Toedlicher Staub
Zeigefinger auf die Strandbar. »Da drin. Und zwar jetzt«, befahl er, als wären sie gut abgerichtete Hunde.
Die drei setzten sich unhörbar in Bewegung. Der Angriff kam für Pierre und Nina völlig unvorbereitet. Angelo kümmerte sich um die Frau, die in der Hängematte schaukelte. Ein Fausthieb in den Bauch, und sie rang um Luft. Schon lag sie am Boden und wurde an den Haaren in die Bar geschleift. Sie versuchte aufzustehen, aber der junge Mann verpasste ihr einen Kopfstoß auf die Nase, und sie verlor das Bewusstsein. Die beiden anderen bearbeiteten Nazzari, der bald zu Boden ging, das Gesicht zu einer blutigen Masse zerschlagen. Er hatte sogar noch einen nicht allzu harten Haken auf Kevins Kinn landen können, der sich mit zwei Tritten in den Unterleib revanchierte, um dann einen von Pierres Füßen zu packen und sein Opfer gemeinsam mit dem dritten Mann ins Innere des Lokals zu schaffen.
Währenddessen hatte Angelo bereits Ninas Slip heruntergezogen und machte sich gerade den Gürtel auf. Ghisu hatte die Umgebung in den Augen behalten; kein Mensch zu sehen. Jetzt warf er noch zur Sicherheit einen letzten Rundblick, dann begab er sich zu seinen Männern. Er hatte einen Einfall.
Drinnen verpasste er demjenigen, der Nina vergewaltigte, einen Fußtritt. »Mensch, musst du ihn überall reinhängen«, rügte er ihn.
Angelo grunzte verärgert und machte unbeirrt weiter. Zwischen den beiden anderen war eine kleine Diskussion entstanden. Alex wollte Pierre mit einem Fußtritt auf den Kehlkopf den Rest geben, Kevin meinte, sie müssten ihn erst zu Matsch hauen.
»Schluss mit dem Quatsch«, rief ihr Boss aus, griff eine Flasche Rum und leerte sie über Pierre. Die beiden Männer grinsten fröhlich und taten es ihm gleich.
»He Leute, will noch einer?«, fragte Angelo, der sich die Hose zuknöpfte.
»In das Stinkloch steck ich doch mein’ Prügel nich rein«, meinte Kevin abschätzig und goss Nina Grappa über Gesicht und Haare. Sie bewegte sich kaum noch, versuchte zu schreien, doch es war nicht mehr als ein Röcheln zu hören.
Ihr Boss befahl ihnen, den Mülleimer mit Papierservietten und Plastikbechern zu füllen und ihn dann in Brand zu setzen. Danach rannten sie Richtung Strand davon. Nach zehn Metern waren sie in der Dunkelheit verschwunden.
In diesem Augenblick befand sich Sebastiano Trincas nur ein paar hundert Meter entfernt; er kam zur Bar zurückgerast, denn ihm war das Geschenk eingefallen, das er am Abend auf jeden Fall seiner Frau überreichen wollte. Es war ihr Hochzeitstag, er hatte ihr einen Ring gekauft, und zwar keinen billigen Klunker, sondern ein Schnäppchen für dreitausend Euro, das er im Münzfach der Kasse verborgen hatte. Bevor er gegangen war, hatte er nur daran gedacht, die Banknoten aus der Kasse mitzunehmen.
Kaum war er aus dem Auto gestiegen, bemerkte er den Schein des Feuers und begriff, was da geschah. Hin und wieder ging eine der Strandbars in Flammen auf. Er rannte in das Innere, um den Feuerlöscher zu greifen, traf aber auf Nina, die versuchte, auf die Beine zu kommen, nahm sie in den Arm und brachte sie nach draußen in den Sand.
»Marco. Hilf ihm«, hustete sie.
Sebastiano kehrte nach drinnen zurück und fand Pierre, der immer noch ohne Bewusstsein war. Er schleifte ihn ins Freie, dann versuchte er zu löschen, doch es brannten bereits der Bodenbelag und die hölzerne Inneneinrichtung. Hastig holte er den Ring und schaffte es gerade noch hinaus, bevor die Flammen ihm den Weg abschnitten.
»Kannst du mir helfen?«, fragte er Nina und griff Nazzari unter die Achseln, um ihn hinzusetzen.
»Er muss liegenbleiben, bis der Krankenwagen kommt, vielleicht hat er innere Verletzungen«, protestierte Nina. »Außerdem müssen wir die Polizei und die Feuerwehr rufen.«
»Nichts da! Von wegen Polizei«, beschied Sebastiano knapp. »Wir müssen hier weg, bevor uns jemand sieht.«
»Was soll denn das?«
»Erkläre ich dir nachher.«
Verwirrt und schwankend half Nina ihm, sich Pierre auf die Schultern zu laden, zum Wagen zu bringen und dort auf den Rücksitz zu legen. »Setz dich zu ihm«, wies er sie an.
Während er wegfuhr, nicht zu schnell, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, warf er noch einen Blick auf seine Strandbar. Was er mit so viel Mühe aufgebaut hatte, stand lichterloh in Flammen. Am liebsten hätte er seine ohnmächtige Wut hinausgeschrien und denen, die das zu tun gewagt hatten, Rache geschworen, doch hatte das alles ganz sicher mit Nazzari zu tun, und er
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