Tödlicher Ruhm
bei den einzigen Angeboten, die Layla seit ihrem Rausschmiss bekommen hatte, ging es um Nacktfotos für Herrenmagazine. Am Ende, als der Wocheneinkauf anstand und Rechnungen zu begleichen waren, blieb ihr nur, sich wieder um ihren alten Job als Verkäuferin in einem Laden für Designerkleidung zu bemühen.
»Wozu willst du wieder zurückkommen?«, wollte der Geschäftsführer staunend wissen. »Du bist berühmt, du warst in der Glotze, du musst dich doch vor Angeboten kaum retten können.«
Keiner wollte glauben, dass Layla, die vierzehn Tage lang jeden Abend im Fernsehen gewesen war, allen Ernstes einen Job in einem Laden brauchte.
Aber so war es, und man nahm sie gern wieder auf, war begeistert, dass nun eine Berühmtheit dort arbeitete. Allerdings hielt die Begeisterung nur so lange an, bis man feststellte, dass im Laden haufenweise Idioten herumlungerten, die nichts Besseres zu tun hatten, als hinter den Kleiderständern über jemanden zu kichern, der im Fernsehen gewesen war.
»Ich hab dafür gestimmt, dass du gehst«, sagte ein gemein aussehender Teenager. »Ich hab sogar zweimal angerufen.«
»Ich hab einen von deinen Nippeln unter der Dusche gesehen«, sagte ein anderer.
»Und meinst du, Kelly poppt mit Hamish?«
Alle nannten sie Layla, oder schlimmer noch: Layles. Man kannte ihren Namen, kannte sie oder meinte zumindest, sie zu kennen.
Ein Mann mittleren Alters brachte ihr eine kleine Flasche Walnussöl, was Layla im ersten Moment nett fand, ehe er sie fragte, ob sie mit ihm ausgehen wollte. In diesem Moment wurde ihr klar, dass die Leute glaubten, Mädchen, die in Hausarrest auftraten (und sofort wieder rausgeworfen wurden), seien von der Sorte, die sich für die halben Zutaten eines Salatdressings vögeln ließ.
Um kurz nach zehn kam ein Fotograf der Regionalzeitung. »Dürfte wohl der schnellste >Was ist aus ihnen geworden<-Beitrag in der Geschichte des Showbiz sein«, meinte er und knipste los, ohne vorher zu fragen.
Der Geschäftsführer hatte die Zeitung angerufen. »Ich dachte, du würdest dich freuen, Layles. Ich meine, schließlich hast du es doch wegen der Publicity getan.«
Layla legte den Pulli beiseite, den sie schon seit einer Weile zusammenzufalten versuchte, nahm £ 9.50 aus der Kasse, was ihr Lohn für eine Stunde Arbeit war, und ging nach Hause. Dort nahm sie den Hörer in die Hand und ließ sich von der Auskunft die Telefonnummer der Zeitschrift Men Only geben.
Wo man über ihren Anruf hocherfreut war. »Wir hatten überlegt, ob Sie vielleicht ein erotisches Shooting mit diesem hübschen Mädchen machen würden, deren Küche in Changing Rooms renoviert wurde. Wir dachten, wir könnten es vielleicht >Promi-Lesben allein zu Haus< nennen. Sie wissen schon, als Scherz irgendwie.«
Layla legte auf. Sie war so wütend. Wütend auf Peeping Tom Productions natürlich, aber besonders auf die Leute, die sie für den Rauswurf nominiert hatten. Sie quälte sich damit, das Band immer und immer wieder anzusehen. Da saßen sie im Beichtstuhl, so selbstgerecht, so selbstverliebt. Sie hatten ihr Schicksal besiegelt, sie hatten sie dazu verdammt, die Erste zu sein, die gehen musste.
David. Dervla. Garry und Kelly.
Kelly war die wahre Erniedrigung, die kleine Nutte von einer Proletin besaß die Frechheit, sie zu nominieren.
Dervla hasste sie genauso. Dieses Geschwafel aus dem Beichtstuhl brannte in ihrer Seele. »Sie ist ein liebes, liebes Mädchen, eine sehr sanfte, mitfühlende und bezaubernde Seele, aber ich denke, dass ihre Anmut außerhalb des Hauses erheblich besser blühen kann.« Was für eine eingebildete, scheinheilige irische Kuh. In Wahrheit sollte Layla gehen, weil sie nicht wollte, dass ihr eine hübschere und intelligentere Frau die Stimmen der sensiblen Männer wegschnappte.
Dervla und Kelly. Irgendwie schmerzten die Frauen am meisten. Vermutlich weil Layla der Ansicht war, eine so viel bessere Frau als die anderen zu sein. Sie hätten sie unterstützen sollen, sie hätten sie zu ihrer Vorreiterin gegen Pseudos wie David und Rüpel wie Garry und Jazz machen sollen. Ihre Ablehnung war fast schon sexistisch.
Dervla und Kelly. Das waren die beiden, die sie wirklich hasste. Aber besonders Kelly. Dieselbe Kelly, die sie nominiert und dann umarmt und geküsst hatte, als sie rausgewählt worden war. Die gesagt hatte, wie sehr sie sie liebte. Kelly, die so getan hatte, als sei sie aufgebracht, die Laylas Erniedrigung vor den Augen der Welt so sehr verschlimmert hatte.
17. Tag 20:00
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