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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch in unserer Runde. Und Sie bringen frisches Blut in die Gemeinschaft! Möglich, daß Sie mit Ihrem Ladykiller Furore machen. Die Damen sind für alles Neue sehr aufgeschlossen.« Ducoux beugte sich vor und klopfte Fontana auf den Oberschenkel. »Lassen Sie sich überraschen! Ich hole Sie gegen einundzwanzig Uhr ab. Okay?«
    »Okay.« Fontana gab ihm die Hand.
    Es klappt, triumphierte Ducoux innerlich. Tannhäuser zieht in den Venusberg ein! Und ist er erst einmal in die Fänge von Madame und ihren Mädchen geraten, hat er mit der Gattin des Bankdirektors geschlafen oder eine wilde Nacht mit Jeanette, der Frau des Marmeladefabrikanten Verdante, hinter sich, wird ihn das mehr beschäftigen als die Jagd nach unbekannten Atomdealern. Er wird für uns keine Belastung mehr sein.
    Das Leben ist ein Labyrinth, Mr. Dick Fontana.

Der Kibbuz
    Wer sich auf der Monte Christo II rund um das Mittelmeer schippern läßt, gehört nicht gerade zu den armen Leuten, die jede Mark dreimal umdrehen, ehe sie sie ausgeben. Immerhin kostete die billigste Innenkabine für vierzehn Tage Seefahrt glatte siebentausend Mark pro Person, ohne Getränke, ohne Ausflüge an Land und andere Sonderausgaben. Da das Schiff nur zehn Innenkabinen hatte, aber über sechshundert Gäste mitnehmen konnte, war der wirkliche Preis wesentlich höher.
    Die Monte Christo II war ein Kreuzfahrtschiff, einer jener Luxusliner, ein schwimmendes Grandhotel, das vor allem von Amerikanern geliebt wurde, für die eine Kreuzfahrt im Mittelmeer zum Kulturereignis wurde. Man kam in Berührung mit den großen Kulturen, die Weltgeschichte gemacht hatten … mit Römern und Griechen, mit Ägypten und Troja, mit den alten islamischen Reichen, den Mauren und Kreuzrittern, mit Pompeji und Palästina.
    An Bord herrschte die ungezwungene Fröhlichkeit, für die Amerikaner auf Europatrip bekannt sind. Es wirkte sich auch nicht aus, daß die Passagiere ein Durchschnittsalter von etwa Sechsundsechzig Jahren hatten und jugendliche Touristen in der Minderzahl waren. Im Gegenteil – die rüstigen Alten und die noch rüstigeren Witwen, die ihr Erbe lebenslustig in der Welt verteilten und den Verblichenen nur noch in kurzen Worten gedachten, lebten auf dem Schiff in einem Taumel später Jugendlichkeit. Vor allem die Tanzabende, Bordball genannt, forderten dazu auf, sich selbst noch einmal zu bestätigen, daß das Gefühl von Jugend nicht vom Alter abhängig war. Es gab auf der Monte Christo II genug Damen, die sich bei solchen Veranstaltungen wehmütig an frühere Eskapaden erinnerten und noch einmal von einer heißen Umarmung träumten. Nur fehlte es hier an forschen Männern. Die Herren an Bord – von einigen Ausnahmen abgesehen – bemühten sich zwar, für zwei Stunden Gicht und Durchblutungsstörungen, Herzschrittmacher und Parkinson zu verdrängen, aber für Abenteuer nach dem Bordball reichte es kaum noch.
    So war es nicht verwunderlich, daß ein Passagier das Interesse der rüstigen Witwen auf sich zog, weil er nicht nur jung war, sondern groß, attraktiv, muskulös und auch sonst gut gebaut war, was man vor allem an Deck und im Swimmingpool erkennen konnte, wenn er in knapper Badehose herumspazierte oder an der Bordbar stand. Sein Gesicht bezeichneten die Damen als markant … eine Hakennase, ein breites kräftiges Kinn, eine hohe Stirn, naturblonde, kurze Haare und ein deutlich hervorstehender Adamsapfel. Vor allem der reizte die Damen ungemein, heißt es doch, ein großer Adamsapfel sei der Ausdruck ungewöhnlicher Potenz.
    Von diesem heimlich oder auch offen angeschwärmten Passagier wußte man nur, daß er ein Russe war, zugestiegen in Istanbul. Er benahm sich sehr zurückhaltend, lag meistens allein an Deck in einer Ecke neben den Aufbauten, saß allein an einem runden Tisch im Restaurant, tanzte nicht, verzichtete auf jeden Kontakt, auch mit den Männern. Nur eines konnte man beobachten: Er soff. Ob bei den Mahlzeiten, nachmittags an der Bar, abends im Ballsaal oder um Mitternacht in der Nachtbar – er schüttete in sich hinein, was nur ging. Aber – o Wunder – noch nie hatte man ihn wanken sehen. Von Trunkenheit war überhaupt keine Rede.
    »Man muß ein Russe sein, um so saufen zu können«, sagte einer der Herren anerkennend. »Ich habe nie den Whisky verschmäht, ich habe immer gern einen hinter die Binde gekippt … aber was der da in sich reinschüttet … einfach phänomenal! Seine Leber muß wie ein Schwamm sein.«
    Die Männer beneideten ihn … die Frauen

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