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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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man vergessen hatte, wegzuräumen. Diese persönliche Beleidigung vermochte Ducoux noch zu schlucken, aber daß man mit einer solchen Meinung Frankreich beleidigte, war nicht mehr zu akzeptieren.
    Ducoux wandte eine uralte, aber immer wieder wirksame Taktik an: Er ließ den Besucher erst einmal schmoren, mitgebrachte Aggressionen verdampfen dabei. Vor allem aber zeigt man damit, daß man angestrengt arbeitet und auch bei einem CIA-Offizier keine Ausnahme macht. Ein Franzose ist zu stolz, um sich kritisieren zu lassen, und schon gar nicht von einem Amerikaner.
    Ducoux genoß in aller Ruhe seine Zigarre und einen zweiten Pernod, ehe er einen Knopf auf seinem Schreibtisch drückte.
    Der Vorzimmerbeamte nickte Fontana zu, der in einem Journal blätterte. »Sie können hinein. Der Chef ist da.«
    Bereits beim Eintritt wußte Fontana, daß man ihn verschaukeln wollte. Im Zimmer hing dick der Zigarrenqualm, und es gab keinen zweiten Ausgang, den Ducoux hätte benutzen können – die Konferenz hatte er also mit sich selbst abgehalten. Er hatte Fontana bewußt eine Stunde warten lassen.
    Mit einem breiten Lächeln ging Fontana auf Ducoux zu, der sich hinter seinem großen Schreibtisch erhoben hatte. Klein und dicklich wirkte er wie ein biederer Pensionär, dessen Lebensaufgabe es geworden war, Zierfische zu züchten.
    »Ich heiße Sie in Paris willkommen, Mr. Fontana«, sagte Ducoux in einem halbwegs guten Englisch. Und er zuckte zusammen, als Fontana ihn sofort verbesserte:
    »Ich heiße Robert Fulton, Sir, Fontana ist ein Name, den nur wir zwei in diesen Diensträumen kennen.«
    Der erste Tritt! Ducoux spürte ihn fast körperlich wie einen Schmerz am Schienbein. Du arroganter Pinkel, dachte er. Aber warte: Ich trete zurück.
    »Davon weiß ich nichts! Man hat mir keinen Robert Fulton avisiert, nur einen Dick Fontana.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Ihre Botschaft und Ihr CIA-Hauptquartier.«
    Fontana-Fulton winkte lässig ab. »Typisch«, sagte er und grinste breit. »Wenn man ihnen zwei Dinge sagt, haben sie nach einer Stunde eines vergessen. Einigen wir uns darauf, daß man mich hier Fulton nennt. Bob Fulton.«
    »Mir ist es egal, wie Sie heißen, also Fulton. Bitte, setzen Sie sich, Herr Fulton.«
    Sie gaben sich kurz die Hand, und Fontana setzte sich, Ducoux blieb stehen. Auch ein uralter Trick: Wer steht, ist dem gegenüber, der sitzt, im Vorteil. Der Sitzende kommt sich kleiner vor, weil er nach oben blicken muß.
    »Hat man Ihnen meinen Beruf genannt, wegen dem ich nach Frankreich gekommen bin?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich bin Repräsentant einer Likörfabrik in den USA, der mit einer neuen Kreation den Markt in Frankreich sondieren soll. Ein Spezialcocktail mit dem flotten Namen Ladykiller.«
    »Sehr sinnig.« Ducoux verzog die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. »Wenn das Ihr wahrer Beruf wäre, hätten Sie wenig Chancen, den französischen Markt zu erobern. Wir haben genug eigene Liköre und Cocktails.«
    »Meinen Auftrag kennen Sie, Sir.« Fontana war nicht bereit, über Liköre zu diskutieren. »Die CIA ist der Ansicht, daß über Frankreich, vor allem über Marseille, Nuklearmaterial an gewisse moslemische Staaten verschoben wird.«
    »Das wird vermutet! Bewiesen ist gar nichts.«
    »Nach Ihren Berichten haben Sie einige Atomschmuggler festgenommen.«
    »Nur mit Proben. Die größte Menge waren zweihundert Gramm Plutonium, aber wegen seiner Unreinheit nur bedingt waffenfähig.«
    »Zweihundert Gramm sind alarmierend viel. Wo zweihundert Gramm sind, da gibt es auch noch mehr. Davon sind wir überzeugt.«
    »Das waren auch unsere Überlegungen.« Nun setzte sich Ducoux Fontana gegenüber hin. Aber das war ein Fehler, denn was Fontana jetzt antwortete, war ein Grund, sofort wieder aus dem Sessel hochzuschießen.
    »Dann war es – verzeihen Sie das offene Wort unter Kollegen – ein Fehler, den Dealer festzunehmen.«
    Ducoux erstarrte innerlich. Diese Rotzjungen von der CIA! Werfen mir einen Fehler vor. Mir! Ich habe schon als Kriminalbeamter ermittelt, als dieser Fontana noch in die Windeln schiß!
    »Was hätten Sie getan?« fragte er.
    »Ich hätte so getan, als sei nichts bemerkt worden, und dann den Burschen Tag und Nacht beschattet, bis zur Übergabe seiner zweihundert Gramm an den Käufer – und dann zugegriffen. So hätte man doppelt zugegriffen: den Kurier und den Interessenten, und wir hätten andere Erkenntnisse gehabt als jetzt.«
    »Es ging uns um die Sicherstellung des Plutoniums. Stellen

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