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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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reingeschoben, bis ich mich auf die Reihe gebracht hatte, und dann sind wir zum Frühstücken ins Café gegangen, und danach sind wir runter in den Park und haben uns massenweise Eis und so Zeugs reingehauen. Es war einfach großartig, ich meine, echt erstaunlich, denn ich bin so stolz auf ihn, und es gibt so viel, was ich von ihm lernen kann, ja? Und unter uns gesagt, weiß ich, dass ich jeden Augenblick mit ihm auskosten und ihn in Ehren halten muss, weil er das Kostbarste ist, was ich je hatte.«
    Gazzer wischte sich die Tränen ab. Er war von sich selbst überrascht. Normalerweise hatte er nicht nahe am Wasser gebaut, aber das alles über Ricky zu sagen war wirklich großartig gewesen. Er war ehrlich bewegt.
    Die anderen nickten nur. Offenbar konnten sie es kaum erwarten, mit ihren eigenen Geschichten loszulegen, dennoch hielten sie sich zurück und belohnten Garry mit einem Augenblick der Reflektion und des Respekts. Keiner von ihnen wollte im Fernsehen als jemand dastehen, der die Gefühle eines anderen auf die leichte Schulter nahm. Besonders wenn ein kleines Kind im Spiel war.
    In diese heuchlerische Pause kippte Kelly ihren Eimer mit kaltem Wasser. »Und was macht du dann hier drin, Garry?«, fragte sie.
    »Bitte?«
    Kelly sah nicht aus, als wollte sie gemein sein, trotzdem kam es genau so an.
    »Ich meine, wenn du dich mit ihm so amüsierst und so viel lernst, wieso bist du dann hier? Es könnte sein, dass du zweieinhalb Monate hier bleibst. Wie alt ist er?«
    »Fast vier.«
    Garry versuchte zu begreifen, was hier vor sich ging. Wollte diese Frau sein ehrliches Geständnis kritisieren’! Das war doch bestimmt gegen die Regeln.
    »Dann bist du doch verrückt«, fuhr Kelly fort. »Ich meine, in dem Alter verändert er sich doch täglich. Du wirst es verpassen.«
    »Ich weiß Kelly. Vielleicht verpasse ich sogar seinen Geburtstag, und bei dem bloßen Gedanken schnürt es mir die Kehle zu...«
    »Und wieso bist du dann hier?«, wiederholte Kelly.
    »Na, weil... weil...«
    In diesem Augenblick konnte sich Coleridge nicht länger beherrschen. »Na komm schon, Mann! Sei einmal im Leben ehrlich zu dir selbst! Es liegt doch nahe! Weil es dein gutes Recht ist in diesem verdammten Haus zu sein. Weil es dein gutes Recht ist zu tun, was du willst: ein gänzlich selbstsüchtiges und unverantwortliches Leben zu führen und dabei in der rührseligen Sentimentalität deiner Vaterschaft zu waten, wenn dir gerade mal danach zu Mute ist! Komm schon! Sei ein Mann! Gib dem Mädchen eine Antwort.« Er hatte die Worte beinahe herausgeschrien, was ihm überhaupt nicht ähnlich sah.
    »Sir, halten Sie den Mund!«, stieß Trisha hervor, ehe sie über ihre Dreistigkeit erstarrte. »Tut mit Leid, Sir. Ich...«
    »Ich habe nichts gehört, Constable«, gab Coleridge leise zurück und beschloss abermals, sich zu beherrschen.
    Auf dem Bildschirm rang Garry noch immer nach Worten.
    »Versteh mich nicht falsch«, fuhr Kelly fort. »Ich will dich nicht runtermachen, weil du ein Kind hast oder so. Meine Schwester hat zwei Kinder von zwei verschiedenen Typen, und die sind super. Ich denke nur, weißt du, wenn du ein Kind hast, solltest du dann nicht auch versuchen, dich um es zu kümmern? Statt hier drinnen zu sitzen? Ich meine, wo ich doch sehe, wie sehr du ihn liebst.«
    Garry, der normalerweise nie um einen schlauen Spruch oder eine schlagfertige Antwort verlegen war, fiel nichts ein. »Tja, wie es der Zufall will, Kelly«, sagte er schließlich, »tue ich es für ihn.«
    »Wie soll das denn gehen?«, fragte Kelly.
    »Damit er stolz auf mich ist.«
    »Ach so?«

    Am nächsten Abend unterbreitete Dr. Ranulf Aziz, der Fernseh’ Psychologe, den Zuschauern seine Meinung.
    »Sehen Sie sich Garrys Körpersprache an: Schultern eingezogen, Unterkiefer angespannt, quasi eine klassische Konfrontationshaltung mit Obertönen halb versteckter Bosheit und Untertönen von mentaler Gewalt. Ähnliches finden wir im Tierreich, wenn einem großen Tier der Zugang zum besten Teil der Beute verwehrt wird. Garrys Arme sind fest verschränkt, so wie ein Löwe oder Tiger sein Gewicht auf die Hinterbeine verlagern würde und damit momentane Passivität, aber gleichzeitig eine Bereitschaft demonstriert, gewaltsam und mit extremem Zorn anzugreifen.«
    Chloe, das sprühende, durchgeknallte Hausarrest-Busenwunder, setzte ihre intelligenteste Miene auf. »Sie wollen also sagen, dass Gazzer ein bisschen neben der Spur ist?«
    »Das will ich allerdings sagen, Chloe.

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