn ihre eingeschüchterten Wasserträger schwiegen beharrlich.
    »Weil niemand jemals breit genug ist, deshalb! Was, kurz gesagt, ganz allgemein das Problem von Reality-TV ist! Nicht genug Alkohol! Oh, wir können ihnen heiße Bäder und Massageräume und Bumshütten und den ganzen Quatsch hinstellen, aber auf lange Sicht wird niemand einen wegstecken, den Muff bürsten, ein Rohr verlegen, den Biber knuddeln, die Lok in den Schuppen fahren oder das bärtige Monster mit der einäugigen Liebesschlange spalten, sofern sie nicht sturzbetrunken sind!«
    Alle raschelten verlegen mit ihren Papieren. Ihnen war klar, dass sie in ein reichlich ordinäres Unternehmen verstrickt waren, wünschten sich aber dennoch, Geraldine würde nicht ganz so oft darauf herumreiten.
    Anschließend verkündete Geraldine, sie würde die Regeln ändern. Sie wollte die Budgets für Lebensmittel und Alkohol voneinander trennen, um der üblichen Zurückhaltung entgegenzuwirken, eine Mahlzeit für einen Drink zu opfern.
    Natürlich hagelte es Proteste von den Anstandsdamen und Bischöfen. Geraldine argumentierte von einem moralischen Standpunkt aus, was ihre übliche Strategie war, wenn sie sich in die Gosse begab. »Wir glauben, man sollte die Menschen wie Erwachsene behandeln«, erklärte sie naserümpfend. »Wenn man ein Experiment wie unseres durchführt und es dann von außen wie eine Klassenfahrt überwacht, erfährt man nichts über die Beteiligten. Unsere Absicht ist es, echte soziale Interaktion erst zu ermöglichen und dann zu fördern.«
    Doch davon ließ sich natürlich niemand täuschen. Die Revolverblätter formulierten es kurz und bündig in ihren Kommentaren. »Schnaps-Arrest! Füllen wir sie ab und sehen ihnen beim Vögeln zu.«
    Natürlich musste selbst Geraldine irgendwo eine Grenze ziehen. Diese Leute waren eingesperrt, ohne Fernseher, ohne Schreibzeug, ohne Zeitgefühl und ohne irgendeine Beschäftigung, abgesehen von einer Reihe dümmlicher Aufgaben, und das wochenlang. Hätten sie Gelegenheit, würden die meisten Menschen wohl schon morgens nach dem Aufstehen zu trinken anfangen und weitermachen, bis sie abends bewusstlos kollabierten. So etwas konnte Peeping Tom nicht zulassen. Schließlich gab es strenge

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