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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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sich.
    »Gut. Du magst ja ein Arschloch sein, aber du bist ein talentiertes Arschloch, und ich will dich nicht verlieren. Und davon mal abgesehen«, fuhr Geraldine fort, »steht es Dervla jederzeit frei, das Haus zu verlassen. Sie hätte gehen können, und sie könnte noch immer gehen. Aber sie hat es nicht getan, oder? Und wieso? Weil sie im Fernsehen sein will, deshalb, und wenn sie sich dafür ausziehen muss, kannst du deine letzte Kohle darauf verwetten, dass sie sich dazu überreden lässt.«
    Bob starrte in seinen Kaffee. »Wir korrumpieren sie«, murmelte er.
    »Was?«, bellte Geraldine.
    »Ich habe gesagt, wir korrumpieren sie«, wiederholte er, wenn auch noch leiser.
    »Hör zu!«, schrie Geraldine. »Ich bitte die blöde, hochnäsige Kuh nicht, uns ihre Dinger volle Breitseite zu zeigen, oder? Es gibt Richtlinien, wie du weißt. Es gibt eine Programmkontrollkommission in diesem Land. Die Plastikwände dieser Kiste sind transparent, und das Licht wird aus sein. Die Idee dahinter ist doch, es so dunkel zu machen, dass die Anonymität einige ködert, es zu treiben — was, wie ich euch versichern kann, erheblich interessanter sein dürfte als das heilige kleine Höschen der süßen kleinen Dervla. Ich will, dass es in der Kiste buchstäblich so schwarz wie in der Hölle ist.«

ABSCHIED

28. Tag 18:00 Uhr

    Coleridge drückte den Aufnahmeknopf an seinem Bandgerät.
    »Zeugenaussage. Geraldine Hennessy«, sagte er, bevor er das kleine Mikrofon so weit über den Schreibtisch schob, dass es vor Geraldine stand.
    »Kleine Umstellung für Sie, was, Miss Hennessy?«
    »Mrs.«
    »Verzeihung, Mrs. Hennessy. Kleine Umstellung, wenn Sie jetzt mal aufgenommen werden, meinte ich.«
    Geraldine lächelte nur.
    »Erzählen Sie mir von dem Abend, an dem es passiert ist.«
    »Sie wissen genauso viel wie ich. Die ganze Sache wurde von Anfang bis Ende gefilmt. Sie haben die Bänder gesehen.«
    »Ich möchte es von Ihnen hören. Von Peeping Tom persönlich. Fangen wir mit dem Schwitzkasten an. Warum um alles in der Welt wollten Sie ihn haben?«
    »Es war eine Aufgabe«, antwortete Geraldine. »Jede Woche sollen sich die Kandidaten einer Herausforderung stellen, damit sie beschäftigt sind und wir sehen, wie sie zusammenarbeiten. Sie setzen dafür einen Teil ihres wöchentlichen Kontingents an Alkohol und Lebensmitteln aufs Spiel. Wir haben ihnen Holz, Werkzeug und Plastikplane gegeben, ein paar Heizgeräte und die Anleitung. Zufällig haben sie ihre Sache verdammt gut gemacht.«
    »Sie haben ihnen gesagt, wie es geht?«
    »Natürlich, wie hätten sie es sonst schaffen sollen? Wenn ich Ihnen Holz und Plastik geben und sagen würde, Sie sollten einen achtsitzigen Schwitzkasten bauen, wie ihn die amerikanischen Ureinwohner verwendet haben, könnten Sie das?«
    »Wahrscheinlich eher nicht.«
    »Nun, diese Bande auch nicht. Wir haben ihnen die Pläne und das Material gegeben und genau gesagt, wo sie das Ding hinstellen sollen, damit es für unsere Hothead-Kameras Sinn macht. Das haben sie getan. Es hat drei Tage gedauert. Dann, am Samstagabend, haben wir ihnen eine Wagenladung Alkohol geschickt und gesagt, sie könnten jetzt loslegen.«
    »Weshalb haben Sie zugelassen, dass sie sich betrinken?«
    »Das dürfte doch wohl klar sein, oder nicht? Um sie zum Sex zu animieren. Die Sendung lief schon seit drei Wochen, und abgesehen von einem Fast-Treffer mit Kelly und Hamish in Poppenhausen hatten wir bisher nicht das kleinste Nümmerchen zu sehen bekommen. Ich wollte, dass die mal ein bisschen loslegen.«
    »Nun«, meinte Coleridge, »das ist Ihnen ja gelungen.«
    »Verfluchte Scheiße, es war nicht meine Schuld, dass jemand dabei umgekommen ist, Inspector.«
    »Nicht?«
    »Nein, Scheiße, war es nicht.«
    Coleridge konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Frauen fluchten, wusste aber, dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
    »Hören Sie, ich bin keine Sozialarbeiterin, Inspector. Wir machen Fernsehen!«, fuhr Geraldine fort. »Und es tut mir Leid, falls es Sie stören sollte, aber Fernsehen muss sexy sein!«
    Sie redete mit ihm, als hätte sie einen senilen Achtzigjährigen vor sich. In Wahrheit war Coleridge nur zwei Jahre älter als sie, aber die Kluft zwischen beiden hätte nicht größer sein können. Sie hatte jede neue Generation willkommen geheißen und sich ihr angeschlossen, als diese vor ihren Augen heranwuchs, und war so, zumindest in ihren eigenen Augen, ewig jung geblieben. Er dagegen war schon alt geboren.
    »Warum

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