Toedlicher Staub
wenn die Information gut ist.«
»Sie ist ausgezeichnet, nämlich präzise und detailgenau.«
»Sehr gut. Ich höre.«
»Die Ermittlungen wurden von Tenente Deidda geleitet, einem Vertrauensmann von General Bernini. Hier in Cagliari ist er sein Stellvertreter in der Armee, und nicht nur …«
Der Ex-Major erkannte die Zusammenhänge unmittelbar. Fünfeinhalb Tonnen Hasch bester Qualität waren der Finanzpolizei in die Hände geraten und sollten nun im Machtkampf zwischen den Spitzen der Carabinieri und des militärischen Nachrichten- und Sicherheitsdienstes eingesetzt werden.
»Ich weiß, dass es einen Spitzel innerhalb der Organisation gab, aber es ist nicht bekannt, wer das war«, fuhr Tore fort. »Wenn Sie möchten, kann ich das in Erfahrung bringen, das kostet allerdings extra.«
Lächelnd schüttelte Ceccarello den Kopf. Mehr brauchte er nicht zu wissen. »Darf ich Sie zu einem alten Cognac auf mein Boot einladen, damit wir dort das Finanzielle regeln können?«
»Sehr gern.«
Am Abend verstaute Tore Moi den Umschlag mit den Banknoten in dem kleinen Tresor in seinem Arbeitszimmer. Das Geld kam gerade passend für die bevorstehende Hochzeit von Teresa, seiner Jüngsten, die mit Efisio, einem vielversprechenden Radiologen vom Städtischen Krankenhaus, verlobt war. Während er sich den Pyjama überstreifte, dachte er: Erst einmal Nazzari und diese Tierärztin beseitigen, dann Kontakt zu dem Unternehmen aufnehmen, das Zugang zum Sperrgebiet wünscht, später mit Hilfe einer Menge Fingerabdrücke Ceccarello an Deidda verkaufen. Bevor er das Restaurant verließ, hatte er dem Wirt zugeflüstert, er solle Ceccarellos Gläser in einem Tuch aufbewahren. Nicht, weil er ungern mit ihm Geschäfte gemacht hätte. Im Gegenteil, das war ein angenehmer Zeitgenosse. Das Problem war nur, dass General Bernini in den örtlichen Machtkämpfen zu obsiegen schien und seine Leute an den wichtigsten Einsatzorten unterbringen würde. Und dazu gehörte auch Cagliari! In diesem Fall würden sie eine effiziente Struktur für Spezialoperationen benötigen, jene, bei denen man die Staatsanwaltschaft nicht um Erlaubnis fragen musste.
Er war noch nicht müde, also weckte er seine Frau. Er wusste, sie würde nicht wollen, aber darum scherte er sich nicht. Er würde sowieso schnell fertig sein.
Der Bodyguard der Französin, der ihm den Pass bringen sollte, tauchte in der Bar auf. Er lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tresen und bestellte bei Cristina einen Alexander. Sie gab die Bestellung an Pierre weiter und beschwerte sich: »So ein hübscher Mann, und dann bestellt er so einen Schwuchtelcocktail.«
Als sie ihn vor ihm hinstellte, bedachte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln, das er unerwidert ließ. Enttäuscht zog Cristina sich zurück.
»Hör mal, der könnte doppelt so alt sein wie du«, meinte Nazzari, der den Franzosen in der Erwartung irgendwelcher Zeichen beobachtete.
»Na und? Schau dir an, wie der gebaut ist.«
Der Mann schlürfte seinen Alexander, zahlte und ging Richtung Straße davon. Einmal blieb er stehen und blickte sich um. Nur kurz, aber so, dass klar wurde, Pierre solle ihm folgen.
»Pinkelpause«, verkündete der und verschwand.
Der Austausch fand im Schutz zweier Wagen statt. Die beiden wechselten kein Wort. Nazzari hielt den braunen Umschlag kurz in den Händen, dann konnte er der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu öffnen und den Pass mit dem französischen Wappen herauszuholen. Unter seinem Bild las er einen Namen, den er noch nie gehört hatte. Das gefiel ihm. Neuer Name, neues Leben, dachte er.
Später kam Nina in der Bar vorbei. Sie lehnte sich an den Tresen und winkte ihn heran. »Also nicht dass du denkst, wir sind jetzt zusammen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Das ist ja wohl klar, oder?«
Ihr Atem roch nach Alkohol. »Wie viele Bierchen hast du auf dem Herweg gezischt?«, fragte Pierre lächelnd.
Sie kniff verärgert die Augen zusammen. »Erst musst du antworten.«
»Wir sind kein Paar, falls du das meinst.«
»Nur eine Bettgeschichte, um nicht so allein zu sein.«
»Mehr nicht.«
Nina entspannte sich. »Drei«, sagte sie. »Hab mir Mut antrinken müssen für diese Aussprache.«
Dann drehte sie sich zu Cristina um, die den Wortwechsel mit größtem Interesse verfolgte. »Ich hatte schon Angst, er würde sich wer weiß was in den Kopf setzen … Du weißt ja, wie sie sind, die Männer.«
»Und ob ich das weiß«, gab Cristina zurück.
»Nur von dem hier«, Nina deutete mit dem
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