Tödlicher Ruhm
Würde?«
Hooper konnte seinen Frust nicht mehr verhehlen. »Nun, Sir, nachdem sie sich alle freiwillig für diese Sendung gemeldet haben und seither in Unterhosen rumlaufen, würde ich mal sagen, dass die Antwort vermutlich negativ ausfallen dürfte.«
»Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir, Sergeant.«
»In welchem Ton, Sir?«
»Sie wissen verdammt genau, in welchem.«
»Ich weiß nicht, welchen Ton Sie meinen.«
»Wie auch immer. Sparen Sie ihn sich jedenfalls.«
Während die anderen Bewohner auf dem Bildschirm ihr abendliches Gelage begannen, stand Moon auf und machte sich auf den Weg zum Beichtstuhl. »Ich wollte nur sagen... ich habe über den Streich nachgedacht, den ich Sally und den Mädchen neulich gespielt habe, ihr wisst schon, als ich erzählt habe, dass ich missbraucht wurde und in einer Anstalt war...«
Moon setzte zu einem langatmigen Monolog über sich und darüber an, was für eine wilde Braut sie sei, die kein Blatt vor den Mund nahm und immer sagte, was ihr in den Sinn kam. Schließlich begann sie mit ihrer Entschuldigung.
»Ich wollte nur sagen: Ich möchte nicht, dass die Leute mich grausam finden oder so, besonders nachdem ich sie später schluchzen gehört habe, und ich schätze, die Zuschauer wohl auch. Obwohl... wenn ihr mich fragt, war das wohl eher eine Überreaktion... aber ich will damit nur sagen, falls Sally missbraucht wurde oder was und, ich weiß nicht, irgendwelche Psychogeschichten laufen hat oder so, dann nichts für ungut, okay? Denn schließlich würde es mir auch nicht gefallen, wenn ich denken müsste, jemand verarscht mich, weil ich einen Sprung in der Schüssel habe, besonders wenn ich echt einen Sprung in der Schüssel habe, was bei Sally der Fall zu sein scheint, auch wenn ich das nicht behaupten will, wenn ihr versteht, was ich meine. Also, das wollte ich nur sagen, okay? Wenn ihr versteht, was ich meine.«
Das alles war für Coleridge völlig neu. Geraldine hatte das Gespräch im Mädchenzimmer nie gesendet, ebenso wenig wie Moons Entschuldigung im Beichtstuhl.
»Sally hat >Psychogeschichten< laufen?«, fragte Coleridge.
»Scheint so«, antwortete Trish und nahm das Band mit Moons Geständnis aus dem Recorder.
»Ich habe mit Fogarty, dem Regisseur, gesprochen. Er hat mir erzählt, dass Sally eines Abends etwas in der Art gesagt hat, als die Mädchen geplaudert haben. Sie haben es nie gesendet, aber die Grausame Geri hat das Band behalten, für den Fall, dass sie es später noch mal gebrauchen kann. Deshalb haben wir es beim ersten Durchgang nicht gesehen, denn es war noch immer auf der Harddisk mit dem Rohmaterial versteckt. Fogarty hat es rübergeschickt. Hier ist es.«
Also hörten sich Coleridge, Hooper und Trish dieses Gespräch am achten Abend im Mädchenzimmer an, bei dem Moon log, was ihre Vergangenheit anging, und Sally so empfindlich reagierte, als es um das Thema »Geisteskrankheit« ging. Ein Satz ließ die drei Polizisten aufhorchen. Etwas, das Sally gesagt hatte, als sie dort im Dunkeln saß und ihre Stimme vor Erregung zitterte.
»...wenn dann mal alle Jubeljahre irgendwas passiert und ein armer Schizo, der nie wieder in die Gesellschaft hätte entlassen werden dürfen, jemandem ein Messer in den Kopf rammt oder sonst was, dann gilt plötzlich jeder leicht Depressive im Land als Mörder.«
Trisha hatte den Time-Code der Bemerkung festgehalten, ehe sie das Band zurückspulten und es sich noch mal anhörten.
»Jemandem ein Messer in den Kopf rammt.«
»Jemandem ein Messer in den Kopf rammt.«
Rückblickend betrachtet offenbar eine eher unglückliche Wortwahl.
»Halten Sie es für einen Zufall?«, fragte Coleridge.
»Vermutlich. Ich meine, falls Sally die Mörderin sein sollte, woher konnte sie schon Wochen vorher wissen, wie sie es machen würde? Wir haben doch festgestellt, dass der Mord improvisiert war.«
»Nichts dergleichen haben wir festgestellt, Constable«, fuhr Coleridge sie an. »Wir haben etwas in der Art vermutet, weil es schwer vorstellbar scheint, wie so etwas zu planen wäre. Falls allerdings jemand im Haus ein Faible für Messer haben sollte, dann könnten wir vermuten, dass dadurch die Mordmethode weniger eine Frage des Zufalls als vielmehr eine Unausweichlichkeit wäre.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen in der Einsatzzentrale, ehe Coleridge hinzufügte: »Und Sally ist eine sehr, sehr kräftige Frau.«
»Dann wäre Sally also die Mörderin?«, fragte Trisha mit einem Anflug von Verzweiflung. »Das ist eine
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