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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Playhouse... und dann, wenn die Kritiken gut ausfielen, würde man ihn schleunigst wieder nach London holen... und schon... schon wäre er wieder im Rennen!
    Wieder im Rennen mit den kleinen Lichtern aus seinem Jahrgang, denen es so viel besser ging als ihm. Wieder im Rennen, damit er das Feuilleton der Tageszeitungen wieder aufschlagen konnte, ohne jedes beschissene kleine Porträt von irgendeinem Pickelgesicht zu verfluchen, das zehn Jahre jünger war als er und gerade erst die Kunst, Shakespeare zu spielen, in einer Feld-Wald-und-Wiesenproduktion in irgendeiner Gartenlaube auf der Isle of Dogs neu definiert hatte.
    Aber nichts von alledem würde je passieren, wenn die Leute erfuhren, dass David Dalgleish, Schauspieler, Künstler, der Mann, der keinen Job annahm, der seines Talentes unwürdig war, in Wahrheit kein anderer als Boris Pecker war! Olivia Newton Dong! Ivor Biggun!
    Dann wäre er der Lächerlichkeit preisgegeben. Der Ruf als »Pornostar« ließe sich nie mehr abschütteln, ganz besonders nicht, wenn man so ein Pornostar gewesen war wie er, der nicht nur austeilte, sondern auch einsteckte. Oh, natürlich, etwas Polanski oder Ken Russell in den frühen Filmen einer Karriere waren in Ordnung. Zweifellos durfte man für einen Regisseur mit großem Namen in jungen Jahren ungestraft die Hosen runterlassen. Im Gegenteil, das hatte sogar Klasse. Selbst einen kleinen Ausrutscher ins Soft-Sex-Lager konnte man überleben, besonders wenn man ein Mädchen war. Eine handgreifliche Lady Chatterley konnte kaum schaden, ebenso wenig wie eine Fanny Hill ohne Korsett.
    Aber Akkordficken Zwanzig.
    Und Der Ballermann.
    Oder Pussy-Picknick.
    David fragte sich, wo Kelly saß, doch in der heißen, stinkenden Finsternis war es schwer zu sagen. Ihm kam der Gedanke, dass er sie — wenn er sie erreichen würde — gleich an Ort und Stelle erdrosseln konnte, ohne dass irgendwer es merken würde.
    Das würde dieser Schlampe das Maul stopfen.
    Aber man brauchte Kelly das Maul nicht zu stopfen, jedenfalls nicht sofort, da sie Davids Geheimnis vorläufig mit keinem weiteren Wort mehr erwähnte. Sie hatte sich auf seine Kosten einen Spaß erlaubt. Zweifelsohne hatte er verdient, dass man ihn ein wenig aufzog. Kellys Wissen hatte für sie nicht im Entferntesten dieselbe Bedeutung wie für ihn. Sie ahnte nichts von dem emotionalen Aufruhr und dem Hass, den sie in ihm auslöste, und bald schon wandte sich das Gespräch anderen Themen zu.
    Es kam zu einigen Fummel- und Trinkspielen. Es wurde reichlich Alkohol konsumiert und noch mehr davon verschüttet, wenn die Plastikflaschen in der Dunkelheit weitergereicht wurden. Der Alkohol zischte und dampfte, wenn er zwischen den heißen Holzkohlen auf die Heizgeräte tropfte. Infolgedessen entwickelte sich der Schwitzkasten nach und nach in eine Art Sauna, in der Wein und Schnaps verdampften.
    Langsam entspannte sich David ein wenig, wenn auch nur minimal. Er war überzeugt davon, dass dies Kellys Botschaft an ihn war, er solle sie nett behandeln und nicht nominieren. Sie zeigte ihm, dass seine Zukunft in ihren Händen lag und sie ihre Waffe nutzen würde, wann immer ihr danach zu Mute war. Nun, falls ja, dachte David, spielte sie ein gefährliches Spiel. Er war ein stolzer Mann. Er konnte und würde nicht zulassen, dass man ihn erpresste, besonders nicht so eine hirnlose Nullnummer wie Kelly. Aber er würde warten müssen, bis seine Zeit gekommen war.
    Die Meute trank weiter. Man gab Lieder und Witze zum Besten, nette und schmutzige, manche sogar zu schmutzig, als dass Geraldine sie hätte senden können.
    Gleichzeitig schien alles langsamer zu werden. Langsamer und aufgeheizter. Die Hitze, der Schnaps und die völlige Orientierungslosigkeit in der Dunkelheit forderten langsam, aber sicher ihren Tribut. Sie wurden immer träger und mutiger, und ihr Selbstschutz verdampfte wie der Alkohol, der auf die Heizung tropfte.
    »Okay, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir uns wirklich kennen, eh?«, lallte Jazz mit heiserer Stimme. »Wir sind alle etwas wirr und durch den Wind, stimmt’s? Also streckt jeder seine linke Hand aus, und wenn er jemanden berührt, muss er sagen, wer es ist, okay? Aber nur tasten... nicht reden, bis man es weiß.«
    Dieser Vorschlag wurde mit ausgelassenem Jubel quittiert, obwohl Dervla, so betrunken sie auch sein mochte, nicht ganz sicher war, wie sie ihn finden sollte. Alle anderen jedoch schienen die Idee mit so großer Begeisterung aufzunehmen, dass ihr nichts anderes

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