Toedlicher Staub
spätestens zwei Wochen verschwinden, genug Zeit, um seinen neuen Pass zu bekommen. Dann würde er über Korsika nach Marseille fliehen, dort untertauchen und auf bessere Zeiten warten.
Jetzt musste er erst einmal wieder Kontakt zu Nina bekommen, die sich nicht mehr gemeldet hatte.
»Mir hat nicht gefallen, wie du letztes Mal mit mir gesprochen hast«, erklärte sie ihm. »Als wolltest du mir unbedingt Angst einjagen.«
Sie saßen im Wohnzimmer ihres Hauses. Der Ventilator kreiste träge über ihren Köpfen. Der August neigte sich dem Ende zu und nahm die Touristen mit sich fort, doch die Hitze blieb unverändert; bis Ende Oktober würde sie sich so halten, hatte er in einer Bar sagen hören. Was für ein Wetter er wohl in Marseille haben würde?
»Glaube mir, das war nicht meine Absicht«, verteidigte er sich. »Ich hab mir einfach Sorgen gemacht.«
Nina kniff die Lippen zusammen. »Na gut. Ein Glück, denn ich fand es richtig schade, dass ich nicht in die Bar kommen und dich treffen konnte. Das ist der einzige Ort, an dem ich mich wohlfühle, und du bist der einzige Mensch, zu dem ich ein bisschen Vertrauen habe.«
Pierre lächelte ihr zu. »Zur Wiedergutmachung zaubere ich dir Cocktails und Longdrinks, deren Namen du noch nicht mal gehört hast. Super Zeug.«
Nina schien sich zu entspannen. »Ich freue mich, dass du zu mir gekommen bist. Das ist wirklich lieb. Außerdem hab ich mich zu Tode gelangweilt. Die ganze Zeit nichts als Arbeit.«
Sie stand auf und setzte sich ihm rittlings auf den Schoß, nahm sein Gesicht zwischen die Hände und berührte seine Lippen sanft mit ihren. »Soll ich weitermachen oder ein braves Mädchen sein und mich wieder hinsetzen?«
»Mach weiter, das ist schön.«
»Schauen wir mal, ob du die Wahrheit sagst.« Sie zog ihm den Reißverschluss auf und schob die Hand in seine Unterhose. »Schön hart, Signor de Rossi.«
Nina stand auf und streifte sich die Jeans ab. Er half ihr beim Slip. Sie setzte sich wieder auf ihn und begann, sich langsam zu bewegen. Er zog ihr das T-Shirt aus und streichelte ihre Brüste. Nina kam fast sofort.
»Das war schon lange mal wieder fällig«, sagte sie, während sie ins Bad ging. Pierre saß verblüfft da. Für ihn war die Nummer noch nicht zu Ende. Er folgte ihr; sie war dabei, sich zu waschen.
»Lässt du mich einfach so sitzen?«, fragte er.
Sie wandte den Kopf und betrachtete seine Erektion. »Danke, für mich ist’s gut«, meinte sie in einem Ton, der Pierre alles andere als gefiel. Er packte sie bei der Hüfte, hob sie an und nahm sie von hinten. Sie sträubte sich nicht, im Gegenteil: »Viel Spaß, Hübscher.«
Hinterher lud sie ihn zum Mittagessen ein, in ein Restaurant am Porto Corallo, einem nahegelegenen Strand. Beim Essen unterhielten sie sich über die Männer und Frauen, die in das Un posto al sole kamen und mit denen sie sich vorstellen konnten, ins Bett zu gehen. Nina hörte zu ihrer Überraschung, dass Pierre nicht auf Cristina scharf war. »Die hat doch einen tollen Hintern, und jung ist sie auch …«
Pierre machte einen auf galant. »Zu jung für meinen Geschmack.«
»Quatsch.«
»Sie zieht zu viel Koks. Die Mädchen, die’s damit übertreiben, bringen es nicht.«
»Ich nehm keines«, stellte sie klar. »Einen Joint hin und wieder gern, das schon. Was hältst du davon, wenn wir nach Hause fahren, was rauchen und weitervögeln?«
Pierre fand, insgesamt hatte das Schicksal eine ganz gute Wendung genommen. Jedenfalls dachte er das, bis er Tore am Telefon hatte.
»Nina sagt, sie packt bald ihre Sachen«, log er, in der Hoffnung, überzeugend zu klingen.
»Wann?«
»Zwei, höchstens drei Wochen.«
»Gut. Du arbeitest so lange bei Sebastiano weiter, bis wir eine andere Verwendung für dich haben.«
Da beging Nazzari den Fehler, nicht den Mund zu halten. Er wollte doch sowieso abhauen, Tore würde nichts sein als eine böse Erinnerung. Stattdessen hörte er sich selber sagen: »So war das aber nicht abgemacht. Wenn Nina weg ist, müsst ihr mich in Ruhe lassen.«
»Deine Strafe besteht darin, dem Vaterland zu dienen«, gab ihm der andere zurück.
»Ihr scheißt doch aufs Vaterland!«, bellte Pierre in den Hörer. Am liebsten hätte er sich die Zunge abgebissen, aber gesagt war gesagt.
Moi schwieg einen Moment, dann hängte er auf. Er drehte sich zu Mario um. »Dieser Nazzari ist ein Stück Scheiße. Wenn die Sache mit der Tierärztin abgeschlossen ist, wird er erledigt.«
Nach diesem Beschluss begab er sich in
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