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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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können dir richtig gut gemachte beschaffen.«
    »Warum sollten sie? Wollen die denn was mit mir zu tun haben?«
    »Eine ganze Reihe von Unternehmen sind tatsächlich ausgeschlossen, vor allem die weniger vertrauenswürdigen, die Geschäfte mit den Arabern machen, mit afrikanischen oder südamerikanischen Ländern … und Kontakt zu den Geheimdiensten haben.«
    »Ein neuer Pass allein reicht mir nicht«, platzte Pierre heraus. »Ich brauche eine Wohnung und Schutz.«
    »Das sehe ich anders. Du musst von der Bildfläche verschwinden, und zwar vollständig. Wer dich beschützt, präsentiert dir auch irgendwann die Rechnung.«
    »Da hast du vielleicht recht. Und wie kann ich mit den Käufern der Dateien Kontakt aufnehmen?«
    »Sie melden sich selbst, zu gegebener Zeit.«

    Er brauchte nur zwei Tage zu warten. Eine Frau um die fünfzig mit ausgesprochen gewöhnlichem Gesicht und französischem Akzent bestellte einen Salty Dog. Während sie ihn schlürfte, erregte sie mit verstohlenen Blicken seine Aufmerksamkeit und flüsterte ihm in einem unbeobachteten Augenblick den Namen eines Hotels, eine Zimmernummer und die Uhrzeit zu.
    Pünktlich am nächsten Morgen klopfte Pierre an die Tür des Zimmers. Ihm öffnete ein Mann, dessen Vergangenheit bei den Spezialeinsatzkräften und Erfahrung im Feld Pierre sofort erkannte. Er hatte gelernt, so jemanden anhand der lässig-geschmeidigen Bewegungen von den verschiedenen Arten Söldner zu unterscheiden. Wahre Profis müssen niemandem etwas beweisen. Der Mann bat ihn herein und deutete auf einen Sessel. Die Frau kam aus dem Bad und reichte ihm lächelnd die Hand. Pierre nahm einen USB-Stick aus der Tasche, auf den er zu Demonstrationszwecken mittels des Computers in der Bar ein paar zufällig gewählte Dateien geladen hatte. Die Französin steckte ihn in ihren PC und schickte die Dateien irgendwohin.
    »Jetzt müssen wir ein wenig warten«, sagte sie. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Gern einen Kaffee.«
    Der Zimmerservice brauchte länger als die Antwort. »Wir sind am Ankauf interessiert«, las die Frau vor, »und bieten Ihnen …«
    Pierre unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Ich will kein Geld, sondern eine neue Identität. Alles, von der Geburtsurkunde bis zum Reisepass«, erklärte er.
    Sie zuckte mit keiner Wimper. Pierre blickte zu dem Mann hinüber. Der stand da und starrte ihm auf die Hände. Er war nur an seinen Bewegungen interessiert. Eine falsche Regung, und er würde ihm das Genick brechen.
    Die Französin nahm das Handy und stand auf. »Da muss ich nachfragen«, sagte sie und ging auf die Terrasse.
    Dort zündete sie sich eine Zigarette an und genoss die Aussicht. Sie teilte ihrem Boss die Forderung des Anbieters mit.
    »Ich glaube, er ist kein Profi«, meinte sie. »Wir können ihn auch linken.«
    »Ein Freund hat ihn empfohlen. Er soll bekommen, was er will.«
    Die Frau beendete das Gespräch, blickte aber weiter rauchend aufs Meer. Wäre es nach ihr gegangen, hätten sie den Italiener reingelegt. Er war ein Loser, allein dafür verdiente er eine Strafe. Der Freund vom Boss musste ein Fremdenlegionär sein, vielleicht einer von dem Foto auf dem Schreibtisch. Sie waren eine verschworene Gemeinschaft und boten einander Schutz und Hilfe, ein Leben lang. Der Boss hatte Frau und Kinder, sah sich aber lieber im Kreise seiner früheren Mitsoldaten. Er gefiel ihr, sie wäre gern mit ihm ins Bett gegangen, aber sie war nie hübsch gewesen, jung war sie auch nicht mehr, und er hatte sie nie eines Blickes gewürdigt.
    Sie wandte sich um und sah durch die Fensterscheibe ihre Leibwache an. Die Lust stieg in ihr auf, warm wie die Sonne, die auf den Balkon flutete. Dieser Muskelberg würde nicht Nein sagen, aus verschiedenen Gründen. Sie drückte die Kippe aus und ging wieder hinein, es war Zeit, das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen und sich angenehmeren Dingen zu widmen.
    »Gut«, sagte sie, »es lässt sich einrichten.«
    »Wann?« Pierre war ungeduldig.
    »Eine Woche«, sagte sie. »Wir brauchen dann noch Passbilder.«
    Pierre zog aus der Hintertasche seiner Jeans die Fotos, die er zuvor hatte machen lassen.
    Die Frau deutete auf den Bodyguard. »Er kümmert sich um alles.«
    Während Pierre zur Tür ging, gab sie ihm eine letzte Ermahnung mit auf den Weg. »Seien Sie nicht so dumm, das Material anderweitig zu verkaufen.«
    Auf dem Weg nach Villaputzu ließ er sich den Plan durch den Kopf gehen. Er wollte Tore erklären, die Tierärztin würde in zehn Tagen,

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