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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Plutonium liefern kannst …«
    »Ich kann!« Kunzew blickte Natalja mit traurigen Augen an. »Wohin bin ich gekommen! Aber ich will leben, leben, nur noch ein paar Jahre leben. Wenn ich in der Erde liege, kann man mich verfluchen, dann höre ich es nicht mehr.«
    Natalja ging mit Micharin jede Nacht ins Bett. Er reagierte wie ein gut dressiertes Pferd und erzählte mehr, als er verantworten konnte. Einmal sagte er sogar:
    »Ich liebe dich wirklich, Nadesha. Sollten wir nicht heiraten?«
    Und sie hatte lachend geantwortet: »Kannst du dir mich als Ehefrau vorstellen? Du würdest es nicht überleben.«
    »In ein paar Tagen fliegst du zurück nach Moskau. Wann sehe ich dich wieder? Kommst du nach Tomsk? Oder soll ich nach Moskau kommen? Ich muß dich wiedersehen.«
    »Die nächsten Wochen werden es zeigen, Oberst.« Sie nannte ihn immer noch Oberst, und Micharin hatte sich daran gewöhnt. Zu einem zärtlichen Kosenamen war Natalja nicht bereit. »Ich … ich hoffe, daß wir uns bald wiedersehen.«
    Damit gab sich Micharin zufrieden.
    Etwas anderes war die Sache mit Nina Iwanowna Kunzewa, der Ärztin. Nach jedem Besuch bei ihrem Vater drückte sie Natalja an sich, streichelte sie verstohlen, rieb sich an ihr, schob ein Bein zwischen ihre Schenkel und streichelte die Wölbung ihres Gesäßes. Natalja ließ sie gewähren.
    An einem Nachmittag stand Nina plötzlich in Nataljas Zimmer im Hotel und stürzte auf sie zu, als sei sie ein angreifendes Raubtier. Sie bedeckte mit wilden Küssen Nataljas Gesicht, Hals und Schultern, zog ihr die Bluse aus und vergrub ihr Gesicht zwischen den großen, nach Rosenwasser duftenden Brüsten. Dann zog sich Nina mit zitternden Händen aus und warf sich nackt auf das Bett. Sie hatte einen schöneren Körper, als Natalja vermutet hatte.
    »Komm …«, keuchte Nina. »Ich schreie mir sonst die Seele aus dem Leib …«
    Zum ersten Mal gab sich Natalja einer Frau hin. Auch jetzt empfand sie nichts, während Nina in Ekstase zuckte, bebte, sich aufbäumte und im Bett herumwarf. Sie blieb kühl, ließ alles über sich ergehen und wunderte sich nur, daß sie sich nicht ekelte. Dann war auch das vorbei, Nina rauchte eine Zigarette und trank eine ganze Flasche Mineralwasser.
    Von da an kam Nina jeden Nachmittag ins Hotel und schrie ihre Lust hinaus. Und dann erzählte sie, erzählte und erzählte, und Natalja erfuhr alles, was sie noch nicht wußte. So nackt, wie Nina neben ihr lag, so enthüllt waren alle Pläne von Kunzew und Micharin. Nataljas Auftrag war beendet.
    An einem frühen Morgen flog Natalja zurück nach Moskau. Umsteigen in Alma Ata, der Hauptstadt von Kasachstan. Alle drei – Kunzew, Micharin und Nina – standen auf dem Flugplatz und winkten Natalja zum Abschied zu. Sie winkte zurück, bevor sie den Flieger bestieg. Adieu! Wir sehen uns nicht wieder. Was jetzt kommt, ist allein Sybins Sache. Es waren schöne Tage in Semipalatinsk. Ich habe gelernt, wie Lesben lieben können. Das andere, das mit Micharin … Routine.
    In Moskau holte Sybin Natalja am Flughafen ab. Er küßte sie dreimal auf die Wangen, sagte zärtlich: »Endlich bist du wieder da, Schweinchen!«, und dann stiegen sie in Sybins Wagen. Es war ein Jaguar, zwölf Zylinder, schwarzmetallic, hellgraue Lederpolster; vor den Rücksitzen ein eingebauter Fernseher und eine aufklappbare Bar.
    »Neu!« sagte Natalja und streichelte das Lederpolster.
    »Vor drei Tagen angekommen.« Sybin grinste sie stolz an. »Die Geschäfte gehen gut. Was will man mehr?«
    Geschäfte … das waren Schutzgelderpressung und Menschenhandel. Junge hübsche Mädchen, die in den Westen geschickt wurden, um die Bordelle zu beleben. Man hatte ihnen gesagt, daß sie als Kindermädchen, Hausgehilfinnen und Krankenschwestern gebraucht würden. Von ihrer Zukunft als Huren hatten sie keine Ahnung.
    In Sybins Stadtwohnung – er besaß auch eine Datscha in den Wäldern südlich der berühmten Klosteranlagen von Sagorsk – servierte er Natalja zur Begrüßung eine Flasche Roederer Brut Cristal, ihr Lieblingsgetränk.
    »Bist du müde?« fragte er.
    »Nein. Ich habe während des Fluges geschlafen.«
    »Dann erzähle …«
    Natalja nahm einen großen Schluck und öffnete vier Knöpfe ihres Kleides. Es war warm in Moskau. Ein sonniger Maitag, wie damals, als Sybin sie auf der Bank am Moskwa-Ufer ansprach. Zwei Jahre war das nun her …
    »Ich weiß alles«, sagte sie.
    »Was heißt alles?«
    »Sämtliche Pläne von Micharin. Professor Kunzew ist zu allem bereit.

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