Tödlicher Schnappschuss
nach Deutschland gebracht und hier in der Gegend verkauft.«
»Gut, dann haben wir
drei. Denk nach und versuch dich zu beruhigen, Maja: Wer ist tot?
Christian Vorberg, der Fotograf. Er lichtete die ehrenwerten Herren beim
Seitensprung ab. Alexandra Voosen, sie war sozusagen das Corpus Delicti
und diente als Lockvogel. Und wir haben Vorbergs Bruder, nach dem, was du
mir erzählt hast, ein kleines Licht. Erste Frage: Wie passt ein
Drogenkrimineller in das Bild?«
»Wie wir wissen,
konnten sich die Vorberg-Brüder nicht sonderlich gut leiden. Aber
trotzdem musste auch er sterben. Und es sollte nach Selbstmord aussehen.
Die Waffe hat ihm der Täter in die Hand gedrückt, nachdem der
Tod eingetreten war. Wir haben sie sichergestellt und werden sie jetzt
untersuchen. Vielleicht handelt es sich um die gleiche Waffe, mit der auch
Christian Vorberg erschossen wurde. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen,
dann wissen wir schon mal, dass es sich um ein und denselben Täter
handelt.«
»Somit wurden bis jetzt
drei Täter zu drei Opfern, also können wir davon ausgehen, dass
es sich um einen Rachefeldzug handelt. Bleibt die Frage: Sind jetzt alle
Beteiligten tot, oder gibt es noch jemanden, der auf der Liste des Mörders
steht?«
»Geschenkt, denn die
Toten können wir schlecht fragen«, gab Maja gereizt zurück.
Ulbricht ließ sich
nicht aus der Ruhe bringen. »Wo steckst du jetzt?«
»In Holzen, das ist
eine kleine Ortschaft bei Eschershausen. Warum fragst du?« Majas
Stimme klang ein wenig versöhnlicher.
»Komm nach Bad Pyrmont,
wir essen eine Kleinigkeit, und vielleicht fällt uns noch ein
wichtiger Hinweis ein.«
Maja hatte eigentlich keine
große Lust mehr, nach dem langen Arbeitstag in der Gegend
herumzufahren. Sie freute sich auf ein heißes Bad und auf ihre
Couch. Das sagte sie Ulbricht auch, doch er ließ den Einwand nicht
gelten.
»Zu Hause findest du
sowieso keine Ruhe«, prophezeite er ihr. »Also: Wann kannst du
hier sein?«
»In einer halben
Stunde.«
»Gut, wir treffen uns
am Haupteingang zum Hylligen Born.« Bevor sie widersprechen konnte,
hatte Ulbricht die rote Taste gedrückt. Mit einem zufriedenen Grinsen
erhob er sich und verschwand im Bad. Es war höchste Zeit, sich frisch
zu machen. Und wenn er dabei ganz nebenbei noch den Fall löste und
damit eine Last von Majas Schultern nehmen konnte, waren sie beide froh.
EINUNDZWANZIG
Die Dunkelheit hatte sich wie
ein samtenes Tuch über dem Weserbergland ausgebreitet, als er in die
Straße abbog, in der die Villa lag. Die Lichtlanzen der Scheinwerfer
eilten seinem Wagen voraus und durchschnitten die Dunkelheit. Aus dem
Autoradio ertönte leise Musik, doch er hörte nicht hin; zu sehr
beschäftigten ihn die Ereignisse des Tages. Es hatte alles besser
geklappt als er sich erhofft hatte. Im Grunde genommen musste er jetzt nur
noch abwarten, bis die Polizei auf seine falschen Fährten hereinfiel,
um dann die Früchte seiner Arbeit ernten zu können.
Er hatte sein Ziel erreicht
und drückte den Knopf der kleinen Fernbedienung, die in der
Mittelablage zwischen den Sitzen lag. Wie von Geisterhand öffnete
sich das Garagentor, und er rangierte den Wagen hinein und schaltete den
Motor ab. Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er ausstieg und die Neonröhren
an der Decke mit dem Auslösen des Bewegungsmelders ansprangen.
Sekundenlang verharrte er neben dem Wagen und blickte nach oben. Die Röhren
knackten, und es klang ein wenig wie brechende Knochen. Er wandte sich ab,
betätigte die Zentralverriegelung des Wagens und trat in die Nacht.
Drückte die Fernbedienung, und hinter ihm glitt das Garagentor zu.
Mit großen Schritten erklomm er die breiten Steinstufen, die zum
Eingang seines Hauses führten. Als er an diesem Abend die Tür zu
seiner Villa aufschloss, fühlte er sich hier nicht so eingeengt wie
sonst. Er atmete tief durch, erfreute sich an der luxuriösen
Einrichtung, warf einen letzten Blick nach draußen, um sich zu
vergewissern, dass kein ihm unbekanntes Auto an
der Straße stand, und verschwand dann im Haus. Die Luft war rein.
Eilig schloss er die Tür, legte wieder Riegel und Sicherheitskette
vor und schloss zweimal um. Er streifte sich die Schuhe ab, warf die
leichte Jacke an den Haken und ging ins dunkle Wohnzimmer. Dunkelblau
malte sich das große Fenster zum Garten als Rechteck vom tiefen
Schwarz im Raum ab.
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